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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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seinen Kopf durch einen der Bettvorhänge. Ein Kobold lag dort zusammengerollt in voller Bekleidung und schnarchte. Der Elf ließ der Bestie in sich freien Lauf. Er fühlte sich wie ein Außenstehender, als sie das Lebenslicht des Kobolds fraß. Die kleine Gestalt schrumpfte zusammen. Seine Haut spannte sich straff über dem Schädel. Er starb im Schlaf.
    Die Bestie glitt hinauf in das obere Bett. Der Kobold hier saß aufrecht, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Er hatte eine Decke um sich geschlungen und sich einen breiten Stoffstreifen ins Gesicht gebunden. Einen Herzschlag lang dachte Shahondin, sein Opfer sei wach, ja es habe ihn aus unerfindlichen Gründen sogar erwartet. Er beobachtete, wie sich die Brust des Kobolds regelmäßig hob und senkte. Der kleine Kerl rührte sich nicht. Auch er schlief. Der Geruch nach Bartwichse war hier viel intensiver. Jetzt begriff der Elf, was er sah. Der Kobold hatte seine Bartenden hochgezwirbelt und sich ein Stützband umgebunden, um den kunstvoll gestalteten Schnauzer im Schlaf nicht aus der Form zu bringen. Vielleicht wollte er sich nach dem Wachdienst mit einem Weibsbild treffen und mit dem stolzen Schnauzbart Eindruck machen. Vielleicht wäre es amüsant, ihm das Leben zu schenken? Wie würde er sich wohl verhalten, wenn er als einziger Überlebender zwischen all seinen toten Kameraden erwachte? Wäre er vor Angst wie gelähmt? Würde er laut schreiend davonlaufen? Und würde er sich den Rest seines Lebens fragen, warum er überlebt hatte? Darauf, dass sein hochgebundener Schnauzbart ihn gerettet hatte, würde er gewiss niemals kommen.
    Die Bestie in Shahondin rebellierte. Sie hatte keinen Sinn für solch boshafte Scherze. Sie wollte töten! Voller Verachtung unterdrückte der Elf das tumbe Geschöpf und machte sich über die übrigen Schlafenden her. Acht Kobolde ermordete die Bestie. Keiner von ihnen erwachte. Sie gingen vom Schlaf hinüber ins ewige Dunkel, ohne zu ahnen, was mit ihnen geschah.
    Zufrieden zog sich Shahondin in den dunkelsten Winkel der Kammer zurück. Er war neugierig zu sehen, was geschehen würde, wenn man den Wachraum voller Toter entdeckte und den Kobold mit dem stolzen Schnauzbart, der niemandem erklären könnte, was geschehen war. Auf diese Weise zu töten war viel befriedigender, als nur wahllos mordend durch die Festung zu ziehen. Der Fürst begann Pläne zu schmieden, wie seine nächsten Opfer enden sollten. Er würde das Töten zu einer Kunst erheben. Und sein Applaus wäre das Entsetzen, das sich in der Bergfestung ausbreitete. Als unsichtbarer, namenloser Todbringer wäre er ungleich entsetzlicher als das Trollheer, das sich bald vor den Toren der Festung sammeln würde.

DAS BUCH DER FADEN

    7. Tag des "Wolfsmondes. Heute Kat uns Alfadas verlassen. Es war ein Tag von feierlicher Traurigkeit. Hinter dem Tor aus Licht lag eine schreckliche Dunkelheit. Ich hätte es nicht durchschrei ten wollen. Möge Luth dem Herzog und seinen Männern beiste hen. König Horsa wollte nicht in unserem Dorf verweilen. Er hat uns noch in der Abenddämmerung verlassen.
    9. Tag des "Wolfsmondes. Karat Ole, den Hundezüchter, tief im "Wald gefunden. Wie es scheint, wurde Ole von seinen eigenen Bestien angegriffen. Er ist fürchterlich zugerichtet. Er spricht wirr. Ich habe seine "Wunden gesäubert. Asla hat ihn in ihrem Haus aufgenommen, um ihn zu versorgen. Der große schwarze Hund musste ausgesperrt werden.
    11. Tag des "Wolfsmondes. Der Fischer Galti ist verschwunden. Man hat sein Boot verlassen am westlichen Ufer gefunden.
    12. Tag des "Wolfsmondes. Erek hat mit einigen Männern des Dorfes die Hunde in Oles Zwingern erschlagen. Zwei der Bestien fehlen. Asla hat die Männer bedroht, ihrem Hund ja kein Leid zu tun. Ich konnte den Streit nur mit Mühe schlichten.
    13. Tag des "Wolfsmondes. Früh am Morgen sind zwei Sklavin nen, Fredeg und und Usa, verschwunden. Am Abend traf sich der Dorf rat. In allen Gesichtern war Angst.
    14. Tag des "Wolfsmondes. Die Leiche einer alten Frau wurde angespült. Sie trägt Usas Kleider. Niemand weiß sich das zu erklären. Viele suchen meine Hilfe, doch weiß ich diesen Faden Luths nicht zu deuten.
    15. Tag des "Wolfsmondes. Eine seltsame Seuche hat Ereks Ziegen dahingerafft. Man hat sie ausgezehrt bis auf Haut und Knochen im Stall gefunden. Oles Fieber wird schlimmer. Er spricht immer wieder von einer weißen Elchkuh.
    16. Tag des "Wolfsmondes. Solveig ist vom Reisigsammeln im "Wald nicht zurückgekehrt. Der Rat hat

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