Elke und ihr Garten
das Gewicht.“
„Arme Fränzi, wenn sie womöglich so
eine Tracht mit dreizehn Röcken ankriegt!“ sagte Elke bedauernd.
„Für Fränzi kommt das nicht in Frage.
Sie ist ja aus der Stadt“, antwortete Achim.
„Ist ja richtig“, gab Elke zu. „Sie
kriegt dann sicher auch keine Brautkrone auf!“
„Nein, sicher nicht! Schade!“
Elke zuckte die Achseln. „Weißt du —
wie du diese Brautkronen vorhin beschrieben hast: ein ganzer Turm aus
künstlichen Blumen mit Blättern aus knitterndem Gold- und Silberblech, da sind
Myrtenkranz und Schleier sicher mindestens ebenso hübsch!“
„So darfst du die Sache nicht ansehen.
Die alten Überlieferungen sind etwas Geheiligtes! Durch mehrere hundert Jahre
haben die Altenländerinnen Brautkronen getragen, und sie haben damit ihre
Zugehörigkeit zu ihrem niederdeutschen Volkstum ausdrücken wollen.“
Elke sagte: „Ja, das ist richtig. Aber
wenn ich mir Fränzi vorstelle in einem schwarzen Kleid, mit dreizehn Röcken,
mit großen Silberknöpfen auf der Jacke, mit goldenen und silbernen Tressen auf
dem Brusttuch und mit sechs, acht langen Bernsteinketten um den Hals — zum Kaputtlachen!“
Achim machte ein unwilliges Gesicht.
„Du mußt nicht immer alles von der lächerlichen Seite nehmen!“ rügte er.
„Tu’ ich gar nicht! Ich denke es mir
bloß schrecklich ungesund, dreizehn Röcke anzuhaben“, rechtfertigte Elke sich.
„Davon, daß die Frauen dann und wann
ihre Festtracht anziehen, werden sie nicht gleich krank werden!“ wandte Achim
ein. „Genau so wenig, wie sie krank werden von dem fetten Essen, das es auf
Hochzeiten gibt.“
„Wieso ist das Essen so fett?“
Achim antwortete: „Es kommt darauf an,
ob es eine Suppenhochzeit oder eine Kaffeehochzeit ist. Auf der Kaffeehochzeit
gibt es nur Kaffee und Kuchen, aber auf einer Suppenhochzeit — da kann einer
was besehen!“
„Was kriegt man da?“
„Suppe, wie der Name sagt. Ein
möglichst fetter Ochse wird geschlachtet, und aus dem wird die Suppe gekocht.“
„Aus einem ganzen Ochsen? Du bist
nicht recht gescheit!“
„Bestimmt aus einem ganzen Ochsen! Was
glaubst du denn, wieviel Menschen an einer Hochzeit im Alten Lande meistens
teilnehmen? Vierhundert bis fünfhundert!“
„Das ist ganz ausgeschlossen! Das wird
viel zu teuer!“
„Es wird gar nicht zu teuer! Weil
nämlich jeder als Hochzeitsgeschenk Geld geben muß. Drei Mark, fünf Mark, auch
zehn Mark und mehr bezahlt jeder. Dafür werden die Gäste dann bewirtet, und meistens
hat das junge Ehepaar dann noch so viel übrig, daß es sich eine
Zimmereinrichtung, oder was es sonst braucht, kaufen kann.“
Elke lachte: „Das haben sich die
Altenländer ja großartig praktisch ausgedacht!“
„Das haben sie auch!“ stimmte Achim
bei. „Die Hochzeitsleute bekämen sonst womöglich zwanzig Kristallvasen,
fünfundzwanzig versilberte Rahm- und Zuckerbehälter und dreißig Rauchgeschirre
geschenkt! Stell’ sich das einer vor! Außerdem würde der Kosten wegen nicht das
ganze Dorf eingeladen werden können, und sie wollen doch alle gern mitfeiern.“
„Kriegt man bloß Suppe auf einer
Suppenhochzeit?“ fragte Elke weiter.
„Ja, und dazu Weißbrot und Schnaps,
wenn man den haben will!“
„Und wenn man die Suppe nicht mag?“
„Die hat man eben zu mögen!“ sagte
Achim streng. „Suppe von einem ganzen fetten Ochsen!“ Elke verzog das Gesicht.
„Stell’ dich man nicht an! Außerdem
wird sie schon gut schmecken, denn es kommen auch noch unglaublich viele Pfunde
Butter, zahllose Eier und Rosinen und getrocknete Zwetschen hinein!“
„Davon kann man Leibschmerzen kriegen,
wenn man es bloß hört!“ Elke entsetzte sich von neuem.
Und dann wollte sie noch wissen, wie
man es denn mit dem Geschirr und mit den Bestecks mache auf so einer Hochzeit
für vier- und fünfhundert Personen.
Auch darüber wußte Achim Auskunft zu
geben. Das Geschirr, sagte er, würde zusammengeliehen, und sein Besteck müsse
sich jeder selbst mitbringen.
„Fabelhaft praktisch!“ staunte Elke .— —— —
Aber nun war das Ferienende da, und
Herr Wendel war gekommen, um seinen Sohn wieder heim auf den Sonnenhof zu
holen. Elke fuhr mit ihnen im Auto mit bis zu dem letzten Haus von Hemmelwarde,
und sie sagte beim Abschied leise zu Achim:
„Vergiß bitte nicht, deinem Vater zu
sagen, daß er in Wien versuchen soll, herauszubringen, wie das Lied heißt, das
Doktor Falkner für mich gespielt hat!“
„Daran brauchst du mich wirklich nicht
zu
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