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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Zusammenbruch.«
    »Sind Sie schon mal im Kino gewesen?«
    Er lächelte über seine eigene Frage.
    »Natürlich sind Sie das«, fuhr er fort, bevor sie antworten konnte. »Aber haben Sie schon mal einen Film gesehen, in dem der Mörder plötzlich anfängt, mit dem zu reden, den er umbringen will? Und es dann nicht mehr über sich bringt abzudrücken? Ich habe es getan. Ihn beschuldigt. Aber er hat mich nicht verstanden. Bildete sich ein, ich sei sein Vater, der ihn besuchen kommt. Ich konnte ihn nicht erschießen. Ich habe gezielt, aber ich habe auf die Uhr geschossen.«
    »Rolf Johansson hat Alzheimer«, sagte Elina. »Er erinnert sich an fast gar nichts mehr. Es war Zufall, dass er allein im Haus war. Ein Pfleger hatte ihn eine Stunde, bevor Sie kamen, aus dem Pflegeheim ins Haus gebracht und war noch mal weggefahren, um Kuchen zu kaufen.«
    »Die haben alles vergessen. Aber ich nicht. Die haben mein Leben zerstört.«
    »Ihr Leben?«
    »Erst das Leben meines Vaters. Ich habe ihn gefunden, als ich aus der Schule kam. Er hatte sich das Gehirn aus dem Kopf geschossen. Paff, fertig. Die Pistole haben sie uns später zurückgegeben. Die Gerüchte haben ihn zugrunde gerichtet. Ich war damals noch klein. Er hat mir den ersten Schluck gegeben. Und ich saufe, seit er tot ist. Als meine Mutter den Brief von Johansson bekam, hat sie mir alles erzählt. Wie er langsam versumpfte. Und als ich erfuhr, dass dieser Åkesson in Pension gehen würde, da bin ich durchgedreht. Ich hab die Pistole genommen, bin zu seinem Haus gegangen und habe ihn erschossen.«
    »Wie haben Sie ihn in den Teppich bekommen?«
    »Bekommen? Ich hab’s ihm einfach befohlen. Mit der Pistole in der Hand. Leg dich hin!, hab ich gesagt. Dann hab ich ihn eingerollt. Danach hab ich beschlossen, es ordentlich zu Ende zu bringen. Die anderen mussten auch sterben. Es war das Beste, was ich in meinem Leben getan habe. Deswegen hab ich aufgehört zu saufen.«
    »Woher wussten Sie, wer der richtige Rolf Johansson war?«
    »Von meiner Mutter. Sie wusste, dass er in derselben Straße gewohnt hat wie wir früher. Sie hatte Rolf und seine Frau besucht, mit ihnen Kaffee getrunken, sich mit ihnen unterhalten. Er war ja wie mein Vater in der Partei. Das hat sie mir erzählt, als der Brief vor etwa fünf Jahren kam. Sie war furchtbar schockiert. Und der in Bälinge war der Einzige, der in unserer Straße gewohnt hatte. Ich hab es vom Einwohnermeldeamt erfahren.«
    »Und Krall? Was hatte er mit der Sache zu tun?«
    »Nichts. Aber er hat mich bedroht. Und ich hatte die Nase voll.«
    Elina stand auf und ging zur Tür.
    »Wir werden Sie später eingehender verhören«, sagte sie. »Aber eins frage ich mich noch: Als ich bei Ihnen zu Hause war, haben Sie Åkesson ›Singvogel‹ genannt. Wussten Sie, dass er im Chor sang?«
    »Nein.«
    »Warum haben Sie ihn dann so genannt?«
    »War er das nicht: einer, der singt?«
    Elina bat hinausgelassen zu werden. Sie nickte Olavi Andersson zu und ging.
     
    Der Rechtsanwalt legte gegen das Urteil ›lebenslänglich‹ des Amtsgerichts keine Berufung ein. Lieber das Urteil annehmen und nach zehn Jahren um Gnade bitten, lautete seine Argumentation.
    Eine Woche später bekam Olavi Andersson Besuch im Gefängnis. Er wurde in den Besucherraum geführt. Dort wartete eine Frau. Schweigend saßen sie einander gegenüber.
    »Du hast mich verraten«, sagte Olavi Andersson schließlich. »Genau wie alle anderen. Erst haben sie meinen Vater verraten, dann mich. Und du auch.«
    »Nein«, widersprach Anna Mileva. »Du bist der Verräter. Du hast dein Leben weggeworfen. Und du hast mich glauben lassen, du seist ein netter Mensch. Aber du bist ein Mörder.«
    Sie erhob sich.
    »Ich gehe jetzt. Möchtest du, dass ich wiederkomme?«
    Er sah zu ihr auf.
    »Ja. Und du, möchtest du es?«
    »Ich glaube ja. Vielleicht.«
     
    Elina bekam ihr Urteil zwei Wochen nach Olavi. Das Amtsgericht billigte ihr zwar mildernde Umstände zu, da Kurt Jörgen Hansson bedrohlich aufgetreten war, aber sie hätte sich aus der Situation heraushalten können. Deshalb hatte es keinen Grund gegeben, handgreiflich zu werden, und so wurde sie zu einer Geldstrafe von zwanzig Tagessätzen verurteilt.
    Der Personalausschuss hatte mitgeteilt, dass die Art des Vergehens nicht schwer genug für eine Entlassung wog. Doch als das Urteil fiel, war Elinas unmittelbare Reaktion, von sich aus zu kündigen.
    »Du hast in gut einem Jahr zwei komplizierte Mordfälle gelöst«, hatte Kärnlund

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