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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Strichjungen. Ex und hopp.
     Haben sie einen durch, kommt der nächste an die Reihe. Würdelos – findet Schmalenbach.
    Dennoch musste er nachgeben. Elke wurde sonst zur Furie.
    Also entschied Schmalenbach sich zu einem radikalen Schritt. Alle Bücher, die überflüssig waren und die keiner brauchte, mussten
     weg. Raus damit. In den Müll. Oder zum Trödler Schimala. Lebte eigentlich der alte Schimala noch? Schmalenbach wusste es nicht.
     Er hatte schon seit Jahren das dunkle Kellergeschäft auf der anderen Straßenseite nicht mehr betreten.
    »Ich habe mir vorgenommen, Regal für Regal durchzugehen«, gab er bekannt. »Buch um Buch. Mit großem Ernst und mit der Rigorosität
     eines Feldmarschalls. Das Buch, das vor meinem kritischen Auge nicht besteht, kommt weg!«
    Elke schaute skeptisch. »Was heißt das jetzt genau: weg?«
    »Weg heißt weg. Es muss seinen Platz im Regal aufgeben«, erklärte Schmalenbach fest – und um sich spürte er eine sehr männliche
     Eiseskälte.
    »Aber du hast nicht vor, es in ein anderes Regal zu verschieben?«
    Doch, das hatte Schmalenbach vorgehabt. Als eine Art Zwischenlagerung. Wie die Atomindustrie zeigte, konnte man damit schon
     einigen Druck aus der Sache nehmen. »Weg heißt weg!«, erklärte Elke, und Schmalenbach erschrak, als er den geschliffenen Stahl
     in ihren Augen aufblitzen sah. »Und wann beginnst du damit?«
    Schmalenbach überlegte. Nächsten Herbst wäre ein guter Zeitpunkt. Oder übernächsten Sommer. Falls der wieder verregnet sein
     sollte   …
    »Ich bin für sofort.« Elke wurde ernst. »Los! Ich helfe dir dabei.«
    Das hatte Schmalenbach nicht gewollt. Welcher Mann gibt seiner Geliebten im Beisein der Gattin den Laufpass? Keiner – außer
     vielleicht Pfeifenberger.
    Es half alles nichts: Elke griff wahllos nach einem Buch. »Autoren-Almanach Nordrhein-Westfalen 1984.   Das kann wirklich weg«, sagte sie und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Frauen können so böse sein, wenn sie ihre Vormachtstellung
     bedroht sehen   …
    Schmalenbach bückte sich. »Ich lese oft in diesem Almanach. Wenn ich traurig bin – oder wenn du mir fehlst.« Er stellte das
     Buch zurück.
    Elke zog das nächste Buch aus dem Regal. »Die wunderbare Welt der Seeanemonen. Mit zehn Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Du weißt
     nicht mal, was eine Seeanemone ist.«
    Schmalenbach nahm ihr das Buch aus der Hand. »Umso wichtiger ist dieses Werk für mich.«
    Elke wurde sauer. »Entweder du musterst jetzt endlich ein Buch aus – oder ICH gehe!«
    In Schmalenbach fanden blutige Schlachten statt. Doch dann obsiegte sein unbeugsamer Wille. Er zog den Band »Partnermassage
     leicht gemacht. Mit vielen farbigen Fotos und Kniffen für Körpermuffel« hervor. »Aus dem Alter sind wir doch raus, oder?«
    »Sofort stellst du das Buch zurück!«, fuhr Elke ihn an. Schmalenbach gehorchte. Wenn eine Frau sich für ein Buch einsetzte,
     sollte man sich als Mann keinesfalls querstellen.
    Die Sache ging über Schmalenbachs Kräfte. Er musste sich hinlegen.
    »Morgen machen wir weiter. Dann glauben die Karl-Marx-Bändedran. Den liest du sowieso nicht«, ordnete Elke erzürnt an.
    »Mal sehen«, sagte Schmalenbach. Marx würde er nicht opfern. Vor allem nicht jetzt. Dann lieber das Männerkochbuch, das Elke
     ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.

DIE NÄCHSTE KRISE KOMMT BESTIMMT
    Die Krise ist vorbei.
    Ist sie das wirklich? Oder machen wir uns da was vor?
    In Amerika ist nach der Immobilienblase von der Mietwohnungsblase die Rede, die um vieles mächtiger sein soll als ihre Vorgängerin.
     Als Nächstes ist möglicherweise die Penthaus-Blase dran. Oder gar die Wochenendhaus-Blase. Kann man da noch ruhig schlafen?
    Schmalenbach meinte: Nein. Zum ersten Mal in seinem Leben dachte er an Hamsterkäufe.
    Elke kaufte Zigaretten sowieso stangenweise. Das tat sie aber immer. Wenn Schmalenbach sie darauf ansprach, fuhr sie ihn an:
     »Toilettenpapier kauft man ja auch nicht Rolle für Rolle, oder?«
    Elke hielt sich überhaupt verdächtig zurück, wenn die Rede auf die Krise kam. Schmalenbach hatte den Eindruck, dass sie zu
     den wenigen Menschen gehörte, die immer noch glaubten, sie sei nicht betroffen.
    »Machst du dir denn keine Sorgen?«, sondierte er vorsichtig die Lage.
    »Worüber denn? Wir sind jung und gesund, wir haben eine Arbeit und lieben uns   … Oder sagen wir: Wir kommenganz gut miteinander aus. Worüber sollte ich mir Sorgen machen?«
    Schmalenbach konnte das nicht fassen. War seine

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