Elfenwinter
Gastrecht verwehrt, wird bei der Wahl einen schweren Stand haben. Kalf hat viele Freunde. Man munkelt, sogar dein eigenes Weib mag ihn.« Er lächelte anzüglich. »Vielleicht sogar ein bisschen mehr als das.«
Alfadas legte die Hand auf den Griff des Messers an seinem Gürtel.
Ole lachte. »Dein Vater hätte mich schon längst niedergestochen. Aber du hast verdammt wenig vom großen Mandred an dir, Elfenbastard.«
»Du weißt, dass ich kein Halbblut bin! Du warst Zeuge, wie sie mich geholt haben. Oder hast du das schon vergessen? Und jetzt verschwinde.«
»O ja. Ich war Zeuge, wie diese kaltherzige Brut den Sohn von Mandred und Freya holen kam. Aber weiß ich, wer der Mann ist, der ein halbes Menschenleben später zurück ins Dorf kam? Sieh dich an! Hast du vielleicht das heiße Blut eines Fjordlän-ders? Jeder richtige Mann würde längst mit mir kämpfen, Halbblut. Es ist das Blut deiner Mutter, irgendeiner Elfenschlampe, das dich so langmütig macht.«
»Kennst du nicht die Geschichten über die Grausamkeit der Elfen, Ole?«
Der Hundezüchter runzelte die Stirn.
»Geschichten von Menschen, die ihnen begegnet und dann für immer verschwunden sind«, fuhr Alfadas fort.
Ole leckte sich nervös über die Lippen. »Bei Fuß, Blut!« Seine Stimme klang jetzt heiser. Er zog die Peitsche aus dem Gürtel und klopfte mit dem Griff auf seinen Oberschenkel.
»Wenn du Recht hast, dann bist du vielleicht in tödlicherer Gefahr, als du dir vorzustellen vermagst.« Alfadas griff nach der Peitsche und drehte sie Ole mit einem Ruck aus der Hand.
»Fass, Blut!«, kreischte der Hundezüchter. Doch die Bestie rührte sich nicht.
»Was sagtest du gleich? Du richtest sie so ab, dass sie auf den hören, der ihre Peitsche in Händen hält. Glaubst du, er würde auf mich hören, wenn ich ihm befehle, dich zu zerfleischen?«
Ole stand der blanke Schweiß auf der Stirn. »Ich entschuldige mich. Ich habe etwas getrunken. Dann rede ich dummes Zeug. Du musst… «
»Du riechst gar nicht so, als hättest du getrunken.« Alfadas blickte auf den Hund hinab. »Ich bin mir sicher, niemand würde sich wundem, sollte dir einer deiner eigenen Hunde die Kehle herausreißen. Glaubst du, das wäre die Art, wie sich Elfen rächen? Einen Schinder wie dich von seinen gequälten Opfern töten zu lassen?«
»Ja!« Ole keuchte. Er starrte Alfadas an. Wartete auf eine Reaktion. »Ich meine, nein. Ich…«
Der Jarl schob dem Hundezüchter die Peitsche in den Gürtel zurück. »Merk dir eins, Ole. Ich hasse es, verleumdet zu werden. Wenn ich noch einmal höre oder auch nur den Verdacht habe, dass du schlecht über mich redest, dann wird man dich eines Morgens zwischen deinen Hunden finden. Und dass du es bist, der dort liegt, wird man allein an deinen zerrissenen Kleidern erkennen. Bis heute Abend habe ich mich bemüht zu übersehen, wie du dich aufführst, weil du der einzige Onkel meiner Frau bist. Mit meiner Langmut ist es nun vorbei. Hüte dich vor mir.«
Ole legte eine Hand auf die Peitsche.
Alfadas ertappte sich bei dem Wunsch, dass der Hundezüchter jetzt eine Dummheit machte.
»Ich…«, begann Ole, als sich die Tür des Langhauses öffnete. Aslas Schattenriss hob sich deutlich gegen das rötliche Licht im Innern ab. Der Rauch der Feuergrube zog neben ihr aus der Tür.
»Schön, dass du gekommen bist«, begrüßte sie ihren Onkel herzlich. Dann bemerkte sie den Hund und zögerte. »Komm doch herein«, sagte sie schließlich tonlos.
Ole blickte zu Alfadas, doch der Jarl verzog keine Miene. Er wollte dem Hundezüchter seine Entscheidung nicht abnehmen.
Aslas Onkel strich sich fahrig über die Stirn. Dann trat er in das Langhaus. Sein Hund hielt sich dicht neben ihm. »Hast du vielleicht einen Markknochen mit etwas Fleisch dran? Blut ist friedlich, solange er etwas hat, woran er kauen kann.«
»Blut?«, fragte Asla verwundert.
Ole deutete auf den schwarzen Hund. Das Monstrum reichte ihm fast bis zu den Hüften. »Ich war mit meinen anderen Namen durch. Mörder, Reißzahn, Zerfleischer. Sie verkaufen sich viel besser, wenn sie einen gefährlichen Namen haben.« Ole hob die Stimme. »Das sind ideale Hofhunde, diese schwarzen Bärenbeißer aus Farlon!«
Alfadas seufzte. Ole war ihm ein Rätsel. Es gab Augenblicke, da könnte er ihn erschlagen. Und schon beim nächsten Atemzug musste er sich auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen. Der Hundezüchter war der rätselhafteste Mensch, dem er bisher begegnet war. War er gerade noch
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