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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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im Land aufzurichten versuchte. Jedenfalls meinte Jock Colville, Churchills damaliger Privatsekretär, nach dem Radiodebüt der Prinzessin: «Wenn die Monarchie diesen Krieg überlebt, dürfte Elizabeth II. eine sehr erfolgreiche Queen werden.» Ihre Radioansprache ist dank des Internets im O-Ton verfügbar, man findet sie auch auf der Website des Buckingham Palastes. Es ist ein eigentümliches Erlebnis, die Stimme der 85-jährigen Monarchin mit ihrem vokalen Selbst vor 71 Jahren zu vergleichen und das Phänomen der Kontinuität an diesem rein menschlichen Aspekt ablesen – abhören – zu können.
    Wo blieb Philip, der griechische Prinz, der Wikinger, der Deutsche? Hatte Elizabeth keinen Kontakt mehr zu ihm in all diesen Jahren? Doch, sie schrieben sich, und auf ihrem Nachttisch stand ein gerahmtes Foto von ihm, was Crawfie ihr auszureden versuchte – es sei doch gar zu auffallend. Woraufhin der Teenager das Foto gegen eines von Philip mit Bart auswechselte, das ihn ziemlich verfremdet aussehen ließ. «Siehst du, Crawfie – so!», trumpfte sie gegen die Erzieherin auf. Philip «had a good war», wie man das nennt – er absolvierte verschiedene Kriegsschauplätze mit Auszeichnungen und in stetig verbessertem Rang, erst auf einem Schlachtschiff im Indischen Ozean zum Schutz von australischen Militärkonvois, dann im östlichen Mittelmeer im Kampf um Kreta, schließlich 1944 auf dem Zerstörer «HMS Whelp» als Teil der britischen Pazifikflotte, wo er in der Bucht von Tokio im August 1945 Zeuge der japanischen Kapitulation wurde. Der Kontrast zwischen ihm und der fernen Freundin in Windsor hätte nicht größer sein können. Hier «das menschliche Äquivalent kostbaren Sèvres-Porzellans, eingewickelt und sicher verwahrt», dort der in Gefahren bewährte Held,der im Alter von 21 Jahren im Oktober 1942 zum jüngsten Leutnant der Royal Navy befördert worden war.

    Tarnung durch Bart: Prinz Philip als Leutnant der Royal Navy während des Krieges (Foto: ILN)
    Doch halt, ganz so unerfahren mit Waffen war auch die Thronfolgerin nicht. In dem Monat, als Philip sein Patent als Leutnant erhielt, erlegte die Sechzehnjährige im schottischen Hochland ihren ersten Hirsch. Schließlich gehörte zur Palette dessen, was man von ihr als künftiger Königin erwarten durfte, auch der Sport der Aristokratie, die Jagd, den Elizabeth mit wachsendem Enthusiasmus betrieb. Die Fauna auf Balmoral war vor dieser Scharfschützin nicht sicher. In ihrer Familie waren bis auf Onkel David alle begeisterteJäger, der Großvater George V. ein geradezu besessener. Doch während die meisten mit der Flinte jagen gingen, also mit Schrotkugeln, zog Elizabeth den gezielten Schuss mit dem Gewehr vor. Noblesse oblige.

    Der Krieg brachte scharfe Einschnitte in der Versorgung bei Nahrungsmitteln und Kleidungsstoffen mit sich. Die Rationierung begann am 8. Januar 1940 mit Bacon, Butter und Zucker und wurde peu à peu um weitere Zutaten des heimischen Essenskonsums ausgeweitet; das war auch einer Eleanor Roosevelt aufgefallen. Am Ende blieben Lebensmittelkarten auf der Insel bis lange nach dem Krieg eine alltägliche Erfahrung, erst am 4. Juli 1954 wurden sie endgültig abgeschafft, Fleisch war bis zuletzt auf der nationalen Speisekarte rationiert. Dass es so lange brauchte, hatte auch mit den Nachkriegsverpflichtungen der Briten für ihre Besatzungszone in Deutschland zu tun, wo Hunger drohte; das machte den Import von Nahrungsmitteln nötig sowie den Griff in die eigene strategische Reserve. Im Unterhaus beschwerte sich der Abgeordnete Crookshank 1946 über diesen «Don-Quichotischen Akt der Geschichte – da besiegen wir ein Land und bitten dann unsere Steuerzahler, ihm mit 80–100 Millionen Pfund im Jahr wieder auf die Beine zu helfen.»
    Nicht rationiert war Wild – ein Vorzug eher für die privilegierten Klassen. Zu den königlichen Besitzungen in Sandringham und Balmoral gehörten ausgedehnte Jagdgründe, die einen ununterbrochenen Nachschub an Fasanen, Rebhuhn, Moorhuhn und Wildbret sicherstellten; auch Elizabeth lernte, wie gesagt, rasch, ihren Beitrag dazu zu leisten. «Es ist ein Wunder, dass uns im Krieg keine Geweihe wuchsen», ironisierte ein Angestellter auf Balmoral die Versorgungslage. Auch bei dem recht bescheidenen Hochzeitsmahl von Elizabeth und Philip am 20. November 1947 reichte man unter den nur drei Gängen – mehr wäre ein Affront gegen die Einschränkungen der Zeit gewesen – zunächst Rebhuhn, gefolgt von Seezunge, «Filet

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