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Elfriede im Salon (German Edition)

Elfriede im Salon (German Edition)

Titel: Elfriede im Salon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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sein. “Seltsam”, dachte sie, “wie kann ich mich so verlieren?” Typisch, die Frauen waren nackt, während die Männer selbst noch beim Geschlechtsverkehr angezogen waren. Sie waren angezogen, aber abwesend. Die nackten Frauen hingegen waren präsent. Es kam Elfriede nunmehr völlig überflüssig vor, dass sie fast nackt war. Einer der Intellektuellen tat, was getan werden musste und vermutlich würden die anderen Intellektuellen ihm folgen und der Salon würde des weiteren stumm bleiben. Die Nutte würde gehen und die Philosophen wären sich einig, dass man da zu schweigen hätte, wo es nichts zu sagen gibt. Es wäre eine Lüge, denn es gab etwas zu sagen, und wenn keine Aussagen getroffen wurden, dann einzig und allein, weil man unfähig war und die Situation überforderte. Elfriede war sich nun bewusst, dass auch sie von der Situation überfordert wurde. Was machte sie hier überhaupt? Welchen Sinn machte es, fast nackt neben den Männern zu stehen, mit dem Drang etwas zu tun und zu sagen. Elfriede kam zu dem Schluss, dass sie verrückt sein musste. Aber konnten Verrückte vernünftige Schlüsse ziehen? Wenn sie sich nun anzöge, wäre sie dann geheilt? Würde sie sich anziehen und gehen, wäre sie vermutlich geheilt, da sie sich der verrückten Situation entziehen würde. Robert Unmuth war mit Sicherheit verrückt, denn sonst hätte er sie genommen. Würde man sie hier angezogen weiter arbeiten lassen? Was sollte sie noch im Salon, da der stumme Sex auch ohne sie laufen würde? Elfriede konnte nicht anders als sich mit ihren Pumps, Strümpfen und diesem winzigen Höschen verrückt bzw. lächerlich vorzukommen.
    Ein Aufstöhnen des Professors veränderte momentan die Situation im Salon. Der Professor war gekommen.
     
     
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    Eine Zeit lang war Ruhe im Salon; selbst die Musik war verstummt. Welche Ungeheuerlichkeit hatte sich ereignet? Lulu hatte für ihre Aktion keinen frenetischen Beifall erwartet, aber eine derartige Stimmung auch nicht. Es hatte den Anschein, als sei jemand gestorben. Sie konnte nicht sagen, ob der, der unter ihr war, derjenige war, der verstorben war.
    Diese Stille ließ es nicht zu, zu philosophieren. Lulu stieg von dem Professor runter, begann mit der Entsorgung des Kondoms und fragte nach der Toilette. Elfriede erwachte aus ihrer Erstarrung; sie war nicht tot. Sie wies der Prostituierten den Weg. Der Professor war auch nicht tot. Geschwind hatte er das Überbleibsel des Liebesaktes in seine Unterhose versteckt, und auch die Unterhose war kurz danach nicht mehr zu sehen. Die Nutte entsorgte das gefüllte Kondom im Klo, die Wasserspülung ging und dann machte sie sich unnötigerweise noch etwas frisch. Es blieb also für die Vier etwas Zeit, sich ungestört über die Ungeheuerlichkeit, die stattgefunden hatten, zu unterhalten.
    War der Geschlechtsakt etwas durchweg Intimes? Etwas für zwei Personen und keine weiteren? Es musste Menschen geben, die Sex in der Gruppe genossen; allerdings war es vermutlich ein verschwindend geringer Anteil, der Gruppensex praktizierte. Viele phantasierten vielleicht davon, manche erträumten es, aber wenige taten es. Lag dies nun daran, dass nur ein besonderer Menschenschlag dazu imstande war? Gab es eine Dreiteilung der Menschen? In diejenigen, die es machten oder jedenfalls irgendwann einmal gemacht hatten, in die, die davon phantasierten oder jedenfalls schon mal ihre Vorstellung in jene Richtung hatten abschweifen lassen und in die, die eine solche Tat in Wirklichkeit, aber auch in ihrer Vorstellung ausschlossen oder die Möglichkeit einer solchen verdrängten. Wann war Sex intim? Sex schließt gewöhnlich den Dritten aus und es liegt nahe, dafür evolutionsbedingte Gründe anzunehmen. Männchen konkurrieren um Weibchen und Weibchen konkurrieren um Männchen.
    Es gab keine Diskussionen im Vorfelde. Vielleicht war der Schluss nicht unzutreffend, dass die Philosophen Amateure waren. Es hatte den Anstrich von Unprofessionalität, dass dieser Abend in keiner Weise gemeinsam vorbereitet wurde. Man hätte über Sexualität diskutieren können, bevor man sie, unter unbekannten Umständen, praktizierte. Im Prinzip musste ein Männchen ein anderes Männchen ausspielen, um zum Zuge zu kommen. Warum sollte es erwünscht sein, dass das ausgespielte Männchen beim Sex zugucken sollte. Nun hatte sich die Natur nicht einfallen lassen, die Spermien von verschiedenen Männchen zu

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