Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
erschöpft«, berichtete Jónína. »Aber sie erholte sich schnell wieder. Heute früh war sie weg.«
Sunna fügte hinzu: »Odin hat sie abgeholt.«
»Der Walvater?«, stieß Rian hervor und nickte. »Dann ist sie wahrlich in Sicherheit.«
»Wo hat er sie hingebracht, Sunna? Lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus dem Mund ziehen!«
»Lieber Prinz, lass mir doch die Freude. Wann erlebe ich schon so etwas Gewaltiges? Das will ich von oben bis unten ausnutzen.«
»Prost!« Die alte Frau lachte gackernd und kippte das Glas auf ex hinunter.
»He, gib mir auch was«, sagte daraufhin ein Mann. Weitere waren der Ansicht, ebenfalls nicht zu kurz kommen zu wollen. Kurz darauf waren alle weg bis auf den Farmer, seine Tochter und Sunna. Auch der junge Bursche und sein Hund hatten sich zurück in die Scheune verzogen.
Endlich kam Sunna auf den Punkt. »Sie sind nach Asgard, nehme ich an, in Odin Rabenvaters Heimstatt Valaskjalf, weil dort sein Thron steht, mit dem er alles überblicken kann. Sicher hat er euch auch schon gesehen.«
»Dann müssen wir sofort dorthin«, entschied David.
Er war schon dabei, sein Pferd zu wenden, da sagte Rian: »Und wie machen wir das? Weißt du, wo Asgard liegt?«
»Oh, das ist leicht«, behauptete Sunna und deutete nach oben. »Einfach Richtung Gletscher und immer hinauf, dann findet ihr es fast von selbst. Lasst euch einfach leiten.«
»Demnach …«, setzte David erneut an.
Rian bremste ihn wiederum. »Mach mal langsam, David! Wir stürmen da jetzt nicht planlos voran.« Sie wandte sich an die Frau, die offensichtlich nicht rein menschlichen Geblüts war. »Sunna, was ist hier vorhin geschehen? Du hast von einer Schießerei gesprochen.«
»Ja«, sagte Ingolfir an Sunnas Stelle. »Zwei Männer und ein weißer Irischer Wolfshund …«
Sunna fuhr fort: »Der Besitzer des Hundes war tabu, ihr müsstet seinen Gestank eigentlich noch riechen können …«
»Alebin!«, schrie David auf und wurde zornesrot. »Dieser verdammte Meidling, verflucht soll er sein! Kann er nie aufhören, unsere Wege zu kreuzen? Seinetwegen musste meine Schwester den Tod erleiden!«
»Ja, und Nadja holte mich zurück, das ist im Moment nicht wichtig.« Rian winkte ab, darüber wollte sie nach wie vor nicht sprechen. »Wer war der andere?«
Die stämmige Frau hob die Schultern. »Ein Mensch, grauhaarig, Amerikaner. Stank ebenfalls, und zwar nach Geld. Ein eiskalter, berechnender Typ. Die beiden wirkten wie Partner.«
Rian sah zu David. »Jede Wette, das ist der Amerikaner, der Nicholas Abes Sachen holen ließ und Tom die Schläger in die Wohnung schickte!«
Er war außer sich. »Und jetzt haben die beiden sich zusammengetan? Schlimmer kann es kaum mehr kommen …«
»O doch«, behauptete Sunna fröhlich. »Du hast ja keine Ahnung, Herzchen. Wenn dieser Sturm mal nicht die Götterdämmerung ankündigt, verspeis ich ’nen Besen mit Stumpf und Stiel.«
»Prost!«, sagte die alte Frau, die auf einmal wieder bei ihnen stand, und strahlte ein runzliges, völlig zahnloses Lächeln, bevor sie das nächste Glas leerte.
»Wir müssen uns wirklich beeilen«, sagte Rian.
»Ja, das solltet ihr.«
Plötzlich griff David sich an die Brust, stieß einen ächzenden Laut aus und fiel vom Pferd. Zum Glück ging es nicht tief hinunter.
»David!« Rian lief zu ihm, während Ingolfir und Jónína erschrocken zusahen, wie der Prinz sich in Krämpfen wand. Auf seiner Brust glühte ein Punkt wie ein Stern. »Was ist mit dir, Bruder?«
Sunna wiegte bedächtig den Kopf. »Es geht los«, vermutete sie. »Die Geburt beginnt. Und er spürt es durch seine Seele.« Sie seufzte hingerissen. »Was für ein erhabener Moment! Ich danke euch, dass ich das erleben durfte.«
»Prost!« Die alte Frau kicherte.
»Ich fasse es nicht!«, schimpfte Rian unterwegs. »Mein Bruder hat Wehen.«
David hing halb auf dem Hals des Pferdes und jammerte vor sich hin.
Seine Schwester verdrehte die Augen. »Reiß dich zusammen, David! So bist du zu überhaupt nichts zu gebrauchen.«
»Du hast keine Ahnung, was ich gerade durchmache!«
»Nadja ist diejenige, die einiges durchmacht,
nicht
du!«
»Es ist so schrecklich …«
Rian war fassungslos. »Wie erobert ihr Männer denn Weltreiche bei so einer Wehleidigkeit?«
»Das ist was anderes! Ich kann auch noch kämpfen, wenn mir der Arm abgehackt wird. Aber
diese
Schmerzen sind einfach nicht auszuhalten!«
»Wie oft soll ich es dir noch sagen: Das bildest du dir ein! Du musst nicht mitleiden, nur
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