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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ein ausgemachter Mistkerl, schaffte er es, nur einen Herzschlag später als traurige Witzfigur dazustehen.
    Alfadas tränten die Augen von der rauchgeschwängerten Luft des Langhauses. Es hatte keinen Kamin, sondern eine Feuergrube in der Mitte des einzigen Raums. Der Rauch zog nur träge durch zwei kleine Luken unter den Giebeln ab. Es dauerte nicht lange, bis Alfadas sich an die verräucherte Luft, an die brennenden Augen und das Kratzen in der Kehle gewöhnte. Doch wenn er von draußen hereinkam, empfand der Jarl die ersten Augenblicke jedes Mal als Folter.
    Fünfzehn Schritt war seine Halle lang. Fünf Wochen hatte das halbe Dorf daran gearbeitet. Es war ein gutes Haus. Für Elfen wäre es wohl nicht eindrucksvoller als eine in die Erde gewühlte Koboldhöhle. Aber er war stolz auf sein Heim. Sie alle gemeinsam hatten es so gut gemacht, wie sie nur konnten.
    Neben der langen Feuergrube standen Bänke, auf denen sich die Mehrzahl der Gäste niedergelassen hatte. Sie tranken, scherzten oder blickten einfach nur stumm in die Glut. Lange Holztafeln auf groben Böcken bogen sich unter der Last der Speisen. Zwei fette Schweine waren geschlachtet und am Spieß gebraten worden. Es gab Apfelwein vom Vorjahr, frische Butter und duftendes Brot. Drei Tage lang hatte Asla geschuftet wie eine Sklavin, um das Fest vorzubereiten. Selbst jetzt stand sie keinen Augenblick still. Wenn der König ihn im nächsten Jahr wieder in den Süden rief, um das Heer bei seinen Raubzügen zu befehligen, würde er Asla tatsächlich eine Sklavin mitbringen, die sich an ihrer Stelle plagte, das schwor sich Alfadas.
    Sie trug ihr grünes Kleid und den Bernsteinschmuck, den er ihr zur Geburt von Kadlin geschenkt hatte. Sie war die schönste Frau in der Halle. Sie merkte nicht, wie er sie still beobachtete. Alfadas dachte an ihren Streit vom Nachmittag. Er sollte ihr öfter sagen, wie viel sie ihm bedeutete. In letzter Zeit sprachen sie immer weniger miteinander. Es war keine böse Absicht von ihm. Sie kannten sich so lange, dass er sie wortlos verstand. Dachte er… Er sollte es ändern. Öfter mit ihr reden oder einfach nur scherzen. So wie früher. Sie tat so viel für ihn. Das Apfelfest war ihre Idee gewesen. Er hatte die Bäume hierher gebracht. Als sie nach zwei Jahren zum ersten Mal ein paar Früchte trugen, hatte Asla alle wichtigen Familien zu einem Fest eingeladen. Wenig später war er zum ersten Mal zum Jarl gewählt worden. Er wusste, dass er die entscheidenden Stimmen zu seiner Mehrheit dem Fest zu verdanken gehabt hatte. Seitdem gab er in jedem Jahr ein Apfelfest, und mittlerweile feierte das ganze Dorf, wenn die Apfelernte eingebracht war.
    Geschickt löste Asla den Knochen aus einem der Schinken auf der Tafel und gab ihn dem Hund. Das Monstrum zog sich zurück und verkroch sich in einer Ecke nahe bei den Schlafnischen, die hinter dicken Wollvorhängen verborgen unter der Dachschräge lagen.
    Alfadas konnte hören, wie der Knochen zwischen den Fängen von Blut splitterte. In diesem Augenblick glaubte er Ole, dass sich das Mistvieh sogar mit Bären anlegen würde. Aslas Onkel hatte sich inzwischen einer Gruppe Einödbauern aufgedrängt und redete wild gestikulierend auf sie ein.
    Der Jarl schenkte sich einen Becher Apfelwein ein und kauerte sich neben die Feuergrube. Still lauschte er dem Murmeln der Stimmen und der leisen Melodie der Glut. Er dachte an den ersten Sommer mit Asla zurück. Sie war so anders als die Elfenfrauen. So voller überschäumender Lebensfreude. Wild wie ein Sommergewitter. Es war einfach gewesen, mit ihr zu leben. Sie trug jeden ihrer Gedanken und Träume auf der Zunge. Noch bevor der erste Schnee gefallen war, waren sie um den Stein getanzt. Jenen großen, schneeweißen Felsblock unten am Fjord, der dem Dorf seinen Namen gegeben hatte - Firnstayn.
    »Kann ich mit dir sprechen, Jarl?« Gundar, der alte Luthpries-ter des Dorfes, ließ sich neben ihm auf der Bank nieder, ohne seine Antwort abzuwarten. Alfadas hatte ihn im letzten Jahr überredet, aus der Königsstadt nach Firnstayn zu kommen. Eigentlich hätte er lieber einen Firnpriester mitgebracht, doch die hatte er weder durch Gold noch durch gute Worte dazu bewegen können, einen der ihren in ein so unbedeutendes Dorf zu schicken. So musste er mit einem Priester vorlieb nehmen, der Luth, dem Weber der Schicksalsfäden, ergeben war.
    Anfangs hatte Alfadas befürchtet, dass Gundar nur einen Platz suchte, an dem er auf seine alten Tage durchgefüttert wurde.

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