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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Ausstrahlung dieses Mannes war kalt wie der Tod und hüllte ihn ein, legte sich wie ein Eispanzer um Toms Innerstes, und er spürte, wie der heftig pochende Schlag seines Herzens ins Stolpern geriet.
    Was für eine dumme Frage! Ganz gewiss war er das nicht. Der Kerl gehörte zweifelsohne zur Anderswelt; Tom wusste von Pirx, dass Schlösser und Riegel der Menschenwelt für die Elfen keinerlei Probleme darstellten. Sie machten die Tür einfach auf. Das war die einzig logische Erklärung.
    »Nein«, antwortete der Fremde in einem tiefen Bass, der den Boden unter Toms Füßen erzittern ließ. Wahrscheinlich versank er jeden Moment darin, weil das Parkett sich zurückzog und die Flucht ergriff.
    In diesem Moment öffnete sich draußen die Wolkendecke, und grelles Sonnenlicht fiel ins Zimmer, sodass Tom blinzeln musste. Das bezaubernde Schattenspiel der Fensterkreuze, das Nadja einst dazu verführt hatte, diese Wohnung zu mieten, tanzte über das Parkett. Alles warf einen Schatten im Raum.
    Nur einer nicht.
    Jetzt wusste Tom, wen er vor sich hatte, und das entsetzte ihn nur noch mehr. Schlimmer konnte es nicht kommen. Das waren der Höhe- und wahrscheinlich der Schlusspunkt in seiner kurzen Karriere als Elfenhelfer.
    »Sie tragen doch sonst einen Umhang und Kapuze …«, wisperte er.
    Der Getreue entblößte zwei Reihen schneeweißer Zähne in einem wölfischen Lächeln. »Zu auffallend«, erwiderte er.
    In dieser Aufmachung fiel er kaum weniger auf, fand Tom. Aber gut. Der Mann ohne Schatten war sicherlich nicht gekommen, um sich über Modefragen auszutauschen.
    »Was wollen Sie?«, flüsterte Tom und sah dem Getreuen tapfer in die leuchtenden Augen. Ob das sein wahres Aussehen war? Nein, bestimmt nicht. Nadja hatte erzählt, dass er jede beliebige Gestalt annehmen konnte. Warum also sah er aus wie jemand, von dem Tom einst … geträumt hatte? Vor langer Zeit, in seiner Jugend …
    »Wo ist Nadja?«, fragte der Getreue.
    Schlagartig wurde Tom ruhig. Der Getreue wusste es nicht! Das bedeutete zumindest, dass sich Nadja weder in seiner noch in Bandorchus Gefangenschaft befand. Ein gutes Zeichen in diesem schrecklichen Moment, über den Tom ganz sicher, sollte er die Begegnung entgegen aller Wahrscheinlichkeit überleben, niemals lachen, geschweige denn ihn anderen erzählen würde.
    »Da kann ich Ihnen nicht helfen«, sagte er und wünschte sich, er wüsste es wirklich nicht. Fieberhaft überlegte er, ob sich irgendwelche verräterischen Hinweise in der Wohnung befanden.
    »Du lügst.« Ein Grollen lag in der tiefen Stimme. »Ich kann es riechen, das einzigartige Parfüm ihrer Mutter, den Duft ihrer wandernden Seele. Ich sehe ihren Abdruck überall. Wenn Julia hier war, weiß sie auch, wo ihre Tochter ist. Und du ebenfalls.«
    »Ich versorge nur die Blumen …«
    »Halt mich nicht zum Narren!« Ein heiseres Zischen, das aus dem Totenreich herüberzuhallen schien. Die Hand des Getreuen schoss vor, so schnell, dass Tom nicht einmal mit dem Augenlid zucken konnte. Eiskalt legten sich die Finger in seinen Nacken. »Du bist ihr Anker, das kann ich deutlich spüren!«
    »Ich – ich habe nichts damit zu tun … Lassen Sie mich bloß in Ruhe!«, stieß er gequetscht hervor. Er schloss die Augen, kalter Schweiß perlte seine Schläfen hinab.
    Der Getreue beugte sich über ihn, vermutlich würde er Tom jeden Moment zwischen seinen Fingern zermalmen.
    Und da … erkannte auch Tom einen Geruch wieder, und er riss die Augen auf. »Sie …
Sie
waren der Pantalone …« Ihm schlotterten die Knie, und er rang verzweifelt nach Luft. Er konnte es nicht fassen.
    Nadja hatte ihn vor dem Mann gewarnt, und das aus gutem Grund. Nur den Zusammenhang hatte sie nie hergestellt, und Tom musste endgültig auf den ungenießbaren Resten der bitteren Erkenntnis herumkauen, dass er ein Volltrottel war, sich jemals Hoffnungen gemacht zu haben.
    Der Getreue hielt kurz inne und lockerte leicht den Griff. Dann grinste er breit. »Sieh mal einer an, Scaramuccia!«, sagte er fast heiter. »Ohne Maske ist nicht mehr viel vom Aufschneider übrig geblieben, scheint mir.«
    Tom merkte, wie sein Herz sich zusammenkrampfte. Über neun Monate war das her, und er hatte immer noch nicht damit abschließen können. Dabei vermochte er nicht einmal zu sagen, warum er sich in dieses Trugbild verliebt hatte, das er nur für wenige Minuten gesehen hatte. Liebeskummer war Tom nicht fremd, aber das war etwas anderes gewesen.
Ich bin wahnsinnig
, dachte er panisch.
Was ist

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