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Elke und ihr Garten

Elke und ihr Garten

Titel: Elke und ihr Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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ekliges Gefühl das ist, wenn man plötzlich
anstatt auf Fruchtfleisch auf einer grießartigen Masse herumkaut! Nun hätte er
ja die Zwetsche ausspucken können — und damit gut. Aber aus irgendeinem, nur
ihm selbst bekannten Grunde schluckte er sie herunter. Als er es getan hatte,
bereute er es. Ihm wurde ganz übel. Das ging zwar schnell wieder vorbei, aber
der Appetit auf die Suppe war ihm vergangen. Zu allem Pech bemerkte Elke nun
auch noch, daß sein Teller durchaus nicht leerer werden wollte!
    Sie lachte zu ihm hinüber: „Na, magst
du die Suppe nicht? Man muß alles mögen — war’s nicht so? Außerdem schmeckt sie
herrlich, finde ich.“
    Elke konnte gut reden! Sie hatte ja
auf kein Wurmnest gebissen!
    Aber außer für Achim bedeutete noch
für jemand anders dieses Festmahl keine reine Freude, und das war Fränzis
Vater. Er hatte einen geliehenen Anzug an, und der war ihm viel zu eng.
    Auf so einer großartigen Hochzeit, wie
sie seiner Tochter ausgerichtet wurde, konnte er doch nicht anders als im
schwarzen Anzug erscheinen, hatte er gemeint, und da er selbst keinen besaß,
hatte er sich einen von einem Bekannten geliehen. Und dieses unglückselige Ding
kniff nun an allen Ecken und Enden. Die Ärmel scheuerten an den Achseln, die
Weste spannte, und der Rücken war so eng, daß jeden Augenblick zu erwarten war,
daß seine Nähte auseinanderplatzten. Als Vater Hahn den Anzug anprobiert hatte,
hatte er gar nicht gemerkt, daß er ihm so eng war, aber hier in der
fürchterlichen Hitze des Saales, wo sein ganzer Körper scheinbar wie ein
Kuchenteig auseinandergegangen war, war es grauenhaft, ihn anzuhaben.
    Der Ärmste! Er hatte sich so gefreut
auf die wunderbare fette Suppe, von der Fränzi erzählt hatte. In seiner
vielköpfigen Familie ging es ja tagaus, tagein mager genug zu. Und jetzt, wo er
die Suppe vor sich stehen hatte, wagte er kaum zu essen aus Furcht, ihm könnte irgend etwas platzen, wenn der Magen gefüllt wurde. Steif
und aufrecht wie eine Holzfigur saß er da, und sein von Hitze und innerer Aufregung
roter Kopf quoll geradezu aus dem steifen, weißen Stehkragen heraus. Immer
wieder sah er die langen Tischreihen hinunter. Da war niemand, der die Jacke
ausgezogen hatte und in Hemdärmeln dasaß. Und so was nannte sich nun eine
Bauernhochzeit!
    Die Musikkapelle setzte jetzt zu einem
Stück ein, mit dem es eine besondere Bewandtnis zu haben schien, denn alle
fingen plötzlich an, in ihren verschiedenen Rock- und anderen Taschen zu kramen
und Briefumschläge hervorzuholen.
    Aha, jetzt war der Augenblick
gekommen, wo die mitgebrachten Geldgeschenke abgeliefert werden mußten, stellte
Elke fest.
    Die Musik schwieg, und der
Hochzeitsbitter erhob sich und sagte mit feierlicher Stimme: „Nu het di Brut
wat eten — nu gevt de Brut de Gov mol her!”
    Und nacheinander traten jetzt alle an,
um Fränzi ihr eingewickeltes und noch mit einem besonderen Glückwunsch und mit
dem Namen des Spenders versehenes Geldgeschenk zu überreichen.
    Als Elke ihren Umschlag übergeben
hatte, von dem sie wußte, daß er eine herrlich große Summe enthielt, blieb sie
neben der jungen Frau stehen, und man hätte denken können, daß sie es war, die
alle die Gaben empfing, so strahlte sie darüber, daß die gute Fränzi so viel
geschenkt bekam.
    Und dann wurde weitergegessen. Achim
stellte fest, daß einige bei ihrem vierten Teller angelangt waren! Er selbst
hatte nur mit großer Mühe seinen ersten bewältigt.
    Und endlich, endlich schlug dann auch
die Erlösungsstunde für den armen Brautvater.
    Herr Wendel hielt nämlich eine lustige
plattdeutsche Rede auf Heinrich und seine junge Frau, und es wurde dabei so
herzlich gelacht, daß einige der älteren Gäste fanden: Nein, was zuviel war,
das war nun wirklich zuviel! Die Hitze im Saal, dazu das viele Essen, der Wein,
der Schnaps und nun auch noch das Lachen! Dabei wurde einem wirklich warm!
    Und schon hatten ein paar Männer den
Rock ausgezogen und saßen in Hemdärmeln da. Und einer von ihnen war natürlich
Fränzis Vater! Er knöpfte sich jetzt sogar auch noch die Weste auf und machte
sie auch nicht wieder zu, obgleich seine Frau sehr vorwurfsvoll zu ihm
herüberblickte.
    Himmel, war das schön, wenn einen
plötzlich kein Anzug mehr piesackte! Vater Hahn war auf einmal wie
ausgewechselt. Er aß und trank und lachte und redete, als wenn er sich für das ausgestandene
Martyrium doppelt und dreifach entschädigen müßte.
    Nachdem endlich die Tafel aufgehoben
worden war,

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