Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Schwarzbraunen.
Seltsam
, dachte sie,
war diese Blume vorher schon da? Das wäre mir doch aufgefallen, in dieser Wüste
…
Sie riss sich zusammen. »Also sind Nadja und euer Kind wohlauf?«
»Ja. Es ist bald so weit. Sie sind auf einem Hof, irgendwo dort.« David deutete Richtung Gletscher, über dem ein riesiger brauner Gipfel aufragte. »Wir müssen uns beeilen. Ich kann uns führen …«
»Na dann, mein Herr. Legen Sie bitte den Töltgang ein – und los!«
Die kleinen Pferde sausten nur so dahin, und da sie querfeldein ritten, sparten sie sich jede Menge Umweg über Straßen und Feldwege. Ein bisschen Elfenzauber half obendrein, dass die Reittiere nicht vorzeitig ermüdeten.
So ging es Stunde um Stunde. Die beiden Elfen froren in der zunehmenden Kälte, denn sie waren keineswegs ausreichend gerüstet. Immerhin konnten sie mit ein wenig Magie helfen, indem sie sich mit einer wärmenden Aura umgaben. Keiner von beiden dachte daran, seine Kräfte zu schonen, denn das war gar nicht notwendig – Island war eine einzige Kraftquelle, der vielleicht größte aller Ley-Knoten. Energien durchströmten die Zwillinge auf dem ganzen Weg und erfüllten sie.
»Warum hat der Getreue diesen Punkt nicht besetzt?«, fragte David laut.
»Wahrscheinlich, weil er nicht die ganze Insel besetzen kann«, gab Rian zurück. »Aber genau das müsste er dafür. Vermutlich brauchte er einen Stab, der so groß ist wie Yggdrasil.«
»Nein, das glaube ich nicht«, widersprach David. »Es muss einen anderen Grund geben.«
»Und welchen, bitte schön?«
»Keine Ahnung. Ist so ein Gefühl.«
Rian sagte nichts mehr dazu, es war momentan nicht von Belang. Viel wichtiger war, dass sie Kraft schöpfen konnten; das hatten sie nach dem Abenteuer in der Bretagne auch nötig. Sicherlich waren sie nicht die Einzigen, die von Nadjas Aufenthaltsort erfahren hatten. Bandorchu wetzte wahrscheinlich schon die Messer, und wer weiß, wer noch.
»Glaubst du … glaubst du, Vater wird auch kommen?«, fragte sie zögernd.
David lachte trocken. Wenn es überhaupt möglich war, hatte sich sein Verhältnis zu Fanmór noch verschlechtert. Rian bewunderte ihren Bruder dafür, wie eisern er zu Nadja stand – selbst gegen sein Volk, obwohl er sich noch nicht dazu entschieden hatte, das Elfendasein aufzugeben. Und auch die Beziehung zu Nadja war keineswegs leicht und wurde ständig neuen, schweren Prüfungen unterzogen. David hatte die Wahl getroffen, seiner Liebe zu folgen, wie einst Fiomha der Elf, Nadjas Vater.
Es gab wohl keine Basis mehr, auf der sich David und sein Vater jemals wieder begegnen konnten. Das endgültige Zerwürfnis zwischen ihnen stand kurz bevor. Davor fürchtete Rian sich, denn sie stand zwischen den beiden. Doch im Zweifel würde sie sich immer für ihren Bruder entscheiden, denn sein Leben war ihres. Obwohl sie anfingen, sich voneinander zu entfernen, je mehr seine Seele wuchs. Rian fragte sich, ob es eines Tages möglich oder sogar unumgänglich sein würde, dass sie in getrennten Welten lebten.
Zeit und Veränderung. Zwei Begriffe, die in der Elfenwelt unbekannt gewesen waren; sie überhaupt auszusprechen hatte schon als Tabubruch gegolten.
Der kleine Pixie Pirx war der Erste gewesen, der die Worte laut genannt hatte. Und damit hatte er eine Wahrheit gesprochen, die für die meisten Elfen im Baumschloss schockierend gewesen war, wenn nicht ein Affront.
Doch er hatte recht gehabt: Sie mussten sich den neuen Tatsachen stellen, wenn sie überleben wollten, und es half nichts, sie nicht auch offen auszusprechen.
Damit war es aber nicht getan, denn zusätzlich flammte der Krieg gegen die Dunkle Königin wieder auf. Es ging nicht nur um die Suche nach der Unsterblichkeit, sondern auch um den Fortbestand der Welten. Rian fragte sich, wie die Elfen das alles überstehen sollten und was am Ende blieb.
Vor allem für sie. Auch ihr stand eine harte Unterredung mit dem Vater bevor, denn wie konnte es sein, dass sie eine ewige Jungfrau blieb? Wie viel eigenes Leben wurde ihr zugestanden, welchem Einfluss war sie noch ausgeliefert, ohne es zu wissen? Hatte sie eine Bestimmung, die ihr nicht offenbart worden war? Welche Zukunft war für sie vorgesehen?
»Du grübelst zu viel, Schwester«, unterbrach David ihre Gedanken. »So kenne ich dich gar nicht.«
»Ja, ich weiß«, sagte sie schwach lächelnd. »Ich habe Angst, dich zu verlieren.«
»Aber das wirst du nie, und das weißt du.«
»David, eines Tages fängst du ein neues Leben an, mit
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