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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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damals noch Jarl gewesen war, es vorgeschlagen hatte. Mit seinem Haus war es wie mit ihm. Es lag am Rand des Dorfes, nicht in dessen Herz. So wie er geachtet wurde, aber nicht den Weg in die Herzen der Menschen fand. Er blieb der Fremde. Selbst für Asla, die ihn so gern mein schöner, fremder Mann nannte.
    Oder bildete er sich das alles nur ein? Der Hügel war der beste Platz. Vielleicht hatten sie ihn auszeichnen wollen? Das harte Leben hier in den Bergen ließ den Menschen keine Zeit, kompliziert zu sein. Sie sagten meistens geradeheraus, was sie dachten.
    Die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. War da ein Geräusch? Etwas bewegte sich im Nebel. Kein Mann. Kehliges Knurren erklang. Alfadas schwenkte die Fackel. Wie aus dem Nichts erschien ein großer, schwarzer Hund. Die Zähne gefletscht, kam er mit steifen Schritten näher. Ein tiefer, blutiger Striemen lief über seine Schnauze.
    »Bei Fuß, Blut!«, erklang eine herrische Stimme im Nebel.
    Der Hund blieb stehen. Er zitterte vor Anspannung. Alfadas rechnete damit, dass ihn die Bestie jeden Augenblick ansprin-
    gen würde. Sie hatte ein struppiges schwarzes Fell. Eine breite Lederschlinge lag um ihren Hals.
    »Ich grüße dich, Jarl.« Ein stämmiger Mann trat hinter den Hund und zog einen Riemen durch die Halsschlinge. »Aus!«, schnauzte er den Hund an, der sich widerwillig niederlegte.
    »Sei gegrüßt, Ole Ragnarson.« Alfadas gab sich nicht die Mühe, einen herzlichen Tonfall zu heucheln. Er mochte den Bruder seines Schwiegervaters nicht. Ole war ein verschlagener und brutaler Kerl. Er züchtete Hunde und quälte sie so lange, bis sie blutgierige Bestien wurden.
    »Willst du mich nicht hineinbitten?«
    Ole wusste genau, was er von ihm hielt. Die beiden maßen einander mit Blicken. Der Hundezüchter war ein stämmiger Mann mit langem, rotem Haar. Sein fleischiges Gesicht wurde von einem schlecht gepflegten Bart gerahmt, in dem sich breite graue Strähnen eingenistet hatten. Ole trug einen schönen, tiefroten Umhang, der von einer Bronzebrosche gehalten wurde. Er roch wie seine Hunde nach nassem Fell, Pisse und fauligem Fleisch. »Dein Hund kommt nicht in mein Haus.«
    »Das wäre keine weise Entscheidung, Jarl. Jeder weiß, wie reizbar meine Schätzchen sind.« Er hielt die Leine hoch. »Was glaubst du, wie lange Blut brauchen wird, um das hier durchzubeißen? Möchtest du wirklich, dass ein Hund wie er durch das Dorf streift? Du weißt, ich richte sie darauf ab, sich sogar mit Wölfen und Bären anzulegen. Und sie sind immer hungrig. Ich könnte mir vorstellen, dass Blut einen Besoffenen, der durch die Nacht torkelt, mit leichter Beute verwechselt. Wenn du natürlich eine Kette hättest, dann könnten wir ihn hier draußen festmachen.«
    Ole wusste genau, dass es in keinem einzigen Haus des Dorfes eine Kette gab. Eisen war viel zu kostbar, um es für Ketten zu verschwenden.
    »Warum hast du dieses Mistvieh überhaupt mitgebracht?«
    Der Hundezüchter lächelte breit. »Du hast doch sicher heute Abend auch ein paar Männer von den Einödhöfen unter deinen Gästen. Die können draußen in der Wildnis immer einen guten Hund gebrauchen. Man sperrt ihn in einen Käfig, und sobald sich ein Fremder dem Hof nähert, schlägt er an. So etwas ist gut, wenn man in der Einsamkeit lebt. Außerdem sind meine Hunde hervorragend zu jeder Form von Jagd geeignet. Ganz gleich, ob man einem Elchbullen nachstellt, ein Wolfsrudel vertreiben will oder einen entlaufenen Sklaven zurückholen möchte. Meine Hunde machen jede Blutarbeit. Und sie gehorchen, solange ihr Herr und seine Peitsche in der Nähe sind, nicht wahr, Blut?«
    Der Hund starrte Ole hasserfüllt an. Im Gürtel des Züchters steckte eine Peitsche, in deren lange Riemen Bleikugeln und Domen eingeflochten waren.
    »Wenn ich einen Hund verkaufe, dann gebe ich immer die Peitsche dazu, mit der ich ihn großgezogen habe. Sie wissen dann, wer ihr neuer Herr ist. Vor allem, wenn man sie gleich nach dem Kauf mit der Peitsche ordentlich durchprügelt.«
    »Bring diesen Hund weg, und du bist mir als Gast willkommen.«
    Ole trat so dicht an ihn heran, dass Alfadas dessen stinkenden Atem riechen konnte. »Schick mich fort, und ich gehe ins Dorf, um jedem zu erzählen, dass du mir zum Fest den Zutritt in das Haus meiner Nichte verweigert hast, Jarl. Zum nächsten Vollmond wird das Dorf den neuen Jarl wählen. Ich dachte immer, der Titel sei dir wichtig, Alfadas Mandredson? Ein Mann, der einem Verwandten das

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