Elizabeth II.: Das Leben der Queen
ließ. Um seine angeschlagene Gesundheit zu tarnen, legte George VI. vor öffentlichen Auftritten seit 1942 Bräunung auf; nach 1945 war er verbraucht, restlos erschöpft – das ließ sich nicht mehr vertuschen.
Die Eltern verbrachten die Wochentage in London oder auf Besuchsreisen im Land, doch ihre beiden Töchter wurden nach Schloss Windsor gewissermaßen ausgelagert, und das für geschlagene fünf Jahre. Die Thronerbin, den frisch gebackenen Teenager,und die jüngere Schwester wollte man nun doch nicht den Gefahren des Bombenkrieges aussetzen, das wäre unverantwortlich gewesen. So wuchsen die Mädchen unter Bedingungen noch größerer Isolation als bisher schon heran. Die meisten von Elizabeths Altersgenossinnen wurden in diesen Jahren schnell emanzipiert, entsprechend den Umwälzungen der Gegenwart, die viele traditionelle Bindungen lockerten und ihre Entwicklung beschleunigten, sei es durch vorgezogenen Arbeitseintritt, sei es durch frühe sexuelle Erfahrungen. Nicht so Elizabeth und Margaret. Sie waren «das menschliche Äquivalent kostbaren Sèvres-Porzellans, eingewickelt und sicher verwahrt», wie Robert Lacey schreibt.
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Stricken für den Sieg: Queen Elizabeth, Prinzessin Margaret und Prinzessin Elizabeth im Garten der Royal Logde, Windsor Great Park, Juli 1941 (Foto: Studio Lisa/RBO)
In Windsor lebten sie «in einer Art von Unterwelt», wird Crawfie später mitteilen, in einer düsteren Umgebung von abgedunkelten Korridoren. Wenn Fliegeralarm gegeben wurde, stieg man zu noch besserem Schutz kalte, klamme Treppen hinunter in die Kellergewölbe des zentralen Turms der Schlossanlage. Zum Glück wardie Royal Lodge im Windsor Great Park in der Nähe, auch die königlichen Residenzen in Sandringham und Balmoral kamen zu Hilfe, nahe der Norfolk-Küste die eine, im schottischen Hochland die andere. Dort konnte die Familie weiterhin die Idylle lächelnder Normalität pflegen, obwohl man auf den Fotos schon damals sah, wie sehr der Krieg mit seinen Verpflichtungen an den Kräften des Monarchen zehrte.
Der genaue Aufenthalt der Kinder wurde nie preisgegeben, man wollte dem Feind keine Hinweise geben. Die Fotos aus dieser Zeit, mit stets lächelnden identisch gekleideten Prinzessinnen zu Pferd, mit ihren Hunden, bei der Gartenarbeit oder beim Studium ließen keine Rückschlüsse zu auf den Ort der Aufnahmen. Aber was war mit der Furcht vor einer möglichen Invasion? Auch für die hatte man Vorkehrungen getroffen und einen Fluchtplan geschmiedet, der unter dem Codewort «Cromwell» ausprobiert wurde: Gouvernante, limitiertes Gepäck, limitierte Kleidung – und ein einziger Corgi, mehr bitte nicht; dann ab irgendwohin nach Wales oder Gloucestershire im ländlichen Westen Englands.
Doch die Royals mussten zeigen, dass auch ihre Töchter, in Unschuld und Sicherheit aufbewahrt, einen Beitrag leisteten zum Kriegsziel – «to defeat Hitler». Er bestand darin, Staniolpapier zu sammeln, Mullbinden aufzurollen, Socken zu stricken, von ihrem Taschengeld dem Roten Kreuz zu spenden. Und ans Radio zu gehen und eine Botschaft zu verlesen. So am 13. Oktober 1940, als Elizabeth in der Kindersendung «Children in Wartime», die zu Hause, ins Commonwealth und auch nach Amerika ausgestrahlt wurde, aus Windsor Castle zum ersten Mal ihre Stimme durch den Äther schickte, die Stimme einer leicht piepsenden Vierzehnjährigen. «Wir wissen aus Erfahrung, was es heißt, fern von denen zu leben, die wir lieben», intonierte Elizabeth, was nicht ganz stimmte, denn sie und Margaret hatten ununterbrochen Zugang zu den Eltern, wenn auch unter der Woche weniger als vor dem Krieg. Aber die aufs Land verschickten britischen Kinder aus bevölkerungsdichten Metropolen fühlten sich durchaus verstanden und angesprochen.
Elizabeth stellte sich sogar vor, «was für Abenteuer ihr erlebtbei all den neuen Dingen, die ihr seht». Tröstende, fürsorgliche Töne. «Auch wir versuchen alles, was wir können, unseren tapferen Männern auf See, auf dem Land und in der Luft zu helfen, und versuchen ebenfalls, unseren Teil der Bürde an Gefahr und Traurigkeit des Krieges zu tragen.» Dann die optimistische Coda: «Wir wissen, jeder von uns, dass am Ende alles gut ausgehen wird.» Woher Elizabeth das wusste, konnte sie nicht verraten, es sollte auch nur den unerschütterlichen Glauben widerspiegeln, mit dem Churchill zur gleichen Zeit die niedergedrückte Stimmung
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