Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
»
Touristen
.«
»Wir … äh … haben uns verirrt«, setzte Rian zu einer Erklärung an.
»Nicht ganz«, korrigierte David und weitete die Lüge ein wenig aus. »Unsere Gruppe ist da unten, Richtung Küste.« Er deutete hinter sich, wo in nicht allzu weiter Entfernung das Ende der Insel lag. Man konnte das Meer sehen. »Aber diese Ponys haben es uns angetan.«
Die Miene des Isländers wurde eisig. »Ponys?«, schnaubte er. »
Ponys?
Nur ihr Europäer könnt so ignorant sein! Das sind
Pferde
, kapiert?«
»Aber sie sehen wie Ponys aus«, widersprach David. »Der kleine runde Körper, die kleinen Ohren, der drahtige Behang …«
»Was verstehst du langes Elend schon von Ponys, hä?«, unterbrach der Isländer ihn aufgebracht. »Ich meine, von meinen Islandpferden!«
»Ich finde sie sehr hübsch«, warf Rian versöhnlich ein.
Eines der Pferde fasste das als erneute Einladung auf, an ihren Jeanstaschen nach Leckereien zu suchen. »Schon gut.« Sie lachte und streichelte die Samtschnauze.
»Ich verstehe eine Menge von Pferden und vom Reiten gewiss mehr als du, Sterb… äh, Bauer«, sagte David hochmütig und reckte den Kopf.
Das Gesicht des Mannes wurde puterrot. »So? Verstehst du auch was davon, fünf zur Faust geballte Finger ins Gesicht geknallt zu bekommen?«
Der Isländer fuchtelte drohend mit dem Stab vor seinem Gesicht herum, doch David ließ sich nicht beeindrucken. »Ich sag dir was, Bauer …«
»Bjorni! So viel Zeit muss sein. Damit du weißt,
wer
dir die Nase gebrochen hat!«
»Ich bin David, das ist Rian. Und zuerst mal musst du bis hier hinaufkommen«, er deutete auf seine Nase, »bevor du solche Töne spuckst.«
»Also, hört mal …«, versuchte Rian vermittelnd einzugreifen, doch die beiden waren viel zu sehr miteinander beschäftigt.
»Ich schlag dir den Stock in die Weichteile, bis du vor mir kniest, dann reicht’s schon, Bürschlein«, drohte Bjorni.
»Aber vorher schwenke ich dich um hundertachtzig Grad und schraube dich mit dem Kopf voran in den Boden. Mal sehen, ob dir dann ein Licht aufgeht.«
Rian hatte genug, sie trat zwischen die Zankhähne. »Jetzt ist es aber gut, ihr beiden«, sagte sie streng. »Was ist nur in euch gefahren? Ihr kennt euch doch nicht mal!«
»Der hat angefangen!«, sagte Bjorni und deutete anklagend auf David. »Er hat meine Pferde beleidigt, den Stolz der Isländer!«
»Entschuldige dich, David.«
»Was soll ich?«
»Na los!«
»Also schön … nichts für ungut, Bjorni. Für diese Insel sind die kleinen Kerlchen sicher das Beste, was man kriegen kann. Und ich finde sie auch recht hübsch.«
»Na gut, angenommen.« Bjorni brummte, doch in seinen Augenwinkeln zuckte der Schalk. »Ihr zwei interessiert euch also für meine Pferde?«
Rian nickte. »Wir würden sie gern mal reiten. Für ein paar Tage, wenn es geht.«
Der Isländer blinzelte überrascht. »Und wer garantiert mir, dass ihr sie nicht klaut? Außerdem gibt’s das nicht umsonst, Reiten ist kein billiges Hobby.«
Davids Miene drückte nun Freundlichkeit aus, und seine Augen wurden völlig violett, als er zu Bjorni mit einschmeichelnder Elfenstimme sagte: »Hör zu, Bjorni. Wenn wir dir beweisen, dass wir deine …
Pferde
gut reiten, gibst du sie uns einfach so mit. Nur für ein paar Tage, mehr nicht. Wir versprechen dir, dass wir sie freilassen, dann finden sie wieder zu dir zurück.«
Der Isländer kratzte sich am Kopf. »Da bin ich aber gespannt«, brummte er. »Hast du diese Stimme übrigens bei Schaustellern gelernt? Wirkt bestimmt gut auf Frauen, schindet aber nicht den geringsten Eindruck bei mir, ich steh nämlich nicht auf Kerle und auf Schnösel wie dich schon gar nicht.« Er streckte dem verdatterten David die Hand hin. »Also, die Wette gilt: ohne Sattel und Zaumzeug! Zeigt mir alle Gangarten, und ich gebe euch die Pferde leihweise umsonst. Fallt ihr runter oder könnt die Pferde nicht auf Anhieb parieren, dürft ihr ein paar Tage gratis auf meinem Hof arbeiten.«
David schlug ein. »Einverstanden, aber wir suchen unsere Tiere selbst aus, nicht du.«
Bjorni drückte fest zu und kicherte wie ein altes Waschweib. »Ja, macht nur, ihr ahnungslosen Touristen.« Dann deutete er zum Himmel. »Und beeilt euch besser, in einem Viertelstündchen gibt’s Sturm.«
Und tatsächlich, innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Himmel bezogen, als ob der Gletscher selbst die Wolken zum Wettlauf geschickt hätte, und der Wind nahm zu.
David und Rian sahen sich um. Die Islandpferde
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