Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzauber (Mithgar 1)

Elfenzauber (Mithgar 1)

Titel: Elfenzauber (Mithgar 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
Vom Netzwerk:
Alos. Arin wandte sich an Alos und sagte: ›»Der Erpresste Kuss‹.« Alos nickte, wischte sich die tropfende Nase am Jackenärmel ab, um dann ein schwungvolles Rat-a-tat-tat auf dem Tamburin zu schlagen. Während er einen wilden Wirbel trommelte, stimmte Arin ein heiteres Liedchen über eine Maid an, deren Kuh vom Nachbarsjungen gestohlen wurde, um mit ihr als Faustpfand einen Kuss von der Maid zu erpressen. Zuerst weigerte sie sich, doch sie brauchte die Milch, und so erklärte sie sich schließlich einverstanden, aber nur zu ihren Bedingungen: Sie würde ihn in der Nacht im Dunkeln in ihrer Scheune durch ein Loch im Heuboden küssen, denn sie sei schüchtern und wolle nicht, dass es jemand erfahre, aber auch nur dann, wenn er die Kuh mitbringe und sich Milch auf die Lippen streiche, damit sie sicher sein könne, dass es ihre Kuh sei und keine andere. Außerdem müsse er schwören, so etwas nie wieder zu tun. Der Junge war einverstanden, denn er wollte diesen Kuss unbedingt haben. Und so führte er in der Nacht ihre Kuh in die Scheune und schloss die Tür hinter sich. In der pechschwarzen Finsternis rief sie ihn zu sich, und als er sich vorwärts tastete, entdeckte er den Heuboden und das Loch darin. Er drehte sich um, drückte eine Hand voll Milch aus dem Euter der Kuh und schmierte sie sich auf die Lippen. Und im Dunkeln in ihrer verschlossenen Scheune bekam er seinen Kuss durch ein Loch in der Decke, einen sehr feuchten wegen der Milch und allem, und er war ganz und gar nicht so, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Aber er ließ die Kuh zurück und ging mit dem Schwur nach Hause, so etwas nie wieder zu tun, und alles ging wieder seinen gewohnten Gang. Seit jenem Tag fragte sich der Junge jedoch immer wieder, wie es wohl kam, dass ihn ein bestimmtes Schwein immer so liebevoll anzusehen schien.
    Ta-tump!
    Gelächter hallte durch den Saal, und Arin und Alos verneigten sich vor der kichernden Königin und ihrem lächelnden Gemahl und dann vor dem ganzen Publikum, und trotz der Rufe nach einer Zugabe kehrten sie an Baron Stolz’ Tisch zurück, der strahlend aufsprang und sich verbeugte: »Das verlangt nach etwas zu trinken, edle Dame«, verkündete der Baron, reichte ihr einen mit Wein gefüllten Kelch und dirigierte sie zu seinem Tischende. Die Baronin drehte sich um und bot Alos ebenfalls einen Kelch an. Er schaute sich um und suchte Aiko, doch sie und Egil standen bereits am Rande des Amphitheaters und trafen die letzten Vorbereitungen für ihren Auftritt, während Arin durch den Baron abgelenkt war, also griff Alos bereitwilligst zu, nahm den Kelch entgegen und stürzte seinen Inhalt in einem einzigen großen Schluck herunter. Einen Moment blieb er mit geschlossenen Augen einfach stehen, während der Wein seinen Magen wärmte. Dann griff er lächelnd nach dem Krug, um seinen leeren Kelch neu zu füllen.
    Schließlich legte sich der Applaus, und Egil betrat wieder die Bühne. Schwarz gekleidet und finster aussehend, hielt er seine tödliche Axt in den Händen und hob sie langsam über den Kopf, sodass es still wurde im Saal. »Königin Gudrun« – wieder wandte er sich an die Menge –, »meine Damen und Herren und verehrte Gäste« –, er schwang seine tödliche Waffe in einem Wirbel von Stahl herum, und einige Damen im Saal keuchten – »ich mag wie der Kämpe des Todes aussehen« –, er stellte den Axtkopf auf den Boden und stützte sich auf den hölzernen Schaft –, »aber in Wahrheit bin ich nichts, verglichen mit der exotischen goldenen Kriegerin aus dem fernen Ryodo, einem mysteriösen Reich im fernen Osten. Ich präsentiere Euch die edle Dame Aiko« – Egil hielt inne und fasste sich mit einer Hand in den Nacken –, »aber ich warne Euch: Gebt Acht auf Eure Köpfe.«
    Während Egil die Bühne verließ und sich rechts vom Thron aufstellte, betrat Aiko das Amphitheater. Sie trug ihren gefiederten Helm unter einem Arm, und ihre Schwerter steckten in Scheiden, die sie auf dem Rücken trug. In der Mitte angekommen, blieb sie stehen, verneigte sich tief vor der Königin, dann nach rechts und links vor den Gästen. Sie setzte ihren seltsamen Helm auf, dessen Schöße hinten und an den Seiten bis fast auf die Schultern reichten. Vorn ragte ein Naseneisen nach unten und verband sich mit den Wangenschützern. Die Pfauenfeder auf der Haube bog sich nach hinten und stand in flachem Winkel ab. Hätten die Gäste sie nicht zuvor gesehen, hätten sie nicht sagen können, ob dieser Krieger ein Mann oder eine Frau

Weitere Kostenlose Bücher