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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zerklüftete Gelände hinter sich mit Blicken absuchen. Weder die Felsen, hinter die sie sich geduckt hatte, noch das erschrockene Klopfen ihres Herzens wären nötig gewesen, denn sie war wieder in die Schatten getreten und für jedes noch so scharfe Auge unsichtbar. Sie sah auch nichts, aber das unbehagliche Gefühl blieb, was allerdings auch an den mindestens tausend Barbarenkriegern und Orks liegen mochte, die kaum einen Steinwurf unter ihr lagerten.
    Pia schalt sich in Gedanken eine hysterische Kuh, ließ ihren Blick noch einmal über das Gewirr scharfkantiger Felsen und harter Schatten hinter sich schweifen und wandte sich dann wieder dem Anblick unter sich zu.
    Das Lager begann allmählich zu erwachen. Die Anzahl der Feuer hatte im Verlauf der zurückliegenden halben Stunde ebenso zugenommen wie die gedrungenen Silhouetten, die sich zwischen den Zelten bewegten oder sich um die wärmenden Flammen drängten. Spätestens wenn es hell wurde, musste das ganze Lager auf den Beinen sein, vielleicht noch nicht in Topform, aber nichtsdestoweniger wach . Weder interessierte sie sich für Strategie und Taktik noch verstand sie etwas davon, aber ihrer Meinung nach war der günstigste Moment für einen Überraschungsangriff gerade dabei, zu verstreichen.
    »Wo zum Teufel bleiben sie?«, murmelte Pia, und allerhöchstens einen Meter hinter ihr sagte eine Stimme:
    »Nur noch etwas Geduld, Erhabene. Der Angriff wird jeden Augenblick beginnen, jetzt, wo Ihr hier seid.«
    Pia blieb zwar wie vom Donner gerührt hocken, bis das letzte Wort verklungen war, doch dann fuhr sie mit einer einzigen Bewegung hoch und herum, und Eiranns Zorn erschien wie durch Zauberei in ihrer Hand. Tief in ihrer Seele hörte sie die Stimme des magischen Schwertes nach Blut schreien.
    Allerdings gab es niemanden, in dessen Blut sie es tauchen konnte.
    Pia blinzelte, drehte sich blitzschnell einmal um sich selbstund riss dann noch erstaunter die Augen auf. Sie war allein. Etwas ... schien sich zu bewegen, aber sie konnte weder sagen, was, noch, wo. Es war verwirrend.
    »Bitte verzeiht, Erhabene«, fuhr die körperlose Stimme fort, diesmal auf der anderen Seite und in fast erschrockenem Ton. »Ich wollte Euch nicht erschrecken.«
    Ein Flimmern und ein Huschen wie von Schatten, die von nichts geworfen wurden, und dann erschien eine Gestalt in Licht fressendem Schwarz kaum eine Armeslänge neben ihr und ließ sich hastig und mit gebeugtem Haupt auf ein Knie sinken. Eiranns Zorn sauste herab und kam kaum eine Handbreit vor seiner Kehle zum Halten. Allerdings nur, weil sie ihre gesamte Willenskraft aufwandte.
    »Farlan?«, murmelte sie ungläubig. Der Elb trug keinen Helm.
    »Schild Eirann schickt mich, Erhabene«, antwortete Farlan. »Ich soll Euch seinen Dank ausrichten, dass Ihr seiner Bitte entsprochen habt und zurückgekehrt seid. Jetzt ist uns der Sieg gewiss.«
    Pia hörte kaum hin. Sie starrte Farlan einfach nur weiter aus hervorquellenden Augen an. »Aber wo ... wo kommst ... du denn her?«, krächzte sie.
    Farlan sah sie irgendwie verständnislos an und stand dann auf, ohne der Schwertklinge, die noch immer auf seine Kehle zielte, auch nur die leiseste Beachtung zu schenken. Hastig steckte sie das Schwert ein.
    »Schild Eirann hat Männer ausgeschickt, um nach Euch zu suchen. Wir waren alle in großer Sorge. Wir wussten nicht, ob unser Bote Euch rechtzeitig erreicht. Und ich hatte das Glück, Euch zu finden.«
    Pia glaubte nicht, dass das etwas mit Glück zu tun hatte. Statt in das schmale Tal mit dem Zeltlager hatten ihre Stiefel sie hierherauf geführt, auf einen mit Felstrümmern und Geröll übersäten Felsvorsprung, von dem aus sie nicht nur das Lager im Blick hatte, sondern auch den Bereich vor dem Mineneingang undden Anfang des steilen Pfades, der zum Dschungel hinunterführte.
    Trotzdem antwortete sie: »Das habe ich nicht gemeint. Wo bist du hergekommen? Du warst vor einem Moment noch nicht da!«
    »Erhabene?«, murmelte Farlan.
    »Gaylen.«
    »Prinzessin«, sagte Farlan. »Ich … ich verstehe –«
    »Nicht?«, unterbrach ihn Pia. »Ich glaube doch. Verdammt, ich will wissen, wo du hergekommen bist! Du ... du warst unsichtbar!«
    »Ich bin durch die Schatten gegangen, Erha… Prinzessin«, antwortete Farlan hilflos.
    »Durch die … Schatten?«, wiederholte Pia. »Das könnt ihr? Du meinst ... genau … genau wie ich?«
    »Oh, nicht einmal annähernd so gut wie Ihr, Prinzessin«, antwortete Farlan hastig. »Nur für eine kurze Weile und

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