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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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überschritten. Doch wenn dies geschah, reagierte Emerelle mit aller Härte. So wie damals, als sie Noro-elle, die ihr so nahe stand wie eine Tochter, verbannt hatte.
    Manche Betrachter mochten den Palast verfallen nennen. Doch in Ollowains Augen besaß er eine unwiderstehliche Anziehung. Nur dort, wo das wuchernde Grün die Substanz des Gebäudes bedrohte, wurde es beschnitten. So war über die Jahrhunderte eine wilde Schönheit entstanden, wie kein Baumeister und kein Gärtner sie hätten entwerfen können.
    Emerelle seufzte leise. Dann wandte sie sich erneut Ollowain zu. Bei jeder ihrer Bewegungen liefen schillernde Wogen über das Kleid der tausend Augen. Und dann verharrte es wieder, und die großen Flügelaugen schienen ihn anzustarren. »Es ist Zeit zu gehen.«
    »Ich habe einen kleinen Segler bereitmachen lassen, meine Herrin. Du musst nicht auf dieses Fest. Es ist ein Fehler, dorthin zu gehen. Ich kann dich in der Menge kaum schützen.«
    »Man kann vor seinem Schicksal nicht davonlaufen, Ollowain. Wie ein Schatten haftet es einem an den Fersen. Es wird uns einholen, ganz gleich, was wir tun.« Sie gab den Kentauren einen Wink, und der ausgelassene Lärm ihres Gelages verstummte. Abgesehen von Orimedes, ihrem Anführer, gab es keinen einzigen berühmten Krieger in dieser Schar. Bisher hatte Ollowain die Wahl der Ehrenwache für eine Laune der Königin gehalten. Doch jetzt ahnte er, welche verborgene Absicht dahinter steckte.
    »Du solltest mir sagen, was du für diese Nacht erwartest, Herrin«, flüsterte er. »Dann werde ich dich besser beschützen können.«
    »Ich weiß es nicht, die Schleier der Zukunft wollen sich nicht teilen. Eine fremde Macht mischt sich in meine Magie. Sie vermag den Spiegelzauber zu stören. Und ihr Eingreifen verändert die ferne Zukunft fast stündlich. Ich weiß nicht, was uns im Hafen erwartet, Schwertmeister. Doch eines ist gewiss: In dieser Nacht wird das Blutvergießen beginnen. Das Schwert wird über die Zukunft Albenmarks entscheiden.« Ihre Pupillen weiteten sich. Sie starrte durch ihn hindurch, wie in weite Ferne, so als könne sie das Unheil auch in diesem Augenblick schon nahen sehen.
    Die Kentauren brachten Emerelles Sänfte zum Pavillon. Sie war erst an diesem Mittag fertig geworden. Diener hatten sie über und über mit Blumen geschmückt, und selbst jetzt, zu Beginn der Nacht, wurde die Blütenpracht von Kolibris umschwirrt. Ollowain betrachtete das seltsame Tragegestell skeptisch. Man hatte einen kleinen Nachen genommen, eines jener breiten Boote mit flachem Rumpf, wie es die Fischer in den Mangroven verwendeten. Soweit der Schwertmeister es erkennen konnte, waren als einzige Veränderung ein paar Löcher in den Bootskörper geschnitten worden, durch die nun Tragestangen geschoben waren. Durch die Wahl dieser Sänfte wollte die Königin ihre Verbundenheit zu den Bewohnern von Vahan Ca-lyd ausdrücken. Emerelle trat mit einem weiten Schritt vom erhöhten Pavillon auf die Sänfte, und Ollowain folgte ihr. Die Königin stützte sich auf eine Querstange, die unauffällig am Mast angebracht war. Bei jeder ihrer Bewegungen war das leise Sir-ren der Schmetterlingsflügel zu hören. Manchmal lösten sich Gruppen der Falter und umschwirrten sie, ohne sich weiter als bis auf Armeslänge zu entfernen.
    Durch die Löcher im Rumpf des Bootes waren sechs gepolsterte Tragestangen geschoben. Auf ein Kommando von Orime-des griffen die Kentauren nach den Stangen und stemmten die Sänfte auf ihre Schultern. Ollowain musste sich am Mast festhalten, um durch den Ruck nicht von den Beinen gerissen zu werden. Eine Schar von Holden kam unter den Ruderbänken des Nachens hervor. Die kleinen, grünbraunen Gestalten reichten Ollowain nicht einmal bis zum Knie. Sie waren entfernte Verwandte der Kobolde und lebten in den Mangroven des Waldmeers. Ihre Köpfe schienen viel zu groß im Vergleich zu den kleinen, sehnigen Körpern. Sie trugen nichts als lederne Lendenschurze und bunte Stirnbänder.
    »Los, los, los, ihr Sumpfasseln! Dient der Königin!«, schimpfte ein grauhaariger Holder mit golddurchwirktem Stirnband. Er trug als Einziger ein Messer an seinem Gürtel. Mit gelben Augen funkelte er den Schwertmeister an. »Darf ich Seiner allerprächtigsten Ritterschaft etwas zu trinken anbieten?«, fragte er mit öliger Stimme. Sein breites Grinsen passte nicht zu seinem unterwürfigen Tonfall.
    Ollowain tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Habe ich dir schon Gondoran vorgestellt, den

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