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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihr zu folgen.
    Flammenhuf stieß ein ärgerliches Schnauben aus und wich einen Schritt zurück.
    »He, komm schon, alter Junge, sagte Lion. »Das mit dem blöden Vieh hab ich nicht so gemeint.«
    Flammenhuf machte einen weiteren Schritt zurück. Lion folgte ihm, und der Pegasus schlug mit einer seiner gewaltigen Schwingen nach ihm, sodass er gerade noch den Kopf einziehenund sich mit einem ebenso hastigen wie ungeschickten Schritt rückwärts in Sicherheit bringen konnte.
    »He!«, protestierte er.
    »Ich glaube, er will nicht, dass du mich begleitest«, sagte Pia.
    »Und ich glaube, dass er das nicht entscheidet«, grollte Lion.
    »Nein«, antwortete Pia. »Aber ich.«

    Sie hatte es gewiss nicht gewollt, aber das Schicksal musste sie entweder hassen, oder es hatte einen ganz besonders finsteren Sinn für Humor, der ausschließlich auf ihre Kosten ging. Vielleicht war es auch Flammenhufs Retourkutsche für irgendetwas gewesen, von dem sie gar nicht wusste, dass sie es ihm angetan hatte … oder auch einfach nur Pech. Wie Alica es einmal so treffend ausgedrückt hatte: Manchmal nahm sie sich zu wichtig.
    Aber egal aus welchem Grund: Flammenhuf hatte sie gerade rechtzeitig genug auf dem schmalen Pfad abgeladen, über den sie schon einmal in das Lager eingedrungen war, um den Anfang der Show nicht zu verpassen, die sie auf gar keinen Fall sehen wollte.
    Die Wagenkolonne musste eine weit größere Strecke zurückgelegt haben, als sie angenommen hatte, oder Flammenhuf war langsamer geflogen als gewohnt. Über den Gipfeln der niedrigsten Berge im Osten begann das Schwarz der Nacht bereits zu einem fast genauso dunklen, aber weicheren Blau zu weichen, und die weißen Nadelstiche der Sterne begannen allmählich zu verblassen. Noch eine Stunde, schätzte sie, und die Sonne ging auf. Von Eirann und seinen Schattenelben war noch nichts zu sehen.
    Sie hatte das Lager zweimal in großer Höhe überflogen, hoch genug, um auf dem weißen Pegasus auch vor dem Nachthimmel nicht gesehen zu werden, und auf das Schlimmste vorbereitet, doch alles, was sie gesehen hatte, waren die ruhig brennenden Feuer des Lagers, das sich Barbaren und Orks teilten; sie waren wie blinzelnde rote Spiegelbilder der Sterne oben am Himmel, und auf dem kleinen Bereich vor dem Mineneingang beinahe noch zahlreicher. Zu ihrer Erleichterung hatten sie selbst dieFledermausvögel in Ruhe gelassen – obwohl ihr etliche der kleinen Scheusale nahe genug gekommen waren, sodass sie das tückische Funkeln in ihren Augen erkennen konnte. Aber damit hatten die guten Nachrichten dann auch schon aufgehört.
    Sie hatte gehofft, dass ihr wenigstens der unmittelbare Anblick des grausamen Geschehens erspart bleiben würde, das sich hier oben unweigerlich abspielen musste, aber das genaue Gegenteil war der Fall. Sie kam weder zu spät noch platzte sie direkt in die Schlacht hinein, sondern sie erreichte ihr Ziel gerade pünktlich genug, um ihren Anfang mitzubekommen.
    Sie war wieder auf der Geröllebene, auf der sie die toten Orks gefunden hatte. Sie (beziehungsweise das, was die Fledermausvögel von ihnen übrig gelassen hatten) waren noch da, es waren sogar mehr geworden. Allein auf dem ersten Stück fand sie drei weitere tote Schuppenkrieger, von denen einer so aussah, als hätte er vor wenigen Stunden noch gelebt, und der genau wie die anderen keinerlei äußerliche Verletzungen aufwies, sah man von einer Unzahl alter Narben und seinen zerschundenen Händen ab. Sie musste an das denken, was Eirann in einem Nebensatz gesagt hatte, nämlich dass auch die Orks Silber nicht besonders gut vertrugen. Das mochte die Erklärung sein, warum es hier so viele tote Orks gab, die nicht durch die bei ihrem Volk häufigste Ursache ums Leben gekommen waren – nämlich Gewalt –, sondern so lange in der Mine gearbeitet hatten, bis die schädliche Wirkung des Silbers sie von innen heraus zerfressen hatte und sie nur noch die Kraft hatten, hier herauszukommen und zu sterben.
    Aber es war keine Erklärung dafür, warum sie es überhaupt taten. Schon die Orks und Nandes’ Barbarenkrieger (mehr oder weniger) friedlich in ein und demselben Lager zu sehen, hatte sie im ersten Moment fast an ihrem Verstand zweifeln lassen. Der Gedanke, dass sie sich freiwillig im Inneren des Berges zu Tode schufteten war ... befremdlich. Mindestens.
    Irgendwo kollerte ein Stein, und das Geräusch riss Pia nicht nur aus ihren Gedanken, sondern ließ sie auch behutsam überden Rand ihrer Deckung spähen und das

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