Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
gebrochen, eine Hand aufs Gemächt gedrückt. Yilvina hatte sich gerade zurückziehen wollen, als der Troll sie mit einem Rückhandhieb getroffen hatte. Der Schlag war mit solcher Wucht geführt, dass sie einige Schritt weit durch die Luft geflogen und danach nur noch mit Mühe wieder auf die Beine gekommen war. Ihre Linke hatte sie in die Seite gekrallt. Ein dünner Faden Blut war ihr von der Nase getrieft und hatte ihre Lippen benetzt. Eines ihrer Schwerter war irgendwo im Schnee verloren gegangen. Sie hatte getaumelt und Ulric zugerufen, dass er und Halgard davonlaufen sollten. Doch er war kein Feigling!
    Zum Glück war auch der Troll nicht mehr auf die Beine gekommen. Als Yilvina das gesehen hatte, war sie mit ihnen fortgegangen. Die Elfe hatte sie tief in die Wälder geführt. Etliche Tage waren seitdem vergangen, doch das Gesicht dieses einen Trolls verfolgte den Jungen immer noch in seinen Albträumen.
    Unbändiger Hass hatte in seinen Augen gestanden. Er würde ihnen folgen, sobald seine Wunden es zuließen.
    Ulric schüttelte sich, als könne er damit die Gedanken an den Trollkrieger abstreifen. Besorgt sah er zu der Elfe. Sie sah aus wie Kadlins zerzauste Strohpuppe. Krumm, das Haar wirr… Irgendwie zerbrochen. Immer öfter musste sie sich, um Atem ringend, an einen Baum lehnen. Yilvina würde nicht mehr weit kommen. Jemand musste ihr helfen. Auch Halgard war längst am Ende. Blut zog sie mehr, als dass sie noch aus eigener Kraft ging. Sie brauchten dringend einen Lagerplatz. Einen Ort, wo es trockenes Holz gab und an dem sie ein Feuer anzünden konnten. Aber man durfte das Licht des Feuers nicht sehen. Luth allein wusste, wer noch alles durch die Nacht schlich. Vielleicht waren ihnen ja doch einige Trolle auf der Spur.
    Ulric versuchte sich zu erinnern, was sein Vater ihm über ein gutes Nachtlager erzählt hatte. Was man alles beachten musste. In dieser Kälte sollten sie ein Feuer im Schutz von Felsen entzünden. So würde die Wärme zurückgeworfen. Im Winter konnte man an einem Feuer sitzen und trotzdem den Frostbrand bekommen, wenn man den Lagerplatz nicht klug wählte.
    Der Junge sah sich verzweifelt um. Sie tasteten sich einen sanft abfallenden Hang entlang. Irgendwo links von ihnen musste ein Seitenarm des Fjords liegen. Rings herum waren Bäume. Hier gab es keinen Platz für ein Lager. Aber Yilvina und Halgard würden nicht mehr weit kommen. Er musste einen Platz für die Nacht finden! Er musste!
    Ulric rang mit Tränen. Was sollte er tun? Wenn er doch nur ein wenig größer wäre! Dann würde er Halgard auf die Arme nehmen und sie einfach tragen. Und Yilvina könnte er holen, sobald er einen Platz zum Übernachten gefunden hätte. In den Geschichten der Skalden war das immer alles viel einfacher, dachte er wütend. Da hatten die Helden nie Probleme, ihre Jungfrau zu tragen.
    Ein leichtes Flimmern zwischen den Bäumen lenkte ihn ab. Blut blieb abrupt stehen. Goldenes Licht rann wie Harz aus einem großen Baum. Und plötzlich war dort eine vertraute Gestalt. Gundar! Der Priester lächelte, breitete die Arme aus und kam ihnen entgegen. Blut begrüßte ihn mit einem freundlichen Bellen. »Was ist das?«, fragte Halgard ängstlich. »Ich spüre ein Licht.«
    Die Elfe trat neben die Kinder. Sie hielt ihr Schwert zum Angriff bereit.
    »Das wirst du nicht brauchen, holde Maid. Du könntest mich nicht verletzen, aber das musst du auch nicht.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, ging der Priester durch einen Baum hindurch.
    »Bist du ein Geist?«, fragte Ulric misstrauisch und legte einen Arm beschützend um Halgard.
    »Zunächst einmal bin ich euer Freund. Und du kannst mir glauben, Junge, ich habe dich nicht den weiten Weg vom Hang hinab bis zum Haus deiner Mutter getragen, um nun mitzuerleben, wie du erfrierst.« Gundar blieb in einigen Schritten Abstand stehen.
    Ulric fühlte, wie ihm ein dicker Kloß in den Hals stieg. »Du bist meinetwegen gestorben, nicht wahr?« Er biss sich auf die Lippen, um seine Tränen zu unterdrücken.
    »Nein.« Gundar schüttelte gutmütig den Kopf. »Ich bin gestorben, weil Luth meinen Lebensfaden zu Ende gesponnen hatte. Du hast keine Schuld. Es war die Entscheidung des Schicksalswebers.« Er zwinkerte mit den Augen. »Man spricht bestimmt noch oft von mir, nicht wahr?« Ulric nickte.
    »Ich hatte einen guten Tod«, erklärte der Alte. Dann sah er an ihnen vorbei den Hang hinauf. »Eure Lebensfäden sind aus dem Webmuster geraten. Luth hat mir gestattet

Weitere Kostenlose Bücher