Elfriede im Salon (German Edition)
die kommende erotische Spannung zu gewöhnen, hatte sie sich fast ausgezogen und bediente fortan in Dessous. Sie gab dem Salon damit das Flair eines Privatbordells oder einer besonderen Art von Nachtclub. Sie war vielleicht so etwas wie eine Animierdame in diesem merkwürdigen Etablissement, gewissermaßen auch mit der sich selbst gestellten Aufgabe versehen, sich um einen ordnungsgemäßen Verlauf im Salon zu kümmern. Ihre Aufgabe war auch, die Nutte bei der korrekten Ausführung ihres Jobs zu kontrollieren. Selbstverständlich war sie in Dessous für diese Aufgabe in korrektem Aufzug. In Dessous hatte sie mehr Autorität, zumal sie in diesem Aufzug den Männern einen Grund nahm, sich zu schämen. Dieses an sich folgerichtige Vorgehen unterlief sie damit, dass sie ihren nackten bzw. halbnackten Arsch bewusst in Szene setzte, zwar noch nicht, damit sie in diesen gefickt wurde, aber immerhin um erotische Schläge zu kassieren. Diese Gratwanderung und Lulus Aktivitäten beschleunigten den Fortgang ihrer Metamorphose und verwirrt stellte sie fest, dass sie heute Abend nicht Dienstmädchen sein wollte, sondern Gespielin und etwas in ihr forderte sie auf, die Rolle des Dienstmädchens ganz abzustreifen, sich ganz zu entpuppen, und das wäre geschehen, wenn sie ihr Höschen abgelegt hätte. Wie konnte es sein, dass sie Lust hatte, sich sexuell mit diesen alten Männern einzulassen? Tatsächlich wollte sie sich nur auf diese einmalige Situation einlassen; zu dieser gehörte der Salon, die Nutte, aber eben auch die Männer. Ihre Identifikation mit dem Salon hatte unter diesen besonderen Umständen dazu geführt, dass sie mitphilosophieren, aber eben auch mitficken wollte. Es konnte nicht wahr sein, aber was es auch immer bedeuten sollte, unter ihrem Höschen war sie feucht.
Das Projekt des Abends war, über die sexuelle Lust zu philosophieren, während die Lust empfunden wurde. Überspitzt lässt sich auch formulieren: Übers Ficken philosophieren, während man fickt. Glücklicherweise kann man sagen, dass man über das Leben philosophieren kann, während man lebt und Tote philosophieren keineswegs besser. Möglicherweise lässt sich aber nur über Aspekte des Lebens philosophieren, die man zurzeit gerade nicht durchlebt. Lässt sich der Zustand der Erleuchtung beschreiben, während man diese gerade hat? Die Erfahrungen in der Welt haben fast alle einen flüchtigen Charakter, zumal sie im Prinzip nirgendwo aufgeschrieben sind, aber besonders über das, was sich in Worte fassen lässt und über das, was in Worte gefasst wurde, lässt sich gut philosophieren. Vereinfachend könnte man auch sagen, über die Philosophie lässt sich am besten philosophieren. Es gibt nun durchaus Erfahrungen bzw. Zustände, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, die aber flüchtig sind. Das Verliebtsein zum Beispiel oder irgendein Rausch. Es scheint nicht einfach zu sein, solche Erfahrungen in Worte zu fassen oder gar über sie zu philosophieren, aber sie zu erfassen scheint einfacher zu sein, wenn diese Zustände durchlebt werden. Selbstverständlich dürfen beispielsweise die Auswirkungen eines Rausches die Ratio und die Formulierungsfähigkeit nicht zu stark beeinträchtigen. Über den Rausch light lässt sich also währenddessen prächtig philosophieren; bei sehr intensiven Erfahrungen, die kurzfristig das Ich auflösen oder stark deformieren und einem die Sprache rauben, ist dies nicht so ohne Weiteres möglich. Ein Tonbandprotokoll oder eine Videoaufzeichnung könnte der Nachwelt einen gewissen Aufschluss bringen. Niemand hatte im Salon geheime Kameras installiert, um den Fortgang des Abends aufzuzeichnen; somit war man auf die Erinnerung angewiesen und auf das Vermögen, am heutigen Abend zu philosophieren. Vielleicht gewann man die philosophische Sprache nach einem ersten vollzogenen Akt zurück, wenn dieser nicht Sprachlosigkeit und Verwirrung zurückließ.
Diese Bemerkungen hätte nun einer der Philosophen machen sollen, die an sich dafür bekannt waren, präzise und folgerichtig zu formulieren, aber sie waren gewissermaßen auch entschuldigt. Die Nutte schaffte sich etwas Platz und knöpfte mit geübten Fingern die Hose des Professors auf. Der Professor trug eine konventionelle weiße Unterhose alten Stils, die kaum sichtbar wurde, aber für einen kurzen Moment für alle sichtbar, streckte sich ein mächtig erigierter Penis der Decke entgegen. Die Nutte griff schnell zu einem der Drei auf dem Tisch liegenden Kondomen
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