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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sich an dem Kleid zu schaffen machte. Sie tastete nach den Laschen, um ihm zu helfen. Ihre Hände fanden einander. Die Finger verschränkten sich.
    Plötzlich erstarrte Kaff. Dann richtete er sich auf.
    Jetzt hörte es auch Asla. Den langen, klagenden Ruf des Wachhorns. Die Trolle! Sie griffen die Palisade an.
    Mit einem Satz war Kalf auf den Beinen. Er griff nach seinem Schwertgurt. Erst in der Tür verharrte er. »Ich werde wiederkommen.« Dann verschwand er in der Nacht.
    Asla sah, wie eine kleine Spinne durch die Binsen am Boden eilte. Wütend zertrat sie das Tier. »Ich verfluche dich, Luth. Hättest du uns nicht diese eine Stunde gönnen können? Eine Stunde in einem ganzen Leben! Ist das zu viel verlangt?«
    Sie griff nach ihrem Schwert. Es blieb keine Zeit mehr, um das Kettenhemd überzustreifen. Asla rannte hinaus in die Kälte.
    Und sie wusste, dass sie beide niemals wieder in diese Hütte zurückkehren würden. Luth würde ihr den Fluch nicht vergeben! Und sie würde dem launischen Gott auch nicht vergeben!

ERWACHEN

    Svenja begann zu zittern, als sie den Ruf des Horns hörte. Die Trolle hatten noch nie bei Nacht angegriffen! Als die Sonne untergegangen war, hatte sie sich sicher gefühlt. Zumindest für die Nacht. Sie stellte sich vor, wie ihre Nichte Asla in diesem grässlichen Kettenhemd auf den Wall kletterte, um bei den Männern zu sein. Eine Frau sollte nicht mitten in einer Schlachtreihe stehen! Schon gar nicht, wenn sie ein Kind unter dem Herzen trug. Was hatten sie den Göttern getan, dass sie ihnen eine solch schwere Prüfung auferlegten?
    Svenja blickte auf und besann sich auf ihre Pflichten. Sie würde bei den Kindern bleiben. Ganz gleich, was geschah. Sie würde sie niemals allein lassen. Die meisten der Kleinen konnten nicht einmal laufen. Es waren schon viel zu viele Kinder gestorben! Sie sah zu der schweren Pfanne neben dem Feuer. Eine Frau sollte nicht mit einem Schwert herumlaufen! Aber sie musste nicht wehrlos sein.
    »Sing uns noch ein Lied«, drängte Loki. Sein Vater war vor zwei Tagen gestorben. Die Trolle hatten ihn mit einem Seil vom Wall gezerrt. Der Junge hatte nicht geweint. Er war sechs. Alt genug, um zu begreifen.
    »Mein Vöglein flieg…«, begann Svenja und stockte. So viele Lieder mochte sie nicht mehr singen. Früher hatte sie über die Worte der Kinderlieder nicht weiter nachgedacht. Sie hatte sie gesungen, so wie ihre Mutter für sie gesungen hatte. Aber jetzt…
    »Weiter«, drängte Loki.
    Auch Kadlin, die in ihren Armen schlief, bewegte sich unruhig. Man hatte ihr all die kleinen Kinder gebracht, die noch lebten. Es waren nur siebzehn. Die meisten schliefen jetzt ruhig bei der gemauerten Feuergrube. So wie die Königin. Die Elfe war Svenja unheimlich. Sie lag da wie eine Tote. Sie rührte sich nicht, man hörte sie nicht einmal atmen. Ihr Gesicht war weiß wie Schnee und von kalter Schönheit, so wie der Fjord an einem Wintermorgen. Asla hatte ihr erzählt, die Königin sei viele hundert Jahre alt. Das konnte nicht stimmen! Sie hatte ein Gesicht wie eine Jungfer, die noch von Männern träumte, weil sie es nicht besser wusste. Es fehlten all die Narben, die das Leben schlug. Die feinen Fältchen um die Augen, die das Lachen schenkte. Die tiefen Furchen um die Mundwinkel, die von Verzweiflung und Enttäuschung kündeten.
    »Das Lied!«, sagte Loki. »Hast du vergessen, wie es weitergeht?«
    Svenja lächelte. »Ja, hab ich. Ich sing euch ein anderes. Das Lied vom goldenen König. Das ist auch viel schöner.« Sie atmete tief ein. Kadlin bewegte sich im Schlaf und drückte ihr den Kopf gegen den Busen.
    »Sind so viele Fische, tief am Fjordengrund…«
    Svenja versagte die Stimme. Die Elfe! Sie hatte die Augen geöffnet und sah sie an. Was für Augen! Die Amme begann wieder zu zittern. Jetzt glaubte sie, dass die Königin schon seit Jahrhunderten lebte.
    »Du musst keine Angst vor mir haben, Menschentochter.« Die Elfe sprach mit weicher, freundlicher Stimme. Wer so eine Stimme hatte, vor dem musste man sich nicht fürchten, ganz gleich, wie die Augen aussahen. Die Kinder blickten jetzt zu der Königin. Keines schien vor ihr Angst zu haben. Loki ging sogar zu ihr hinüber.
    »Warum hast du so lange geschlafen?«, fragte der Junge.
    »Ich war verwundet und sehr müde.« Die Elfe sah sich um. Ihre Augen erschienen Svenja wie Abgründe. Sie verschlangen gierig, was sie sahen.
    »Wie bin ich hierher gekommen, Menschentochter? Und wie ist dein Name?«
    »Svenja heiße

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