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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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führte einen blitzschnellen schräg nach oben gezielten Hieb aus, in den sieall ihre Kraft legte, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Nicht dass sie sich ernsthaft einbildete, damit Erfolg zu haben; aber sie gedachte auch nicht, sich einfach so geschlagen zu geben.
    Torman reagierte genauso schnell, wie sie erwartet hatte, aber nicht ganz so präzise wie gewohnt. Vielleicht hatte er einfach nicht damit gerechnet, dass sie immer noch nicht aufgab; oder der Angriff kam einfach zu schnell und aus einem zu ungünstigen Winkel. Torman sprang zurück und zugleich einen halben Schritt zur Seite. Pias Schwert hämmerte nicht gegen seine Klinge, sondern rutschte Funken sprühend an der Parierstange entlang und hinterließ eine unterbrochene Perlenkette aus stecknadelkopfgroßen hellroten Blutströpfchen auf seinem Handrücken, die zu einem gezackten Kratzer verschmolz, noch während er die Hand in die Höhe riss und zurückstolperte. Das Schwert entglitt seinen Fingern und klirrte zu Boden. Er wankte. Plötzlich schien er keine Luft mehr zu bekommen, denn er stolperte einen weiteren Schritt zurück, riss sich mit beiden Händen den Helm vom Kopf und begann zu keuchen. Sein ohnehin bleiches Gesicht verlor noch mehr Farbe, und ein Ausdruck von Schmerz erschien in seinen Augen, der Pia schier die Kehle zuschnürte.
    »Torman?«, fragte Pia. Sie ließ das Schwert fallen, stand auf und streckte die Hand nach ihm aus, und Schwert Torman taumelte einen weiteren Schritt zurück, sank röchelnd in die Knie und brach dann wie vom Blitz getroffen zusammen.
    Pia wehrte sich nicht, als sie von zwei schweigenden Elbenkriegern an den Armen ergriffen und weggeführt wurde.

XXIII
    D ie Wände ihres Gefängnisses hatten allenfalls symbolische Bedeutung, denn sie bestanden aus denselben dünnen Stoffbahnen, durch die sie sich vorhin schon so mühelos hindurchgeschnitten hatte, und waren zudem so brüchig, dass sie sie vermutlich mit bloßen Händen hätte zerreißen können. Nichtsdestotrotz war es ein Gefängnis. Sowohl vor dem Eingang als auch hinter jeder der drei anderen Zeltbahnen stand jeweils ein Elbenkrieger Wache. Das Zelt war von gleich drei Fackeln fast taghell erleuchtet, die Plane vor dem Eingang war zurückgeschlagen, und ihr einziger Versuch, das zu ändern, war von einem ihrer Bewacher zwar wortlos, aber mit einer so ruppigen Bewegung vereitelt worden, dass es zu keinem zweiten mehr gekommen war. Sie wurde nicht ständig beobachtet, aber sie wusste auch nie, wann sie allein war und wann nicht, denn dann und wann ging einer ihrer Bewacher am Eingang vorbei und warf einen Blick zu ihr herein.
    Allerdings spielte nichts von alledem eine Rolle.
    Sie war jetzt seit mindestens einer Stunde hier, und sie hatte in dieser Zeit nicht einmal daran gedacht zu fliehen, geschweige denn damit begonnen, entsprechende Pläne zu schmieden. Und selbst wenn sich ihr eine Gelegenheit zur Flucht geboten hätte, hätte sie sich viel zu elend dazu gefühlt.
    Ganz zweifellos hatte sie sich zu viel zugemutet. Ihr war übel. Sie hatte keine allzu schlimmen, aber permanente Krämpfe, und wenn sie sich zu schnell bewegte, dann wurde ihr schwindelig. Aber das war es nicht allein. Sie fühlte sich schuldig. Ein kleines bisschen war sie auch zornig – auf Flammenhuf, dass er sie so schmählich im Stich gelassen hatte, und schon deutlich mehr auf sich selbst, sich auf diesen Irrsinn überhaupt eingelassen zu haben – aber vor allem fühlte sie sich schuldig .
    Sie konnte den Ausdruck in Schwert Tormans Augen einfach nicht vergessen.
    Schritte näherten sich – wieder einmal – und Pia sah nur flüchtig zum Eingang hin und ließ den Kopf dann wieder sinken. Sie spürte mehr, dass jemand das Zelt betrat, als dass sie es sah, und hob erst nach einigen weiteren Sekunden widerwillig den Blick. Vor ihr stand ein einzelner, sehr groß gewachsener Elbenkrieger, der sich so sehr von Schwert Torman unterschied, wie es überhaupt nur ging. Er musste mindestens eine Handspanne größer sein, war aber von so hagerem Wuchs, dass er schon fast dürr wirkte. Er hatte dünnes, strähniges Haar von zwar ebenfalls weißer Farbe, das aber hier und da einen Stich ins Grau bekommen hatte. Nur eines seiner Ohren war spitz, das andere war ihm irgendwann einmal abgeschnitten worden, und seine Augen sahen aus, als hätten sie in seinem ganzen Leben noch niemals gelächelt.
    Pia hob müde den Kopf, sah in sein streng geschnittenes Gesicht hinauf und fragte sich, ob er ihr

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