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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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denn nur mit mir geschehen …
    »Nadja«, brach der Getreue wie der erste Donnerschlag eines aufziehenden Gewitters in seine Erinnerung. »Wo ist sie?« Der Griff wurde wieder fester.
    Tom überlegte, welche Möglichkeiten er zur Gegenwehr hatte, und erkannte: keine. Er verstand sich nicht einmal auf Selbstverteidigung, und zudem schienen all seine Kräfte aus ihm zu fließen und auf den Getreuen überzugehen. »Ich weiß es nicht«, wisperte er. »Sie rechneten wohl schon mit Ihnen und haben mir deshalb nichts gesagt.«
    »Dz, dz«, machte der Getreue. »Törichter kleiner, allzu sterblicher Narr.« Er legte die linke Hand an Toms Gesicht, presste die Fingerkuppen gegen seine Stirn.
    Und dann machte er etwas Unbeschreibliches. Tom wusste nur noch, dass er in tiefe Dunkelheit fiel, und er hörte sich selbst von ferne schreien. Er wurde nicht ohnmächtig, spürte noch den Boden unter den Füßen und die eiskalten Finger im Genick. Doch der Schmerz war unerträglich, als würde ihm das Herz bei lebendigem Leib herausgerissen.
    Trotzdem wollte er nichts sagen. Schlimmer konnte es ohnehin nicht werden, oder?
    Er hatte gar keine Wahl. »Ich … ich weiß es nicht …«, stammelte er zum wiederholten Mal, doch gleichzeitig, mit völlig fremder Stimme drang es aus ihm hervor: »I… iii… Island …«
    Kraftlos fiel er auf die Knie, als der Getreue ihn losließ, und fing an zu weinen. Der Verrat an Nadja überwog die Qual, die er soeben durchlitten hatte.
Sie vertraut dir
, hatte Fabio gesagt,
das ist ein Privileg
. Und dann:
Sei für sie da
.
    »Island also«, wiederholte der Getreue nachdenklich. »Und dorthin sind sie alle unterwegs, ja?«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«, schrie Tom. Sein Körper zitterte in der Kälte, die ihn umgab und die weißen Frost auf Möbel und Schränke warf. Er fühlte sich schmutzig, entblößt bis in seine Seele hinein, der etwas entrissen worden war.
    »Island«, murmelte der Finstere abermals. »Ich bin überrascht. Und das kommt nicht oft vor.«
    »Bitte.« Tom schluchzte. »Tun Sie es schnell.« Nach alldem wollte er nur noch einen gnädigen Tod.
    Er spürte den Blick des Hünen auf sich, der ihn wie ein Berg überragte, aber keinen Schatten auf ihn warf. Die Sonne schien einfach durch in hindurchzugehen, wie durch starken Dunst.
    Die Hand des Getreuen berührte ihn noch einmal, legte sich flüchtig auf seinen Kopf, und Tom zuckte zusammen.
    Für einen kurzen Augenblick schien etwas in ihn zurückzuströmen, was seinen schmerzhaft rasenden Herzschlag normalisierte.
    »Geh in Frieden«, sagte der Getreue und verschwand.
    Tom brauchte eine Weile, bis er sich wieder unter Kontrolle bekam.
    Taumelnd stand er auf, ließ sich in den Sessel fallen und griff nach Nadjas Handy. Sprechen konnte er nicht, aber eine SMS schreiben, und er teilte Fabio Oreso mit, was für einem verachtenswerten Menschen Nadjas Vater Vertrauen geschenkt hatte.
    »Warum hat er mich am Leben gelassen?«, stammelte er vor sich hin, während er die Buchstabenfolge tippte. Wütend und verzweifelt rieb er sich die Tränen von der Wange. »Warum hat der Getreue mich nicht getötet …«
    Die SMS konnte nicht zugestellt werden. Tom versuchte es noch einmal und noch einmal. Danach wählte er Robert an, der sich ebenfalls im Speicher befand, und anschließend Julia Oreso. Schließlich fand er Rians Nummer und versuchte es mit ihr. Überall Fehlanzeige.
    Verzweifelt sank er im Sessel zusammen. »Was geht da vor sich?«, flüsterte er. Es war ein Witz ohne Pointe, blanker Hohn, und deshalb sicher das Werk des Getreuen. Nun konnte Tom niemandem seinen Verrat beichten, keinen warnen. Er legte die Hände an den Kopf und rieb sich die Schläfen. »O Nadja, was hab ich dir nur angetan …«

10 Der Weg nach Asgard I
    Das Flugzeug landete auf dem winzigen Flugplatz, der nicht viel mehr war als eine geteerte Start- und Landebahn mit kleinem Empfangshäuschen und Lotsenturm. Bei diesem starken Wind musste sich der Pilot anstrengen, die Maschine punktgenau runterzubringen. Das Wetter verschlechterte sich zusehends.
    Höfn war ein junger, kleiner Ort mit nicht einmal zweitausend Einwohnern, der direkt am Meer in einer flachen Sand- und Grasebene lag, den Fuß des Vatnajökull im Rücken.
    Als Aussteighilfe wurde eine Bierkiste hingeschoben, über die Darby genauso wie Cara hinwegsprang, Tanner jedoch nutzte sie. »Sie können sich ein paar Tage freinehmen«, sagte er zum Piloten. »Ich melde mich auf Ihrem Handy, sobald wir wieder abfliegen

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