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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Finsternis gehabt. Er war sich sicher, dass dort das Wolfspferd lauerte. Sobald es ganz dunkel war, würde es ihn holen kommen. Nur der ersterbende Lichtfunke schützte ihn noch!
    Gundar versuchte gegen die Angst anzukämpfen. Das Tier musste fort sein, redete er sich ein. Sonst hätte es ihn schon längst angegriffen. Aber es konnte nicht weit sein… Er dachte an die angebrannte Suppe. Es war weniger als eine halbe Stunde her, dass die Familie von der Stube in den Stall geflüchtet war. Ängstlich blickte Gundar in die Dunkelheit. War es noch hier?
    Der Sturm hatte nachgelassen. Die kleine Flamme auf dem Docht flackerte nicht mehr. Langsam gewann sie wieder an Kraft. Der Lichtkreis, den sie ins Dunkel schnitt, wuchs mit jedem Herzschlag. Und dann sah Gundar sie.
    Die beiden Kinder! Aesa hielt Tofi schützend in den Armen. Die zwei hatten sich unter dem großen Schlitten versteckt.
    Tofi hatte seinen Kopf an Aesas Schulter gedrückt. Sie waren tot. Dem Priester schossen Tränen in die Augen. Er weinte lautlos. Hilflos ballte er eine Faust und biss hinein. Wozu gab es Götter, wenn sie so etwas geschehen ließen!
    War da ein Geräusch? Das leise Knirschen von Schritten im Schnee? Kam der Mörder zurück? »Komm in die Stube!«, schrie der Priester in seinem Zorn heraus. »Ich erwarte dich!«
    Kaum waren die Worte über seine Lippen, da taten sie ihm schon Leid. Was hatte er getan! Mit zitternden Fingern tastete er nach dem Messer an seinem Gürtel. Es war eine schmale, kaum handlange Klinge. Sein Leben lang hatte er sie nur dazu benutzt, Fleisch zu schneiden und Fische auszunehmen. Er hatte noch nie gekämpft. Er war Priester! Es war an ihm, unsinnige Kämpfe zu verhindern.
    Gundar raffte sich auf. Wenn die Bestie schon kam, dann wollte er ihr wenigstens im Hellen entgegentreten. Er blickte ein letztes Mal zu den toten Kindern. Sich zu verstecken wäre sinnlos. Hastig ging er hinüber zur Tür, die in die gute Stube führte. Dort legte er den Riegel vor. Dann warf er dünne Scheite auf die Glut, bis eine helle Flamme emporschoss.
    Aus der Stiefelkammer klangen Geräusche. Etwas machte sich dort zu schaffen. Der schwere Wollvorhang, der den kleinen Raum von der Stube trennte, bewegte sich.
    Gundar hob das Messer schützend vor die Brust. Die Bestie endlich zu sehen, hätte vielleicht etwas Erlösendes. Der Stoff zerteilte sich. Eine kleine, weiß gekleidete Gestalt trat ein. Gun-dar hatte noch Tränen in den Augen, er blinzelte.
    Es war Ulric!
    »Was machst du denn hier?« Gundar ließ das Messer sinken.
    »Ich… ich wollte dir helfen. Ich… Du wirst mich jetzt nicht mehr wegschicken, nicht?« Alfadas' Sohn sprach hastig und vermied es, dem Priester in die Augen zu sehen. »Draußen ist es schon ganz dunkel. Ich kann heute nicht mehr zurück ins Dorf! Ich… Ich wollte im Stall übernachten, damit du mich nicht bemerkst. Aber du hast wohl meine Schritte gehört, nicht wahr?«
    Gundar ließ sich auf der schweren Holzbank neben dem Tisch nieder. »Warum bist du mir gefolgt?«
    »Ich werde mit dir gegen das Ungeheuer kämpfen«, sagte der Junge voller Inbrunst. »Wenn wir es erschlagen haben, dann geht es Halgard wieder gut. Das ist doch immer so, nicht wahr? Wenn die Krieger das Ungeheuer töten, wird alles wieder gut.«
    Gundar fühlte einen Kloß im Hals aufsteigen. Was sollte er dem Jungen sagen? Dass es nie mehr gut würde für Halgard? Vielleicht konnten Wunder nur geschehen, wenn man an sie glaubte. Was mit dem Mädchen geschehen war, war schließlich auch ein Wunder. Wenn auch ein böses.
    »Weiß deine Mutter, dass du hier bist?«
    Ulric schüttelte den Kopf. »Sie hätte das niemals erlaubt. Aber ich musste es tun.« Alfadas' Sohn trug einen dicken Mantel aus fast weißem Leder. Er hatte eine Kapuze und war von innen mit Schaffell gefüttert. Auch seine Stiefel waren aus hellem Leder. Kein Wunder, dass sich der Junge so gut im Schnee hatte verstecken können.
    Ulric knöpfte den Mantel auf. An seinem Gürtel trug er einen langen Dolch. »Das ist mein Zauberschwert«, erklärte er stolz. »Die Elfen haben es geschmiedet. Damit werden wir jedes Ungeheuer besiegen können, Gundar. Weißt du, Halgard, sie ist meine Prinzessin. Ich habe sie immer schon beschützt. Im Dorf sagen sie, dass du ausgezogen bist, um uns zu erlösen. Ich werde an deiner Seite sein. Ich werde mit dir kämpfen.«
    Der Priester sah den Jungen fassungslos an. Er meinte jedes Wort ernst, das er sprach. Er glaubte wirklich, er könne

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