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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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werden dort hineinzukommen – und Pia fragte sich nicht zum ersten Mal, was zum Teufel sie hier eigentlich tat. Sie hatte jetzt schon sehr viel mehr herausgefunden, als Eirann von ihr erwartete. Es gab keinen Grund, noch ein weiteres unnötiges Risiko einzugehen.
    Aber welches Risiko überhaupt? Es war gerade einmal ein paar Tage her, da war sie mitten in ein Lager voller Orks und mindestens genauso gefährlicher Barbaren marschiert, und rein gar nichts war passiert! Und da fürchtete sie sich vor ein paar Spitzohren in schwarzen Blechdosen?
    Fast schon trotzig warf sie den Kopf in den Nacken und trat endgültig aus dem Unterholz heraus, hielt sich aber – unsichtbar oder nicht – auch im Schutz der realen Schatten, die der nächtliche Wald warf, und widerstand auch der Versuchung, zu rennen, sondern ging wie selbstverständlich zwischen den Wachen hindurch, die einen dichten Kordon zwischen dem Lager und dem Waldrand bildeten. Tatsächlich drehte einer der Elbenkrieger den Kopf und sah so direkt in ihre Richtung, dass ihr Herz schon wieder schneller zu schlagen begann und sie sich ernsthaft fragte, ob er sie nicht vielleicht doch sah. Aber dann wechselte er ein paar Worte in seiner unverständlichen Sprache mit dem Mann zu ihrer Linken und bekam ein raues Lachen zur Antwort.Pia atmete innerlich auf. Vielleicht hatte sie trotz aller Vorsicht ein Geräusch verursacht, das seine scharfen Ohren gehört hatten. Vielleicht war es auch einfach nur Zufall gewesen.
    Und nachdem sie das erste Dutzend Schritte in das eigentliche Lager hinein gemacht hatte, begann sie sich zu fragen, ob sie sich die ganze Mühe nicht ohnehin hätte sparen können. Möglicherweise wäre sie gar nicht aufgefallen, auch ohne den Mantel aus unsichtbar machenden Schatten. Viele der Krieger hatten ihre Rüstungen abgelegt und trugen nur noch Sandalen und schlichte weiße Gewänder, und mit ihrem fast hüftlangen weißen Haar und ihrem schlanken Wuchs fiel sie hier kaum auf ... wenigstens wäre sie nicht aufgefallen, hätten sie die meisten hier nicht um mindestens zwei Haupteslängen überragt.
    Sie wich größeren Ansammlungen trotzdem aus und hielt sich weiter im Schatten. Schließlich erreichte sie das Zentrum, in dem sich ein einzeln stehendes und besonders großes Zelt erhob. Sein Eingang wurde von zwei Kriegern mit Schild und Speer bewacht, und in dem roten Fackellicht, das durch die dünnen Stoffbahnen drang, konnte sie die Schatten von mindestens drei Männern erkennen, die heftig miteinander debattierten. Sie fragte sich, warum ihre magischen Stiefel sie ausgerechnet hierhergeführt hatten. Ob sie vielleicht glaubten, dass sie so scharf darauf war, Schwert Torman wiederzusehen? Und hatten die Stiefel sie überhaupt hierhergebracht?
    Wie zur Antwort auf diese Frage flog die Zeltplane auf, und zwei Männer in schwarzen Rüstungen stürmten heraus. Sie trugen keine Helme, sodass sie erkennen konnte, wie aufgebracht sie waren, und sie stürmten auch entsprechend zornig und in entgegengesetzte Richtungen davon. Weder einer von ihnen noch der dritte Mann, der einen Moment danach ins Freie trat und ihnen kopfschüttelnd nachsah, war Schwert Torman.
    Der Elb wechselte ein paar Worte mit den beiden Wachen, schloss sorgfältig die Plane wieder hinter sich und eilte dann ebenfalls davon. Pia hörte ihn einen Namen rufen.
    Sie überlegte kurz. Das Zelt war leer, wie ihr der Schatten eines Tisches und eines etwas kleineren Möbelstückes – vielleicht einer großen Truhe oder eines Bettes – verrieten, die sich vor dem flackerndem roten Licht abzeichneten, aber hineinzukommen würde trotzdem nicht leicht werden. Sie konnte ja schlecht zwischen den beiden Wachen hindurchspazieren und erwarten, dass sie sich nicht wunderten, wenn sich die Zeltplane wie von Geisterhand öffnete …
    Sie umging das Zelt in einem weiten Bogen und warf trotz ihrer Unsichtbarkeit noch einmal einen sichernden Blick nach rechts und links, bevor sie sich dem Zelt von der Rückseite aus näherte, in die Hocke ging und den Elfendolch benutzte, um die Plane aufzuschneiden. Lautlos huschte sie hindurch, blieb noch einen Augenblick auf Händen und Knien hocken und sah sich mit klopfendem Herzen um.
    Das Zelt war nicht nur verlassen, sondern so gut wie leer, was seine Größe nur noch mehr unterstrich. Zwei in geschmiedeten Dreibeinen steckende Fackeln verbreiteten rotes Licht und düstere Schatten, und die komplette Möblierung bestand tatsächlich nur aus einem großen Tisch und

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