Elizabeth II.: Das Leben der Queen
de Sole Mountbatten», und zum Schluss «Bombe GlacéePrincess Elizabeth». George VI. entschuldigte sich später bei Philip, dass der zweite Gang unter dem Namen «Mountbatten» gereicht wurde. Er hätte eigentlich «Filet de Sole Duke of Edinburgh» heißen müssen, aber in diesen Stand hatte der König seinen Schwiegersohn erst am Vorabend der Hochzeit erhoben – die Speisekarten waren schon gedruckt, auf denen der Bräutigam schlicht «Philip Mountbatten, Lieutenant RN» hieß – «RN» für Royal Navy. Seinen griechischen Prinzentitel hatte Philip im Gegenzug für seine Einbürgerung im Frühjahr 1947 aufgegeben. Erst zehn Jahre später verlieh ihm die Queen den Titel eines «Prince of the United Kingdom», erst seitdem kennt die Welt ihn auch wieder als Prinz Philip.
Das Gettoleben unter lauter Tieren auf Land- oder Jagdausflügen (Margaret freilich konnte der Jagd nie etwas abgewinnen) lockerte sich für die Windsor-Girls im Krieg gelegentlich durch gesellige Abende auf, wenn die königlichen Grenadier Guards auf Schloss Windsor, deren Colonel-in-Chief die sechzehnjährige Elizabeth 1942 geworden war, zum Tanz aufforderten, lauter Angehörige der Aristokratie und der High Society, unter denen Königin Elizabeth für ihre Tochter heimlich nach einem möglichen Partner Ausschau hielt. Elf Kandidaten standen auf ihrer Liste, Philip, der «Hunne», unter ferner liefen. Aber das war für Elizabeth nicht von Belang, ihr Herz hatte sich längst entschieden. Es lag nicht in ihrer Natur, sich ständig neu zu verlieben – sie zog die attraktive Unberechenbarkeit eines Mannes wie Philip den Establishment-Figuren vor, die sie sattsam kannte. Philip brachte zwar kein Vermögen mit, dafür Verwegenheit und Überraschung. Die Eltern gaben ihrer Tochter halb nach, als sie den Griechenprinzen und Marineleutnant Mountbatten zu Weihnachten 1943 nach Schloss Windsor einluden, zu Tanzabenden und vor allem zum traditionellen Theatervergnügen der Saison, der Pantomime.
«Pantomime», als «Panto» abgekürzt, ist ein typisch britisches Vergnügen, nicht damit zu verwechseln, was wir im Deutschen unter der strengen Kunst der Pantomime verstehen. Die Pantomime
made in England
gehört zur Weihnachtszeit wie der Christmas Pudding oder die knallenden Crackers, die man nach den Festessen zieht. Bei der Panto vermischen sich Slapstick-Elemente mit Märchenspiel,das auf bekannte Stoffe zurückgreift – Aschenputtel etwa, Rotkäppchen oder Themen aus britischen Kinderliedern, in denen es bekanntlich von Nonsens und schwarzem Humor nur so wimmelt. Immer ist die Mithilfe des Publikums, vor allem der Kinder, gefordert, die mit Zurufen die Handlung begleiten; die männlichen und weiblichen Hauptrollen werden gerne Vertretern des jeweils anderen Geschlechts übertragen, was die Komik des Ganzen verstärkt. Für die Erwachsenen baut man Scherze zum aktuellen Zeitgeschehen ein, und auch Musik darf nicht fehlen, dazu aufwendige Kostüme und Dekorationen.
Diese Abbildung kann aus lizenzrechtlichen Gründen leider nicht im eBook angezeigt werden.
Prinzessin Elizabeth als Oberst der Grenadier Guards, 1942 (Foto: Cecil Beaton)
Elizabeth und Margaret bei der weihnachtlichen Pantomime im Schloss Windsor, 1943
Für diese Aufführungen erließ man der Familie die Rationierung für Stoffe, ein königliches Privileg; die beiden Mädchen und die anderen Mitspieler aus dem Verwandtenkreis verkleideten sich entsprechend opulent. «Lilibet» trat in diesem Jahr 1943 als Aladin auf, die Fotos zeigen eine strahlende junge Frau, verliebt in ihr barockes Kostüm und den Mann, der ihr zuschaute. «Ich habe die Prinzessin selten animierter erlebt», erinnerte sich Crawfie. «Sie hatte ein Funkeln an sich, das bis dahin keiner von uns gesehen hatte.»
Aber eigentlich war Elizabeth im Gegensatz zu Margaret und ihrer Mutter kein Partygirl. Eher scheu, fehlte ihr das richtige Temperament dazu, auch das nötige Selbstvertrauen, das ihr erst im Amt zuwuchs; Weihnachten 1943 war eine Ausnahme, ihr Zukünftiger wirkte beflügelnd. Um Pflichten und nicht um Vergnügungen ging es schließlich für die Thronerbin in der Ära nach Edward VIII. Zu den wichtigsten dieser Pflichten, man kann sagen: zu den Säulen der Monarchie in Großbritannien gehörte und gehört ihr Engagement in Fragen der Wohlfahrt, der Gemeinnützigkeit. Die «Welfare Monarchy», wie man sie seit langem nennt, wird außerhalb Großbritanniens so gut wie nie wahrgenommen; dabei ist sie für das
Weitere Kostenlose Bücher