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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und versetzte dem Kadaver einen wütenden Tritt, noch bevor er sich wieder ganz aufgerichtet hatte. »Verdammte Bestien!«
    Pia wollte das Schwert wieder einstecken, aber aus irgendeinem Grund wollte es ihr nicht gelingen. Die Waffe blieb in ihrer Hand, und auch das Flüstern unter ihren Gedanken war wieder da; die altbekannte Gier, aber auch zornige Enttäuschung, denn das Schwert hatte Blut gekostet, aber eine Seele haben wollen. Sein Durst war nicht gestillt, sondern jetzt erst richtig entfacht.
    »Kommt!« Landras wiederholte seine Geste – die nun eindeutig ein Befehl war – und wies zugleich mit der Schwertspitze auf das Zentrum des erbarmungslosen Kampfes.
    Pia starrte ihn nur aus aufgerissenen Augen an. Bildete sich dieser Irre etwa ein, dass sie hier die Xena gab und sich mit einem Kampfschrei ins Getümmel stürzte?
    Nun, er vielleicht nicht, aber ihre Stiefel.
    Sie stürmte so rasch los, dass sie nicht nur Mühe hatte, nicht zu stolpern, sondern auf dem allerersten Stück auch Landras Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten. Instinktiv versuchte Pia dagegen anzukämpfen, erreichte damit aber nicht mehr, als endgültig ins Stolpern zu geraten und zwei wirklich unangenehme Schritte weit verzweifelt um ihr Gleichgewicht kämpfen zu müssen. Sie ergab sich schließlich in ihr Schicksal. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel (und wer immer auf dieser Ebene der Realität auch darüber herrschen mochte), dass sich die Prophezeiung auch diesmal erfülle, und es da nicht noch irgendeine in Stein gemeißelte Vorhersage gab, nach der sie das Heer aus Elfenborg zwar zum Sieg führte, dabei aber einen glorreichen Heldentod starb.
    Immerhin erkannte sie jetzt, wohin Landras (und diese dreimal vermaledeiten Scheiß-Stiefel!) sie führte, nämlich mitten ins Herz des Getümmels, wo Schild Eirann auf dem größten Trex saß, den sie jemals gesehen hatte. Er trug keinen Helm und hatte zugunsten eines zweiten Schwertes auf den Schild verzichtet, und während Pia mit immer weiter ausgreifenden Schritten auf ihn zustürmte, erinnerte sie sein Anblick an nichts mehr als einen zornigen Gott, der vom Olymp herabgestiegen war und mit zwei Schwertern zugleich unter den Sterblichen wütete, die vermessen genug gewesen waren, ihn herauszufordern. Zähne und zupackende Klauen und der peitschende Schwanz seines monströsen Reittieres taten ein Übriges, um den Anblick in eine Vision der Hölle zu verwandeln, bei der selbst Dante höchstpersönlich schreiend davongelaufen wäre. Die gepanzerten Reiter an seinerSeite wüteten kaum weniger schrecklich unter ihren Gegnern. Pia fragte sich vergebens, wozu die Elben ihre Hilfe überhaupt brauchten .
    Sie bekam die Antwort auf diesen Gedanken fast augenblicklich. Schatten glitten über den Himmel wie dreieckige Splitter einer zerbrochenen Wolke, und dann stürzten sich Hunderte von Fledermausvögeln auf die Elbenkrieger, wenn nicht Tausende, und die gesamte Schlacht kippte von einem Sekundenbruchteil auf den anderen. Krieger schrien auf, ließen von ihren Gegnern ab und schlugen wild um sich oder stürzten gleich aus den Sätteln, um von ihren eigenen Reittieren zu Tode getrampelt zu werden; Trexe bäumten sich auf und warfen ihre Reiter ab, als sich die unheimlichen geflügelten Angreifer gleich zu Dutzenden auf sie stürzten und sie mit Krallen und Schnäbeln attackierten; und mehr als eines der gewaltigen Reptilien brach unter der brodelnden Masse einfach zusammen, Menschen, Elben und Orks einfach unter sich zermalmend. Für einen Moment erkannte sie nichts anderes als eine Explosion aus reiner Bewegung und schierer Gewalt, in der Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden waren und auch selbst keinen Unterschied mehr machten. Auch der Lärm änderte sich, als sich ein hundertstimmiger Triumphschrei aus den Reihen der Barbarenkrieger erhob, nun, da ihre höllischen Verbündeten erschienen und es plötzlich die Elbenkrieger waren, die um ihr Leben kämpfen mussten und zurückwichen. Soweit es ihnen gelang, hieß das. Pia beobachtete entsetzt, wie mehr und mehr Elben aus den Sätteln gerissen wurden und stürzten, ungeachtet der furchtbaren Verheerungen, die ihre Schwerter und die schnappenden Kiefer der Trexe unter den Angreifern anrichteten. Seit dem Augenblick, in dem der erste Ork unter dem Hieb eines unsichtbaren Schwertes gefallen und die Schlacht entbrannt war, konnten allerhöchstens einige Minuten vergangen sein, doch Pia wurde mit kaltem Entsetzen klar, dass sie allenfalls noch

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