Elfenzorn
siegten.
»Ihr habt nichts zu befürchten, Erhabene«, fuhr Landras fort. »Wir würden Euch niemals in Gefahr bringen … das könnten wir gar nicht.«
»Wieso?«
Jetzt schmunzelte Landras, und allein dafür verspürte sie schon das heftig Bedürfnis, ihm die Zähne einzuschlagen. »Weil es prophezeit wurde, dass Ihr uns mit dem Schwert der Wahrheit zum Sieg führen werdet, Erhabene.«
Also gut, oder spätestens dafür.
Mit einem Ruck wandte sie sich um und stürmte in genau die Richtung davon, in die ihre Stiefel am wenigsten wollten.
Landras brauchte genau drei Schritte, um nicht nur wieder zu ihr aufzuschließen, sondern sie auch zu überholen und ein kleines Stück vor ihr zu gehen, vermutlich nur, um sie zu beschützen, aber es ärgerte sie trotzdem. Pia war es nicht gewohnt, hinter einem Mann herzugehen, und sie gedachte mit dieser schlechtenAngewohnheit auch gar nicht erst anzufangen. Trotzig setzte sie sich wieder an seine Seite. Landras ging eine Winzigkeit schneller, um sich wieder vor sie zu setzen, und Pia tat ihrerseits dasselbe. Wahrscheinlich hätten sie dieses kindische Spielchen noch beliebig lang weitergetrieben, hätten sie nicht in diesem Augenblick das Ende der Felswand erreicht, sodass das Schlachtfeld nun direkt vor ihnen lag.
Pia erschrak bis ins Mark, als sie sah, wie sehr sich das Bild in den wenigen Augenblicken verändert hatte. Eiranns Angriff hatte nicht nur an Schwung verloren, sondern war praktisch zum Stillstand gekommen, und anstelle einer unaufhaltsamen Woge aus schwarzem Eisen und schnappenden Kiefern erblickte sie nun ein chaotisches Durcheinander aus kämpfenden Leibern und aufeinanderprallenden Waffen. Zahllose Tote und Verwundete lagen zwischen den brennenden Zelten und niedergetrampelten Lagerfeuer, und längst nicht alle trugen graugrüne Schuppen oder die Fell- und Lumpentracht der Barbaren. Vor allem der Anblick der Trexe hatte sie beinahe vergessen lassen, was für unvorstellbar starke und gefährliche Gegner die riesigen Orks waren, und auch Nandes’ Barbarenkrieger trugen die zweite Hälfte ihres Namens nicht umsonst. Pia erblickte zahlreiche erschlagene Elben und sogar mehrere Trexe, die von den Speeren und Schwertern der Verteidiger aufgespießt worden waren. Und es wurde schlimmer. Noch hatte das Kriegsglück Eiranns Männer nicht ganz verlassen. Doch sie sah jetzt mit eigenen Augen, was Landras vorhin gemeint hatte. Schon als sie das erste Mal hier gewesen war, hatte sie etliche hundert Krieger gesehen, mindestens doppelt so viele, wie Eiranns und Ixchels zusammengewürfelter kleiner Trupp zählte. Jetzt schien sich aber ihre Anzahl noch einmal mindestens verdoppelt zu haben, und von überall her strömten immer noch mehr und mehr Verteidiger herbei, als hätten sich die Berge selbst aufgetan, um ganze Heerscharen von Waffen schwingenden Orks und Barbaren auszuspucken.
Landras setzte seinen Helm wieder auf, ergriff sein Schwertfester und bedeutete ihr mit einer jetzt eindeutig befehlenden Geste, hinter ihr zu bleiben, und diesmal hatte Pia nichts dagegen einzuwenden und gehorchte. Nebeneinander traten sie in die Schatten und setzten ihren Weg fort.
Sie hatten erst wenige Schritte getan, als sie angegriffen wurden. Unsichtbar oder nicht, ein riesiger geflügelter Schatten stieß ohne Vorwarnung aus dem Himmel und stürzte sich mit einem schrillen Kreischen auf Landras. Der Fledermausvogel musste mindestens doppelt so groß sein wie die Ungeheuer, denen sie zuvor begegnet war, und allein die Wucht seines Anpralls reichte, um den hünenhaften Elbenkrieger ohne Halt zur Seite taumeln zu lassen. Das Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen und flog davon, und die stahlharten Krallen des Ungeheuers fuhren Funken sprühend und mit einem in den Zähnen schmerzenden Geräusch über seine Rüstung. Landras schrie, vielleicht vor Schmerz, vielleicht auch vor Überraschung und Zorn, taumelte zurück und riss schützend die Arme über den Kopf, und Eiranns Zorn sprang ganz eindeutig ohne ihr Zutun in ihre Hand, zuckte nach oben und zur Seite und zerteilte den Monstervogel säuberlich in drei Teile, die noch einen Sekundenbruchteil reglos in der Luft zu hängen schienen, als wären sie noch unschlüssig, was jetzt zu tun war, ehe sie mit einem widerlich nassen Klatschen rings um den Schattenelben zu Boden regneten.
»Ich danke Euch, Erhabene«, sagte Landras in einem Tonfall, der nicht wirklich zu diesen Worten passen wollte. Rasch bückte er sich nach seinem Schwert
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