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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dass Torad erst sechzehn war. Er wandte sich ab. Niemand hatte ihm sagen können, was auf dem Albenpfad geschehen war. Selbst die Elfen wirkten verunsichert. Immer wieder hatten sie behauptet, dass die Pfade der Alten sicher vor den Angriffen der Geschöpfe der Finsternis waren. Die Wahrheit sah anders aus, dachte Alfadas bitter.
    Ragni kam auf ihn zugeeilt. »Ich habe mit allen Kriegsjarls gesprochen. Wir haben siebzehn Männer verloren. Und mehr als zwanzig sind…« Er sah den Herzog hilfesuchend an, als fände er keine Worte für das, was geschehen war. »Mehr als zwanzig sind verändert«, sagte er schließlich. »Es gibt noch ein Problem. Glaubst du, die Elfen können das Tor noch einmal öffnen?«
    »Warum?«
    »Komm mit mir. Ich habe sie in eines der Zelte gebracht, damit niemand merkt, was geschehen ist. Jemand hat sich uns angeschlossen…« Der Jarl sah sich besorgt um. »Wir werden große Schwierigkeiten bekommen.«
    »Könntest du mir vielleicht… «
    Statt einer Antwort griff Ragni den Herzog beim Arm und zog ihn mit sich. »Es darf auf keinen Fall bekannt werden. Lam-bi und seine Halsabschneider würden ihn umbringen.« Der Kriegsjarl zog ihn in ein Zelt. Dort warteten Dalla, die Heilerin des Königs, Veleif, Horsas Skalde und ein Krieger. Das Gesicht des dritten Mannes verbarg sich im Schatten seiner tief in die Stirn gezogenen Kapuze.
    »Was soll das?«, fragte Alfadas gereizt. Er begriff, was Ragni meinte. Horsa würde es gewiss so auffassen, dass er ihm seinen Skalden und seine Bettgefährtin gestohlen hatte.
    »Mein König braucht meine Dienste nicht weiter, hat er mir heute Morgen erklärt.« Dalla hatte himmelblaue Augen. Sie sah den Herzog fest an. »Du weißt, warum! Das Gespräch gestern Nacht hat ihn verändert. Und es ist gut so. Ich möchte meine Dienste deinen Männern anbieten.«
    Ragni grinste anzüglich. »Das hättest du mir auch gleich sagen können.«
    »Nicht diese Dienste! Mir ist gleich, was du von mir denkst, aber ich bin keine Hure! Ich habe Horsa geliebt. Und ich tauge zu mehr als nur dazu, einem Mann im Bett Vergnügen zu bereiten! Ich kann schwere Blutungen stillen, tiefe Wunden vernähen und das Gleichgewicht der Säfte wiederherstellen, wenn deine Krieger erkranken.«
    »Das Gleichgewicht meiner Säfte bringt dein Anblick ganz schön durcheinander.«
    »Genug, Ragni!«, fuhr Alfadas den Kriegsjarl scharf an. »Keiner hier wird Hand an dieses Weib legen. Sie ist willkommen, nun, wo sie bei uns ist.« Er wandte sich an Veleif. »Und du, Skalde? Was führt dich hierher?« Der Dichter lächelte entschuldigend. »Ich fürchte, meine Absichten sind eigennütziger. Ich konnte es nicht mehr länger ertragen, für Horsa Lügengeschichten zu verbreiten. Dieser Feldzug ist die größte Heldengeschichte seit vielen Generationen. Ich muss einfach dabei sein. Du wirst Geschichte machen, Alfadas, und ich werde sie in schöne Worte fassen, damit künftige Generationen sich ein Beispiel an deinem Mut und deiner Kühnheit nehmen. Keine zwei Stunden bin ich bei deinem Heer, und schon habe ich mehr Wunderbares erlebt als in den vierzig Jahren zuvor. Ich bin auf einem goldenen Pfad durch die Dunkelheit geschritten, in ei-nem Heerlager der Elfen, und deine Krieger erzählen von einem Geisterpferd, das ihnen begegnet ist. Ich werde eine Saga über dich verfassen, Alfadas Elfensohn.«
    Der Herzog zuckte innerlich zusammen, als er den verhassten Beinamen hörte. Er konnte Veleif nicht zurückschicken. Lyndwyn, die das Tor geöffnet hatte, war unmittelbar nach der Ankunft des Heeres gemeinsam mit dem größten Teil der Elfen, die das Lager aufgebaut hatten, wieder verschwunden. Es gab kein Zurück mehr. Aber das wusste der Skalde ja nicht.
    »Ich bin kein Freund von Lügen und schamlosen Übertreibungen, Veleif, und ich bin geneigt, dich zurück auf den Pfad aus Licht zu schicken. Vielleicht begegnest du dort dem Geisterpferd. Nun geh hinaus und sieh dir die Männer an, die diese Bestie angegriffen hat. Sieh dir an, wie es ist, binnen eines Augenblicks um Jahrzehnte zu altern. Beweise dich als ein wahrhaft großer Skalde. Singe das Lied der Wahrheit.«
    »Ich singe immer… «
    Alfadas schnitt ihm mit einer harschen Geste das Wort ab. »Ich weiß, was du für Horsa getan hast. Ich war dabei, als er die Elfenkönigin traf, und es geschah nicht in einem Zelt auf einem Floß!«
    »Der König hat mir aufgetragen, was ich dichten soll. Ich habe es nicht gern getan. Du weißt doch… «
    »Ich weiß,

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