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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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der Hand. Sie war leicht und so ging er zu Fuß in Richtung Stadt.
    Er war erstaunt, wie gut er sich noch auskannte. Seine Füße bewegten sich fast automatisch vorwärts, ungefähr so, als sitze die Erinnerung darin. Verwundert sah er sich in der Fußgängerzone des Zentrums um. Viel hatte sich verändert. Aber die Menschen glaubte er fast wieder zu erkennen. Männer in Trainingsjacken. Es war fast wie eine Heimkehr.
    Als er das Kaufhaus in der Storgatan erreichte, blieb er stehen. Er spähte in alle Richtungen.
    Wer kann mir helfen?, dachte er. Ein Pfarrer? Vielleicht ein Journalist?
    »Entschuldigung, wo ist das Büro der Länstidningen?«
    Die Alte starrte ihn an.
    »Welche Länstidningen?«
    »Na, Norrbottens.«
    »So was gibt’s hier nicht. Meinen Sie eine Zeitung?«
    »Ja …«
    »Die Norrländskan ist in die Richtung und Kuriren in die. Das ist näher. Gehen Sie zwei Häuserblocks in die Richtung und dann nach rechts in die Stationsgatan. Dann sehen Sie das Haus schon. Ein rotes Haus, der Eingang ist an der Ecke.«
     
    Olavi Andersson setzte sich in Bewegung. Bald hatte er das Haus gefunden. Die Frau am Empfang schaute zu ihm auf.
    »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Ist ein Journalist da, den ich etwas fragen könnte?«
    »Wonach?«
    »Wie man eine bestimmte Person findet.«
    »Ich werde mal hören, ob gerade jemand frei ist.«
    Drei Minuten später kam ein großer Mann die Treppe herunter. Er hatte krause Haare und trug eine Brille mit runden Gläsern.
    »Ja …?«
    »Vielleicht können Sie mir helfen. Ich suche einen Mann, der in dieser Stadt wohnt. Einen … alten Schulkameraden. Aber er hat einen sehr gewöhnlichen Namen. Was macht man da?«
    »Einen Schulkameraden? Dann wissen Sie also, in welchem Jahr er geboren wurde?«
    »Ja … eigentlich schon.«
    »Dann ist es einfach. Gehen Sie zum Finanzamt in der Kungsgatan. Die kreuzt die Stationsgatan, auf der Sie sich gerade befinden. Dort wird auch das Einwohnermeldewesen verwaltet. Über deren Computer und mit dem Geburtsdatum müssten Sie Ihrem Kameraden eigentlich auf die Spur kommen.«
    »Ich bin nicht sicher, in welchem Jahr genau er geboren wurde.«
    »Es funktioniert trotzdem. Man bekommt Aufschluss über alle, die in einem bestimmten Zeitraum geboren wurden. Zum Beispiel alle Sven Svenssons, die zwischen 1945 und 1950 geboren wurden. Ist der Name besonders verbreitet, kriegt man natürlich mehrere Treffer.«
    »Kungsgatan, haben Sie gesagt?«
    »Ja, Ecke Stationsgatan.«
    »Vielen Dank.«
    Olavi Andersson erinnerte sich mühelos daran, wo die Kungsgatan war.
    Ich befinde mich in der Straße meiner Mutter, dachte er. Das war, bevor ich angefangen habe zu saufen.
    Hinter dem Anmeldetresen stand eine blonde Frau. Noch einmal trug er sein Anliegen vor.
    »Es gibt einen öffentlich zugänglichen Computer. Ich zeige Ihnen, wie man damit umgeht.«
    Die Frau führte Olavi in ein Zimmer und gab ihm einige Erklärungen.
    »Sagen Sie Bescheid, falls Sie Hilfe brauchen«, sagte sie und kehrte an ihren Tresen zurück.
    In weniger als einer Minute erschien eine Liste mit Namen auf dem Schirm. Olavi fummelte mit dem Zeigefinger auf der Tastatur herum, bis er die »Print« -Taste fand, auf die er drücken sollte, wenn er einen Ausdruck wünschte. Er nahm die Liste in die Hand und starrte darauf.
    So viele, dachte er, was mache ich jetzt?
     
    Sein Blick folgte dem Weg eines einsamen Nachtwanderers. Obwohl es fast Mitternacht war, konnte Olavi Andersson erkennen, dass der Mann unten auf der Straße eine karierte Mütze trug. Als der Mann um eine Ecke verschwunden war, drehte sich Olavi um und schaute zum Bett.
    Er schleuderte seine Schuhe von den Füßen und streckte sich angezogen auf dem Bett aus.
    Jetzt fühlte er sich ganz ruhig. Bald würde er am Ende seiner Reise angelangt sein. Jeder Schritt war schwierig gewesen. Eine fast übermenschliche Anstrengung. Aber er hatte es geschafft. Er, das versoffene Individuum, dem die Leute aus dem Weg gingen, wenn er ihnen zu nahe kam, den sie sonst nicht einmal wahrnahmen. In ihren Augen eine Unperson. Weniger wert als die dreckigen Klamotten, die er trug. Aber er hatte sich erhoben und etwas getan, was sonst niemand geschafft hätte. Dass er verraten worden war, überraschte ihn nicht. Wie hätte es auch anders kommen sollen? Die Polizei war vermutlich schon hinter ihm her. Aber das machte nichts. Sie würden ihn nicht einholen.
    Jetzt würde ihn nichts und niemand mehr aufhalten können. Olavi Andersson streckte die

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