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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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klammerten sich die Fünf noch an die Geborgenheit der kleinen Hütte, zögerten den Aufbruch ins Ungewisse um ein paar Herzschläge hinaus. Gefangen auf der Schwelle zwischen Dunkelheit und Licht, mochten sie den Schritt in die Finsternis nicht tun und konnten doch nicht mehr länger bleiben. Es war das Mädchen mit dem Bernstein, das schließlich als Erste ging. Sie setzte das Zeichen. Die anderen folgten ihr. Schnell war die kleine Gruppe zwischen den dunklen Bäumen verschwunden.
    Die Hütte, die sich Asla als Quartier gewählt hatte, lag nahe der zweiten Palisade in einem Waldstück verborgen. Von hier waren es weniger als zweihundert Schritt bis zu der Holzmauer, an der sich ihr Schicksal entscheiden würde. Sie hatten zwar am Eingang zum Dorf noch eine dritte Barriere aufgebaut, doch alle wussten, dass dieses Hindernis die Trolle nicht lange aufhalten konnte. Wer dort kämpfte, der war dem Tod geweiht. Hier galt es, den Trollen nur kurze Zeit zu trotzen. Lange genug, um die weiße Flut zu entfesseln.
    »Es wird kalt«, sagte Asla ruhig. Morgen schon wären sie vielleicht alle tot. Sie war entschlossen, in dieser Nacht herauszufinden, welchen anderen Weg ihr Leben hätte nehmen können.
    Kalf stand noch immer in der Tür und spähte in den Wald, obwohl die fünf jungen Boten schon längst zwischen den Bäumen verschwunden waren. Hatte er Angst? Wollte er es nicht? Eine Woge des Zweifels erfasste Asla. Hatte sie sich in ihm getäuscht?
    Kalf räusperte sich. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen und fand doch keine Worte. Endlich zog er die Tür zu. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Ich habe mich so lange Jahre nach dir gesehnt. Aber jetzt… Du warst immer das Licht in meinem Leben. Ich habe dich von Ferne bewundert… Muss man nicht verbrennen, wenn man nach dem Licht greift? Ist es richtig… «
    Solange Asla sich erinnern konnte, hatte sie zu Kalf aufgeschaut. Schon als ganz kleines Mädchen hatte sie beschlossen, dass sie einst sein Weib sein würde. Seine breiten Schultern, das wehende blonde Haar, die selbstwusste Ruhe, die er ausstrahlte, all das hatte sie verzaubert. Er war so anders als die anderen jungen Männer, die tranken, prahlten und sich für unwiderstehlich hielten. Seine stille Art hatte sie angezogen, und sie hatte damals schon geglaubt, dass auch er sie liebte. Nie hatte sie daran gezweifelt, dass sie eines Tages mit ihm um den Stein tanzen würde.
    Asla dachte daran, was Alfadas über die Liebe der Elfen erzählt hatte. Sie versprechen einander, sich zu trennen, bevor die erste Lüge zwischen ihnen steht. Sie glauben, wenn es etwas gibt, über das man nicht mehr miteinander sprechen kann, dann ist es an der Zeit, einander freizugeben. Alfadas war wie ein Sturm in ihr Leben getreten. Er hatte sie verzaubert und ihr Schicksal auf einen neuen Kurs gedrängt. Der Held aus dem Elfenland, der Frauen von unendlicher Schönheit besessen hatte, war zu ihr gekommen, zur Fischerstochter, und hatte um ihre Hand angehalten. Sie hatte sich damals wie in einem Märchen gefühlt, das Wirklichkeit geworden war. Wie hätte sie nein sagen können? Jahre waren vergangen, bis sie begriffen hatte, dass man Märchen nicht leben konnte.
    Anfangs hatte es sie nicht gestört, wenn er neben ihrem Haus gestanden und zum Hartungskliff hinaufgeblickt hatte, dorthin, wo der Steinkreis stand, das Tor in jene andere Welt. Erst langsam hatte sie seine Sehnsucht verstanden. Jenseits der Steine lag etwas, das sie trennte, auch wenn sie es nicht einmal in Worte zu fassen vermochte. Alfadas liebte sie und die Kinder, das wusste Asla. Er war ihr immer ein guter Mann gewesen. Er be-gegnete ihr mit mehr Wärme und Zuneigung, als die meisten anderen Frauen im Dorf je von ihren Gatten erfahren hatten. Seine schönen Worte und sein Lächeln vermochten sie immer noch in den Bann zu schlagen. Er versuchte ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Doch seine Blicke hinauf zum Hartungskliff verletzten sie mit jedem Jahr, das sie gemeinsam verbrachten, tiefer. Dort war etwas, das sie ihm niemals geben konnte. Er sprach nie darüber, und das machte es noch schlimmer.
    Wieder ging ihr durch den Kopf, was Alfadas über die Liebe der Elfen gesagt hatte. Wenn sie eine Elfe wäre, dann hätte sie sich wohl längst schon von ihm getrennt. Aber sie war Asla, die Fischerstochter. Sie konnte den Mann, dessen Kinder sie geboren hatte, nicht einfach aufgeben. Sie wollte es nicht!
    Vielleicht hätte sie die Kraft gefunden, mit seiner Sehnsucht zu

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