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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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von überall her stürmten jetzt Männer auf sie zu, und ganz gleich, wie perfekt sie in der uralten Kunst des Dai-Ki (die sie nie gelernt hatte) auch sein mochte, diese Übermacht würde sie innerhalb weniger Augenblicke überwältigt haben, wenn kein Wunder geschah.
    Vielleicht reichte es ja auch, wenn sie ein bisschen rabiater wurde.
    Pia schleuderte eine langhaarige Gestalt in einem weißen Nachthemd zu Boden, benutzte ihr überraschtes Gesicht kurzerhand als Sprungschanze, flog mit einem perfekten Salto über einen weiteren Krieger hinweg und rammte einem dritten den Ellbogen mit solcher Wucht in die Seite, dass er mit einem erstickten Keuchen zusammenbrach. Sie wurde sofort von zwei weiteren Männern attackiert. Einen stieß sie zu Boden, der andere beging den Fehler, sein Schwert zu ziehen, um sie damit zu bedrohen, und riss eine halbe Sekunde später nicht nur erstaunt die Augen auf, als er seine eigene Klinge plötzlich in ihren Händen erblickte (vermutlich ohne sich erklären zu können, wie sie dorthin gelangt war), sondern war auch klug genug, die Arme hochzureißen und sich mit einem hastigen Sprung in Sicherheit zu bringen.
    Pia setzte ihm nach, verpasste ihm einen Tritt, der ihn rücklings in ein Zelt schleuderte, das unter seinem Anprall zusammenbrach, und ließ das erbeutete Schwert einen blitzenden Halbkreis beschreiben, mit dem sie die nächste Welle heranstürmender Elbenkrieger auf Abstand hielt.
    Vielleicht war das ihr erster wirklicher Fehler. Sie hatte nicht vor, auch nur einen der Männer zu treffen, geschweige denn zu verletzen, aber etliche andere Krieger zogen nun ebenfalls ihre Schwerter oder hielten plötzlich auch große, dreieckige Schilde in den Händen, mit denen sie sie in die Enge zu treibenversuchten. Pia zertrümmerte den ersten Schild mit einem gewaltigen beidhändigen Schwerthieb, der mit einiger Sicherheit auch noch den Arm brach, an dem er befestigt war, streckte einen zweiten Elben mit einem Fußtritt gegen das Knie nieder und wurde trotzdem weiter zurückgetrieben. Hinter ihr schloss sich der Kreis aus gepanzerten Leibern und Schilden, und Schwerter und Speerspitzen wurden drohend in ihre Richtung gereckt. Pia schlug zwei oder drei Schwerter mit ihrer eigenen Klinge beiseite, kappte einen Speer dicht unter der Spitze und taumelte dann selbst zurück, als sich die Mauer aus schwarzem Eisen vor ihr teilte und ein Schwerthieb ihre Klinge mit solcher Wucht traf, dass sie ihr um ein Haar aus der Hand geschlagen worden wäre.
    »Gebt auf, Gaylen«, sagte Schwert Torman. »Ihr habt keine Chance. Ich will Euch nicht wehtun.«
    »So?«, knurrte Pia. »Dann bist du im Nachteil. Ich dir nämlich schon!«
    Sie hätte hinterher nicht sagen können, was dümmer gewesen war – diese Worte oder die Idee, sich ernsthaft mit dem Heerführer von Elfenborg im Schwertkampf messen zu wollen. Schwert Torman machte sich nicht einmal die Mühe, den ersten Hieb abzufangen, sondern duckte sich mit einer Bewegung darunter hinweg, die ihren eigenen an Geschick und Schnelligkeit in nichts nachstand. Dann machte sein Schwert eine Bewegung, die sie nicht einmal sah, und schien sich regelrecht um ihre Klinge zu wickeln, und die Waffe wurde ihr endgültig aus den Fingern gerissen und prallte klirrend vom Schild eines anderen Elbenkriegers ab.
    »Ich bitte Euch, Erhabene«, sagte Torman. »Ich gebe Euch mein Wort, dass Euch nichts geschieht, aber –«
    Pias Hand zuckte zum Gürtel, um den Elfendolch zu ziehen, doch dann erinnerte sie sich im buchstäblich allerletzten Moment an die furchtbare Gefährlichkeit dieser so harmlos aussehenden Waffe und riss stattdessen das Schwert heraus, das sie dem toten Ork abgenommen hatte. Sie war nicht verrückt genug,sich noch einmal mit Torman messen zu wollen, sondern täuschte lediglich einen Angriff an, fuhr dann mitten in der Bewegung herum und hämmerte die Waffe mit aller Gewalt auf den Schild eines anderen Kriegers.
    Das Ergebnis übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Der Mann taumelte nicht nur rücklings, als wäre er von einem mindestens fünfmal so heftigen Schlag getroffen worden, sondern stolperte in seiner Hast auch über seine eigenen Füße und fiel ungeschickt auf den Rücken, und auch die beiden Elben rechts und links von ihm hatten es mit einem Mal sehr eilig, vor ihr zurückzuweichen, als hielte sie kein Schwert in der Hand, sondern eine giftige Schlange, die ihre Rüstungen ohne die geringste Mühe durchbeißen konnte. Alica hatte anscheinend nicht

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