Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
hatte die plötzliche Stille bemerkt. Sie sah sich um. Dann streckte sie eine Hand vor, packte nach Bluts Nase und stemmte sich in die Höhe. Alfadas hielt den Atem an. Kad-lins kleine Finger streiften den blutigen Striemen an der Schnauze. Der Hund blinzelte. Er schob den Kopf vor. Und dann leckte er der Kleinen mit seiner großen, rosa Zunge das Gesicht ab.
    Ein Aufatmen ging durch den Saal, doch die Gefahr war noch nicht vorüber. Alfadas streckte seiner Tochter die Hand entgegen. »Komm her, Kadlin. Komm zu mir.«
    Die Kleine drückte Blut einen Kuss auf die Nase. Dann lief sie Alfadas entgegen und verkündete stolz: »Wawa!« Der Jarl ließ Asla los. Sie riss Kadlin an sich. »Was machst du nur, mein Mädchen? Tu das nie wieder. Bitte…« Ihre Stimme erstickte in Tränen. Die anderen Frauen umringten sie.
    Ole legte seine Hundepeitsche neben Alfadas auf die Bank. »Das Mistvieh kannst du behalten. Keiner wird mir mehr glauben, dass das eine blutgierige Bestie ist, die Wölfe zerfleischt.«
    Alfadas konnte darauf nichts antworten. Er fühlte sich zu Tode erschöpft, und jetzt, da die Anspannung vorüber war, begann er am ganzen Leib zu zittern.
    »Ein Bluthund unterwirft sich einer Kinderhand. Das war das vierte Omen in vier Tagen«, sagte der Priester leise.

FEUER UND WASSER

    »Bist du das, Ollowain?« Orimedes beugte sich vor, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. »Was soll diese Verkleidung? Glaubst du, so ein Helm hilft, wenn dir eine Feuerkugel auf den Kopf fällt?«
    »Still!« Ollowain blickte zu den übrigen Kentauren, die ein Stück weiter hinten am Kai bei der Sänfte standen. Der Schwertmeister senkte den Kopf, damit der Helm, den er nun trug, sein Gesicht besser verbarg. »Befiehl deinen Männern, die Barke den Landungssteg hinaufzubringen. Wir haben Verwundete, die auf See nicht überleben würden. Wir müssen sie zurück zum Palast bringen. Sind die Holden noch an Bord?«
    »Die meisten der kleinen Plagegeister sind davongelaufen, als der Beschuss des Hafens begonnen hat. Nur Gondoran und zwei oder drei andere sind noch auf dem Boot.«
    »Jag sie davon, oder sieh zu, dass sie das Boot nicht mehr verlassen können, wenn die Verwundeten auf die Barke gelegt werden.«
    Orimedes blickte ihn fragend an.
    »Los, du hast meine Anweisungen doch verstanden!« Ohne abzuwarten, wie der Kentaurenfürst auf seinen schroffen Ton reagierte, wandte sich Ollowain um und eilte den Landungssteg hinauf. Je weniger Albenkinder wussten, was hier geschah, desto besser. Sie mussten bis zum Palastturm gelangen. Dort konnten sie sich leicht gegen eine große Übermacht verteidigen.
    Der Schwertmeister duckte sich, als eine Feuerkugel fauchend über ihn hinwegzog. Inzwischen stand der Großteil der Schiffe im Hafen in Flammen. Wind war aufgekommen und strich wie heißer Atem über sein Gesicht. Feine Ascheflocken tanzten gleich schwarzem Schnee über den Kai.
    Emerelle war zum Landungssteg heruntergetragen worden. Man hatte sie auf den Langschild eines Kriegers gebettet. Eine Seidendecke verbarg ihr verbranntes Kleid. Ihr Gesicht war geschwollen und von den Wunden so entstellt, dass man sie kaum wieder erkennen konnte. Voller Sorge sah Ollowain den großen Blutfleck, der sich immer weiter auf der Decke ausbreitete.
    Lyndwyn kniete neben der Königin. Sie hielt die Hand der Herrscherin und hatte die Augen geschlossen. Half sie Emerel-le? Oder war sie fanatisch genug, einfach nur dort zu sitzen und darauf zu warten, dass die Königin starb, wohl wissend, dass dies auch ihren eigenen Tod bedeuten würde? Auch sie trug jetzt einen schlichten grünen Waffenrock der königlichen Wache.
    Verzweifelt sah sich der Schwertmeister um. Der Kai hatte sich inzwischen geleert. Die Flüchtlingsströme verstopften nun die Straßen der Stadt. Hier gab es keine andere Heilerin. Ihm blieb keine Wahl, als jener Frau zu trauen, die in seinen Augen eine Verräterin war.
    Noch zwei weitere Verwundete lagen auf ihre Schilde gebettet neben der Königin, junge Krieger mit blassen Gesichtern. Ol-lowain kannte sie beide. Einer war ein viel versprechender Fechtschüler gewesen.
    Der Schwertmeister blickte zu den beiden Türmen an der Hafeneinfahrt, zu jener Grenze, hinter der die Mondschatten in der Dunkelheit verschwunden war. Er dachte an Sanhardin, den Krieger, mit dem er unter Deck die Kleider getauscht hatte.
    Sanhardin hatte sich Ruß ins Gesicht geschmiert. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen war nicht sehr groß, aber der Krieger war ein

Weitere Kostenlose Bücher