Elfriede im Salon (German Edition)
philosophieren.
Elfriede ließ sich zu solchen Äußerungen nicht hinreißen, während sie weiterhin erregt die Stöße des bärigen Astronoms hinnahm. Dem großen Bären verließen allerdings langsam die Kräfte. Erregtheit hin und her, es war nicht zu machen. Er löste sich von Elfriede, da der Sex von vorhin zwar belanglos, aber kräftezehrend gewesen war. Elfriede war vorerst auf ihre Kosten gekommen; man konnte sie allerdings gewissermaßen als unersättlich bezeichnen, denn sie ging zu Dr. Peter Schwarz, der gebannt und versteinert die Doppelorgie verfolgt hatte. Sein Schwanz war allerdings auch erhärtet. Die nackte Elfriede setzte sich auf seinen Schoß und ihre Schenkel nahmen ersten Körperkontakt mit diesem Penis auf und Elfriede flüsterte ihm, nachdem sie ihn auf den Mund geküsst hatte, ins Ohr: “Heute verlasse ich dich nicht mehr!” Ihre Hände fassten seine Hände und führte sie an ihre Brüste. “Streichel mich”, sagte sie auffordernd. “Darf ich das?”, fragte Dr. Schwarz, der in eine Wunderwelt eingetreten war. “Du darfst das heute, du darfst vielmehr heute!” Während Elfriede ihn küsste, versuchten Dr. Schwarzs Hände die Dimensionalität von Elfriedes Titten zu erfassen.
Professor Hügel stand indessen im Bad und wusch sich den Schweiß von der Stirn. Eine kalte Dusche wäre jetzt angesagt, sagte er zu sich.
- 43-
Das Bad des philosophischen Salons war mit einer Dusche ausgestattet, die allerdings von den Philosophen nie benutzt worden war. Der Astronom stieg in die Duschkabine und stellte den Wasserstrahl lauwarm ein. Seine Phantasie formulierte den Wunsch, die Duschkabine müsse so eine Art Beamstation sein, die ihn instantan lichtjahreweit wegbeamen würde, irgendwohin in sein für ihn vertrautes Weltall. Er war nicht besoffen genug, um die peinlichen Konsequenzen seines Tuns nicht zu realisieren. Er starrte auf den Übeltäter, den Mitschuldigen seines Tuns, der immer noch groß und stark gerötet war. Der überforderte Übeltäter hatte ihn zwar in Stich gelassen, wenn ihn denn überhaupt eine Schuld traf, aber Professor Hügel war nicht enttäuscht darüber, dass er nicht zu einem Orgasmus gekommen war; hingegen das bezaubernde Hausmädchen durch ihn, einem großen, fetten und alten Mann. Er war nicht böse auf Elfriede, die es letztendlich geschafft hatte, ihn zu verführen. Wie konnte man nur vergessen? Hatte das Mädchen eine Chance im Salon weiterarbeiten zu können? Der nicht zu warme, starke Wasserstrahl prasselte auf den Kopf und den massigen Körper und entspannte den Professor. Er überlegte, ob er anschließend sein Heil im Alkohol suchen solle, gefolgt von dem Gedanken, dass es unweigerlich geschehen müsse, dass die nächsten Abende ebenso besoffen und vermutlich niedergeschlagen ablaufen würden. Für ihn war die Büchse der Pandora geöffnet, und er hatte keine Idee, wie die freigesetzten Geister wieder eingefangen werden konnten, um im Unbewussten der Männer und ebenso im Unbewussten von Elfriede zu schlummern. Vielleicht war ja das Mädchen eine Verdrängungskünstlerin, oberflächlich genug, die Sache als einen durchaus akzeptablen Ausrutscher anzusehen. Mit den jungen Menschen des endenden zwanzigsten Jahrhunderts kannte er sich nicht so aus, aber ihm kam es auch so vor, dass es eher eine Charakterfrage als ein Generationenproblem sein müsse, zu erklären, wie es zu den Vorfällen gekommen war und sich von den Vorfällen zu lösen. Er stellte sich vor, Elfriede sei seine Tochter oder seine Enkelin, die ihm die Geschichte eines Abends in einem philosophischen Salon erzählen würde. Nun sicher eine Dummheit, würde er ihr sagen, aber vielleicht wäre er weniger empört als jetzt über sich selbst. Der entspannende Wasserstrahl tat sein Übriges um die Stimmung des Professors nicht in bodenlose Verbitterung fallen zulassen. Der Professor musste sich eingestehen, dass sich zwei Seelen in seiner Brust befanden und eine hatte ihn dazu getrieben, mitzumachen, Erregtheit und Geilheit zu empfinden, wenn sich auch teilweise belangloses Empfinden eingeschlichen hatte. Zwei Seelen in einer Brust führten unweigerlich zu einer Doppelmoral. Unentschlossenheit zeichnete ja nicht nur ihn aus, sondern zum Beispiel auch Elfriede, die dies mit ihrem vorschnellen Abschied bewiesen hatte. Das Wasser entspannte weiter und ließ so optimistischere Gedanken
Weitere Kostenlose Bücher