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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch nur im Licht des Mondes … aber ja, wir können es. Wir sind Schattenelben.«
    Pia starrte ihn an. Schattenelben, ja. Sie hatte sich nie auch nur ein einziges Mal gefragt, warum sich die Schattenelben eigentlich Schattenelben nannten. Wie blöd konnte man eigentlich sein?
    »Und … Eirann und die anderen?«, fragte sie, noch immer kaum in der Lage, ein klar formuliertes Wort hervorzubringen.
    »Sie warten auf Euren Befehl, Prinzessin«, antwortete Farlan.
    »Auf meinen Befehl?«
    »So wie es vorhergesagt wurde.«
    Sie sollte den Befehl zum Angriff erteilen? Und wenn sie es einfach nicht tat und dem Schicksal eine lange Nase drehte?
    Als ob sie diese Wahl jemals gehabt hätte.
    Sie schwieg – was wohl die feigste aller nur möglichen Reaktionen war, aber für alles andere fehlte ihr einfach die Kraft – und irgendwann begriff Farlan die Bedeutung ihres Schweigens, trat wortlos neben sie und hob den Arm.
    Im allerersten Moment geschah gar nichts. Das Lager lagunter ihr, so ruhig und friedlich, dass es schon beinahe absurd aussah. Dann wiederholte sich die sonderbare Nicht- Bewegung, die sie gerade schon einmal wahrzunehmen geglaubt hatte. Auch dieses Mal konnte ihr Blick sie nicht wirklich fassen; und ihr Verstand schon gar nicht.
    Dann stürzte das erste Zelt, und praktisch im gleichen Sekundenbruchteil flogen etliche Lagerfeuer in Funken stiebenden Explosionen auseinander. Ein brennender Ork torkelte mit wild rudernden Armen davon und stürzte in ein Zelt, das ebenfalls unverzüglich in Flammen aufging, und dann verwandelte sich die Szenerie endgültig in einen Albtraum.
    Es war der bizarrste Kampf, den sie jemals gesehen hatte, durch und durch gespenstisch und grausamer als alles, was sie sich jemals vorgestellt hätte. Barbaren und Orks taumelten zurück oder brachen zusammen, Schädel wurden gespalten und Gliedmaßen abgehackt, hochgerissene Waffen wurden aus Händen geschlagen und wirbelten Funken sprühend davon, Zelte wurden niedergetrampelt. Voller fassungslosem Entsetzen beobachtete sie, wie ein riesiger Ork wie von einer unsichtbaren Gewalt gepackt und einfach in der Mitte entzweigerissen wurde. Hellrotes Blut sprühte wie feiner Nebel umher und zeichnete die Konturen eines geduckten Monsters mit schrecklichen Klauen und einem grässlichen Saurierschädel mit fingerlangen dreieckigen Haifischzähnen nach, bevor das Ungeheuer weitertobte, um sich ein neues Opfer zu suchen.
    Nahezu die Hälfte der Krieger, die sie vor Sekunden noch an den Lagerfeuern sitzend und dem Wachwerden entgegendämmern gesehen hatte, fiel schon unter dem ersten Ansturm der unsichtbaren Angreifer. Erst dann traten Eirann und seine Krieger endgültig aus den Schatten, und das Töten begann richtig.
    Es war – zumindest am Anfang – kein Kampf, sondern ein Gemetzel. Auf dem Weg hierher hatte Pia jeden einzelnen der Elbenkrieger gesehen – eher ein Trupp als ein Heer –, doch nun, als sie wie eine Sturmflut aus schwarzem Eisen undschnappenden Zähnen über das Lager hereinbrachen, schien sich ihre Zahl mindestens verzehnfacht zu haben. Schwerter und Speere blitzten auf, Zähne und Klauen rissen und schnappten. Gut ein Viertel des Lagers wurde einfach hinweggespült, bevor die Elbenkrieger auf ihren schrecklichen Reittieren auch nur endgültig aus den Schatten und wieder in die Welt des Sichtbaren herausgetreten waren.
    Am schlimmsten wüteten die Trexe. Pia hatte die ganz ähnlichen Lizards der Orks im Kampf erlebt und etwas vergleichbar Furchteinflößendes erwartet, aber diese Miniatur-Dinosaurier machten ihrem Namen alle Ehre. Die meisten Kämpfe, die sie von der Höhe des Felsvorsprunges aus beobachtete, waren eigentlich keine, sondern ein erbarmungsloses Zerreißen und Zerfetzen, in dem die Zähne und Klauen der zweibeinigen Schlachtrösser blutige Ernte unter den Verteidigern hielten. Menschen und Orks, die dem Gemetzel entgingen, wurden nur zu oft von Schlägen der gepanzerten Schwänze oder Tritten ihrer muskulösen Hinterbeine niedergestreckt, und wer diesem Entsetzen entging, der fiel unter den Schwerthieben und Speeren der gepanzerten Reiter. Wäre der Angriff weiter mit demselben Schwung über das Lager hinweggerast, hätte das grausige Spektakel vermutlich kaum länger als wenige Minuten gedauert, bevor sich die Flutwelle aus Eisen und schnappenden Kiefern an der Felswand auf der anderen Seite gebrochen hätte.
    Natürlich ging es nicht so weiter.
    Im gleichen Maße, in dem die Schattenelben weiter sichtbar

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