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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Koordinaten im weglosen Abgrund.
    Die Kreatur, mit der Skanga ihn verschmolzen hatte, fürchtete die Albenpfade wie der ungehorsame Hund die Peitsche seines Herrn. Die Bestie wagte es nicht, die Pfade zu betreten, und doch belauerte sie die magischen Wege ständig. Sie spürte Eindringlinge, wie eine Spinne es spürt, wenn etwas ihr Netz berührt. Binnen eines Augenblicks so kam es Vahelmin zumindest vor - waren sie dort, wo sich etwas im Netz bewegte. Lauernd umlagerten sie dann mit anderen Geschöpfen der Finsternis den Albenpfad und warteten darauf, dass einer der Eindringlinge den Fehler machte, den sicheren Weg zu verlassen.
    Verließ man den Pfad, dann verblasste das goldene Licht sofort. Vom Nichts aus betrachtet, war das goldene Netz unsichtbar. Man spürte es, wenn man ihm sehr nahe kam, aber es half einem nicht, sich in der Dunkelheit zu orientieren. Die Bestie in Vahelmin fürchtete die Kraft, mit denen die Alben einst ihre Wege umgeben hatten. Doch jetzt, wo sie beide eins waren, vermochten sie die Schutzzauber mühelos zu durchdringen. Diesmal war es Vahelmin, der sich an den Ängsten seines dunklen Seelenbruders weidete, als er ihn auf die Pfade aus Licht führte.
    Erst als sie in das Netz eindrangen, erinnerte sich Vahelmin, dass sie jemanden suchten. Eine Elfe… Die Königin! Doch er vermochte keine Spur von Emerelle zu finden. Auch die Erinnerung an Shahondin kehrte zurück. Waren sie nicht gemeinsam in das Netz gegangen? Warum hatte sein Vater ihn verlassen? Hatte er die Spur der Herrscherin gefunden?
    Getrieben vom Ehrgeiz, hinter Shahondin nicht zurückzustehen, lernte Vahelmin, dass er das Nichts verlassen konnte. Dort, wo sich viele Albenpfade in einem Stern kreuzten, war es leicht, der Finsternis zu entkommen. Als er zum ersten Mal ausbrach, gelangte er an einen Ort voller Licht und Sand. Er stand inmitten eines weiten, schwarzen Basaltkreises. Neugierig streifte er durch das Sandmeer. Doch es gab hier keine Beute zu machen. Das Land war tot, und so kehrte er ins Nichts zurück.
    Anschließend wagte er mehrere kleine Ausflüge, um seine Fähigkeiten zu erproben. Wahllos trat er durch Albensterne, blieb aber nie lange. Hier tötete er einen Hasen, dort ein kleines Reh. Erst als es ihn in eine winterliche Steppenlandschaft verschlug, verspürte er Lust, länger zu bleiben. Seine weiße, durchscheinende Gestalt verschmolz hier völlig mit dem Hintergrund. Im Gegensatz zu Raubtieren schien er auch keinerlei Geruch zu verströmen. Ohne Mühe konnte er sich einer Yakherde nähern und unter den Tieren wildern. Seine Kiefer stießen auf keinerlei Widerstand, wenn er sie in die Flanken der Bullen stieß. Und ohne Mühe zerrte er das Licht aus den Tieren. Es war köstlich, den Todeskampf zu schmecken. Dem Verfall des Lebens zuzusehen und die Panik in den Augen der anderen Tiere zu erblicken, die nicht begriffen, was gerade geschah. Das Licht sättigte ihn nicht wirklich. Aber zu morden bereitete ihm Freude. Oder war es sein dunkler Bruder, der sich freute?
    Eines Abends schlich er sich an ein Kentaurenlager heran und ermordete eine Stute, die gerade ihr Junges gebar. Als Jäger in jener fernen Zeit, in der er noch ein Elf gewesen war, hatte er niemals ein trächtiges Tier erlegt. Das war gegen alle Gesetze der Jagd. Nun bereitete es ihm tiefe Befriedigung, gegen jene Gesetze zu verstoßen. Er hatte das wehrlose Junge getötet, als es noch durch die Nabelschnur mit der Mutter verbunden war. Und die Kentaurenstute war mit ihrem Kind in den Armen verendet. Fast genauso erregend war es gewesen, dem Wahnsinn des tobenden Vaters beizuwohnen, als er betrunken in das Zelt gekommen war. Er hatte mit seinen Kumpanen bereits die Geburt seines Kindes gefeiert. In seiner Raserei hatte er versucht, sich zu entleiben. Nach der Jagd kehrte Vahelmin stets in das Nichts zurück. Es war für ihn wie eine riesige, grenzenlose Höhle. Das Refugium des Raubtiers. Auch hoffte er immer noch darauf, eine Spur der Königin zu finden.
    Skanga war sich so sicher gewesen, dass sie Emerelle aufspüren würden. Vielleicht musste er nur darauf warten, dass die Königin erneut das Netz der Albenpfade betrat? Er würde spüren, wenn sie hierher kam. Und dann würde er ihr Licht rauben! Ein sengender Schmerz durchfuhr ihn. Die Königin war nicht seine Beute. Seine Glieder schienen zerreißen zu wollen. Noch einmal durchlebte er die Nacht der Verwandlung, den Augenblick, in dem Skanga ihm seinen Leib geraubt hatte. Er war ihr Hund! Und es

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