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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wäre.«
    Ollowain dachte an den Streit, den es im Kriegsrat um die Eissegler gegeben hatte. Aber letzten Endes war es Alfadas gelungen, sich durchzusetzen. »Ich denke, das Gute an seinem Plan ist, dass er so verrückt ist, dass die Trolle niemals damit rechnen werden, was auf sie zukommt.«
    Orimedes lachte, und ein Schauer feiner Weinspritzer schlug dem Elfen ins Gesicht. »Ein Hund käme auch niemals auf die Idee, dass einer der Flöhe in seinem Pelz beschlossen haben könnte, ihn umzubringen. Und wenn er es wüsste, wäre er vermutlich nicht sonderlich beunruhigt.«
    Ollowain nahm einen tiefen Schluck vom Wein und behielt ihn im Mund, um das Aroma voll auszukosten. Orimedes hatte schon Recht mit seinen Einwänden. Aber wenn Alfadas' Plan glückte, dann würde Phylangan erst gar nicht belagert. Das war das Wagnis wert.
    »Komm, leer den Pokal bis zur Neige!«, ermutigte ihn der Kentaur. »Der Wein macht keinen schweren Kopf.« Aber vielleicht half er zu vergessen… Ollowain blickte zur Brücke hinauf, dann umfasste er das Silber mit beiden Händen und trank.
    Orimedes versetzte ihm einen freundschaftlichen Knuff. »Ich muss dir was gestehen. Ich habe dich hintergangen.« Der Kentaur lächelte verschwörerisch. »Ich weiß, dass meinem Volk der Ruf vorauseilt, wir seien eine versoffene Bande von Raubeinen. Ein wenig Wahres ist da vielleicht dran… Aber unsere Trinkgelage haben feste Regeln. Wenn zwei Männer vom selben Wein bis zur Neige trinken, dann sind sie fortan Freunde und keine Fremden mehr.«
    Der Kentaur beugte sich vor und schloss den völlig überraschten Ollowain in die Arme. »Da das nun geklärt wäre, kannst du dich mir ruhig anvertrauen. Und sei dir gewiss, eher würde ich mir die Zunge abbeißen, als eines deiner Geheimnisse zu verraten.«
    Ollowain sah den Kentaurenfürsten verwirrt an. »Wovon redest du?«
    »Ich bin vielleicht ein Barbar, aber ich bin nicht blind. Du bist nicht mehr der Mann, den ich am Albenstern in Windland verlassen habe. Etwas nagt an dir. Lass es heraus! Zu trinken und zu reden hilft. Vertrau mir. Hör auf den Rat eines berüchtigten Säufers und Schwätzers.« Orimedes schenkte ihm nach.
    Der Elf musste lächeln. Vielleicht stimmte es ja, was sein neuer Freund sagte. Und selbst wenn nicht. Für alle hier in der Festung waren die Tage gezählt.
    »Es liegt an Lyndwyn… Sie… Sie hat die Flucht genutzt, um Emerelle den Albenstein zu stehlen. Und sie… Es ist… « Er suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, um zu beschreiben, was er sich selbst immer noch nicht erklären konnte.
    »Verdammte Hexe!«, murrte sein neuer Freund. »Ich wusste gleich, dass man der nicht trauen kann.«
    »Ich habe mich in sie verliebt.«
    Orimedes verschluckte sich. Hechelnd rang er um Atem. Dann herrschte einen Augenblick lang betretene Stille. »Tja…«, sagte er schließlich vorsichtig. »Manchmal sind es gerade die Hexen, die uns den Kopf verdrehen. Habt ihr denn schon einmal… Du weißt schon.« Er machte eine obszöne Geste.
    »Ja«, sagte Ollowain knapp. »Und wir haben uns gestritten. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.« Er erzählte dem Kentauren die ganze Geschichte. Und tatsächlich war es so, dass es half, von Lyndwyn zu reden. Er fühlte das, was jenseits aller Täuschungen wahrhaftig war. Und er fühlte einen Schmerz, den er nicht in Worte zu fassen vermochte. »Ich versuche, sie zu vergessen, aber… Sie hat mein Herz berührt. Ich…«
    Orimedes legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. »Ich fürchte, du bist verloren, mein Freund.« Er lächelte verstehend. »Du bist verliebt. Suche sie, das ist das Einzige, was du jetzt noch tun kannst.«
    »Aber wo?«, rief der Elf verzweifelt.
    »Landoran wird es wissen.«
    Ollowain dachte an seine Jugend. An die Enttäuschung in den Augen seines Vaters, als er nicht zu zaubern vermocht hatte, so sehr er sich auch bemüht hatte. Er war nicht der Sohn, den der Fürst der Normirga sich gewünscht hatte. Und sein Vater hatte ihn das nur zu deutlich spüren lassen. Landoran würde ihm niemals helfen! »Phylangan birgt ein Geheimnis. Es geschieht etwas, das die Normirga vor uns verbergen. Und mein Vater hat Lyndwyn in diese Sache hineingezogen.«
    Der Kentaur strich sich nachdenklich über den Bart. »Meine Männer sind ein wenig durch den Berg gelaufen. Man muss ja schließlich wissen, was man verteidigt«, sagte er entschuldigend.
    »Und man muss wissen, wo die Weinvorräte lagern.« Orime-des lachte laut auf. »Ich sehe, wir

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