Elfriede im Salon (German Edition)
den zweiten Fall. Bis dato war Elfriede sein Objekt der Begierde; dass diese in Dessous im Salon herumging, verfremdete die Situation. Elfriede hatte sich gefährlich vom Subjekt zum Objekt verwandelt und nur das Auftreten einer äußerlich gleichen Zwillingsschwester konnte den gänzlichen Verfall von Elfriede zum Objekt aufhalten. Die unbekannte Zwillingsschwester würde dafür bezahlt, Objekt zu sein. In dieser Situation konnte sich Elfriede auch wieder anziehen. Nein! Besser war es, wenn sie weiterhin nur Dessous tragen würde. Man würde einen Traum von Elfriede ficken, ohne der echten Elfriede zu nahe zu treten. Man könnte, während der Traum neben einem lag, sich mit Elfriede unterhalten, mit ihr diskutieren und sich artig bei ihr mit einem Klaps aufs Hinterteil dafür bedanken, dass der Traum soviel Lust bot. Dadurch, dass Elfriede nur Dessous trug, war sie gleichsam eine reizvolle Vermittlerin zwischen lustvollem Traum und philosophischer Wirklichkeit. Und letztlich wäre es an späteren Abenden im Salon so, als habe man wirklich von Elfriede geträumt.
Stimmen wurden laut, die Dr. Schwarz aus seiner Phantasie herausrissen. Die Frau, die in Begleitung von Elfriede in das Herzstück des Salons herein trat, sah gar nicht so aus wie Elfriede. Sie war blond, trug einen Kurzhaarschnitt und auf dem ersten Blick schien sie nur aus einem grellgeschminkten Gesicht, beängstigend großen Titten, einem drallen Arsch und fleischigen Schenkeln zu bestehen. Offensichtlich war sie nicht die Zwillingsschwester von Elfriede und sie sah ganz so aus, als ob sie nicht näher mit Elfriede verwandt war. Den überaus körperlichen Eindruck, den die Frau machte, wurde dadurch verstärkt, dass sie nicht sonderlich groß war. Jedenfalls war sie um einiges kleiner als Elfriede, sodass ihr Arsch und ihre Titten im Verhältnis zum restlichen Körper größer erschienen. Bei näherem Vergleich hätte man vielleicht herausfinden können, ob sich die üblich angegebenen Maße für Frauen bei den beiden deutlich voneinander unterschieden. Die Frau sah etwas älter aus als Elfriede, aber ihr wahres Alter zu schätzen, war schwierig, da sich ihr Gesicht unter dem Make-up verbarg. Neben ihren weißen Pumps mit hohen Absätzen trug sie weiße Hot-Pants, aus denen ihr Arsch hervorquoll und eine blaue Seidenbluse, unter denen die schweren Brüste lagen. Robert Unmuth vermutete, dass sie unter ihrer Bluse keinen BH trug. Die Frau versuchte ihre Belustigung darüber zu verbergen, dass sie alte Männer vor sich hatte. Sie versuchte sich, an die Vertragsbedingungen zu erinnern. Es war von drei Männern die Rede gewesen und somit waren die neunhundert Mark, die sie gleich abkassieren würde, ja schon ein Sonderangebot. Von einer anderen Nutte war nicht die Rede gewesen. Das war offensichtlich ein Vertragsbruch, den man in bare Münze umwandeln konnte. Sie traute den alten Säcken nicht so viel zu und eine Kollegin hätte ihr Arbeit abnehmen können, aber vielleicht verlangten die geilen Böcke eine Lesbennummer, ganz gewiss ein Extra. “Extras kosten mehr und diese Nutte hier ist ein Extra. Von einer anderen Nutte wurde nichts geredet und nichts vereinbart. Das macht weitere dreihundert Mark!” Robert Unmuth versuchte, die Situation zu retten. “Setzen sie sich erstmal und machen sie sich’s bequem.” Er bot ihr den freien Platz neben Dr. Schwarz an, der befürchtete, dass aus seinem Traum ein Alptraum wurde. Ihm war nicht ganz wohl dabei, neben sich ein so primitives Wesen sitzen zu haben. Die Nutte nahm Platz und beäugte argwöhnisch Dr. Schwarz. Elfriede sah noch keine Veranlassung in das Geschehen einzugreifen, denn Robert Unmuth wandte sich weiter an das Callgirl. “Fräulein Elfriede ist quasi die Veranstalterin des heutigen Abends und kümmert sich um unser leibliches Wohl, ich meine um die anderen Dinge, für die sie nicht zuständig sind. Oder wollen sie das Essen vorbereiten und den Champagner servieren? Sie wollen den Champagner doch lieber trinken, oder?” War die Frau in den Dessous eine Spannerin? “Von vier war nicht die Rede und eine Lesbennummer kostet jede Menge extra” - “Ich denke nicht, dass Fräulein Müller irgendein Interesse hat, sich mit ihnen einzulassen” - “Aber vielleicht sind sie geil auf so etwas. Warum ist diese Frau denn halbnackt?” - “Das fragen sie sie wohl besser selbst.”
Elfriede stellte sich mächtig vor ihr auf, sodass die Nutte den Eindruck bekommen konnte, sie wäre hier für den
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