Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
Vom Netzwerk:
Paar.
     Und das sollte auch so bleiben – auch wenn sie sich nur noch vonWasser und trockenen Brötchen ernährten und Elke notgedrungen ihre volle Geschäftsfähigkeit einbüßte.
    Gegen Abend war Elke wieder da. Vollbepackt mit Paketen. »Das musste einfach mal sein«, sagte sie glücklich und ließ sich
     noch im Mantel auf einen Sessel fallen. »Du hättest mitkommen sollen. Das Shoppen war wie   … ja, wie guter Sex.«
    Unverschämter ging es ja nun nicht mehr. Schmalenbach verzog sich grollend vor den Fernseher.
    Als das Börsenbarometer kam, wollte er schon umschalten. Er konnte sich in seiner derzeitigen Verfassung nicht auch noch die
     schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft zumuten.
    »Lass doch mal!«, sagte Elke. »Der Dax ist heute überraschend hoch gestiegen.«
    Das wäre aber ein Wunder. Und Wunder gab es in diesen Zeiten nicht.
    Der Dax war wirklich gestiegen. Um achthundert Punkte. Und er stieg weiter.
    Die Moderatorin strahlte. »Ist das der lange erwartete Aufschwung? Und wenn ja, wie kam er zustande?«
    Die Analysten zeigten sich zwar überrascht angesichts der plötzlichen Erholung der Kurse. Aber sie waren ziemlich einer Meinung:
     Grund für den unerwarteten Konjunktursprung war nur eine Person.
    Nicht der Präsident der Weltbank oder der Chef der EZB, die sowieso beide keine Zinssenkungen bekannt gegeben hatten. Auch
     nicht Obama, der erwartungsgemäß keine Entspannung am U S-Immobilienmarkt verkündet hatte. Verantwortlich für dieses befreiende Hoch war eine Frau, die seit Stunden auf allen Kanälen zu sehen war.
    »Ich wusste es!«, schrie Elke spitz auf.
    Sie war im Fernsehen. Elke kam gerade aus einem Schuhgeschäft. Mit gleich drei Schuhkartons. Ein Reporter stellte sich ihr
     in den Weg. »Sie haben richtig eingekauft, wie man sieht?«
    »Warum nicht?«, fragte Elke zurück.
    »Das findet man heute nur noch selten. Können Sie sich das denn leisten?«
    Elke stellte die Schuhkartons ab und nahm dem verdutzten Reporter das Mikro aus der Hand. »So wie Sie redet Schmalenbach auch
     ständig. Er sitzt zu Hause, beißt die Zähne zusammen und zählt sein Wechselgeld. Was meinen Sie, wie das auf eine Frau wirkt,
     die sich von ihrer Beziehung einmal ungestümen Sex, nie endende Liebe und vor allem Großzügigkeit versprochen hat? Wie ein
     Holzhammer. Deshalb kaufe ich ein. Ja, ich konsumiere über unsere Verhältnisse. Na und? Eine muss ja mal damit anfangen. Mensch,
     dieses Land braucht einen Ruck! Und der geht nur von uns mutigen Frauen aus, die sich tapfer den Sparappellen ihrer Männer
     widersetzen und Unmengen unsinniges Zeugs kaufen. Wir sind es, die diese Krise überwinden können, Mädels. Dann werden unsere
     Kerls auch aus ihren Ecken kriechen und die Lederhosen wieder anziehen.« Sie gab das Mikro zurück. »So, das musste ich mal
     loswerden. Und jetzt wird es Zeit: In einer Stunde schließen die Beauty-Studios.«
    »Damit gebe ich zurück an Anja Kruse«, sagte der verdutzte Reporter.
    Und die Moderatorin, die gar nicht Anja Kruse hieß, sondern ganz anders, hatte Tränen in den Augen. »Meine Damen und Herren,
     soeben wird gemeldet, dass der Daxseine historische Höchstmarke erreicht hat. Die Deutsche Bank stellt ab sofort wieder Leute ein. Und die Sparkassen vergeben
     Kredite unter zwei Prozent. Ohne Bonitätsprüfung. Und das haben wir einzig und allein dieser tapferen Frau zu verdanken, die
     sich nicht von ihrem Mann hat einschüchtern lassen und weiter munter das tut, was sie für das einzig Richtige in dieser Krise
     hält: Unsinnigen Kram kaufen. Ich verabschiede mich mit einem Appell an alle Frauen: Hören Sie nicht auf Ihren Schmalenbach!
     Tun Sie einfach, was getan werden muss! Und bleiben Sie gesund!«
    Schmalenbach stellte den Fernseher ab. Er sagte kein Wort. Er seufzte nur.
    Elke hatte ein schlechtes Gewissen. »Das wollte ich nicht. Ehrlich nicht!«
    Schmalenbach ließ sie einfach stehen.
    Sie lief hinter ihm her. »Ich hab dir auch was mitgebracht. Ein Streichholzbriefchen mit der Werbung von Karstadt drauf. So
     was magst du doch, oder?«
    Schmalenbach ging wortlos ins Schlafzimmer.
    Sie folgte ihm. »Was hast du vor?«
    Schmalenbach öffnete den Schrank. »Ich suche nur die Lederhose, die ich deiner Meinung nach nun schnellstens anziehen sollte.«
    Elke strahlte. »Unten rechts. Unter der Heizdecke.«

DAS HAUS AM MEER
    Es gibt ein paar Dinge, die ändern sich nie. Zum Beispiel, dass Frauen ein Haus am Meer wollen. Jede Frau kommt irgendwann
    

Weitere Kostenlose Bücher