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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Du bist nicht größer als ich! Alles andere ist Quatsch.«
    »Ist dir das denn so wichtig, Schmalenbach?«, fragte sie mit therapeutischem Unterton. »Größer zu sein als deine Frau?«
    Auf diesen Ton reagierte Schmalenbach sonst besonders gereizt. Aber diesmal blieb er äußerlich ruhig. Allerdings: gefährlich
     ruhig. »Dir ist es offenbar wichtig, Elke. Sonst würdest du es ja nicht so betonen.«
    »Ich betone gar nichts. Das habe ich gar nicht nötig. Ich sage bloß das, was der Fall ist: Ich bin größer als du.«
    »Ein Witz! Lächerlich. Ich bin einsachtundsiebzig. Und du?«
    »Keine Ahnung. Aber du bist ganz sicher keine einsachtundsiebzig. Denn ich gucke auf dich runter. Schau doch her!«
    Unglaublich. Jetzt stieg sie auch noch auf die Zehenspitzen, nur um recht zu behalten.
    »Du stehst auf einem Podest, Elke!«
    »Unsinn! Ich bin einfach nur größer. Warum kannst du das nicht akzeptieren? Es gibt viele Frauen, die größer sind als ihre
     Männer. Zum Beispiel Cher.«
    »Hat die denn überhaupt einen Mann? Wer interessiert sich schon für eine Frau, die sich alle paar Tage einer anderen Schönheitsoperation
     unterzieht?«
    Das wiederum machte Elke wütend: »Wenn ihr kleinwüchsigen Typen euch in die Enge gedrängt fühlt, werdet ihr immer unfair.«
    Schmalenbach fand, dass es höchste Zeit war, einiges zurechtzurücken. Sonst bestand die Gefahr, dass die Sache überkochte
     und ihr ansonsten gutes Verhältnis empfindlich trübte.
    »Hör mal, Schatz!«
    »Ja, mein Kleiner?«
    Gut, wenn sie es so wollte, sollte sie es so haben. »Es zeugt von einer gewissen Wahrnehmungsschwäche, wenn man auf hochhakige
     Schuhe steigt und dann behauptet, schon immer so groß gewesen zu sein. Die wirklichen Verhältnisse zeigen sich im Zustand
     der Nacktheit, Elke. Wie oft haben wir uns schon im Schlafzimmer gegenüber gestanden? Und? Was war da?«
    Das brachte Elke zum Nachdenken. Endlich.
    »Was in unserem Schlafzimmer war, fragst du, Schmalenbach? Ich dachte, wir sprechen gerade über so unverfängliche Dinge wie
     die Körpergröße   …«
    Aha, sie wollte also den Krieg. Den Kampf Mann gegen Mann. Den konnte sie haben. »Elke, und wenn du dich auf den Kopf stellst:
     Du bist nicht größer als ich!«
    »Weißt du, dass dir am Mittelscheitel die Haare ausfallen? Und das ist noch nicht alles, du hast auch Schuppen.«
    Jetzt geschah es doch: Jetzt polterte er los: »Ich hatte noch nie einen Mittelscheitel. Merk dir das gefälligst!«
    Elke aalte sich in ihrem Triumph: Sie hatte Schmalenbach aus der Fassung gebracht. Den großen Schmalenbach. »Aber vielleicht
     würde dir ein Mittelscheitel gut stehen, was meinst du? Ein Mittelscheitel macht immer ein bisschen größer. Natürlich nur
     optisch.«
    Nein, nicht auf diesem Niveau. Nicht mit Schmalenbach. Er nahm seine Zeitung und verzog sich in eine Ecke. Es gab Wichtigeres
     auf der Welt als dieser absurde Streit. Was sollte auch das ganze Hin und Her? Irgendwann musste Elke die hochhackigen Pumps
     ja ausziehen – und dann schlug die Stunde der Wahrheit.
    Doch Elke blieb in ihren Pumps. Sie stöckelte damit durch die Wohnung, als wären sie angewachsen.
    »Denk doch bitte an die Nachbarn und an unseren Bodenbelag und ziehe in der Wohnung diese Stöckelschuhe aus!«, mahnte Schmalenbach.
     Doch sie blies ihre blondierte Haarsträhne aus der Stirn, wie sie es immer tat, wenn sie genervt war. Die Schuhe blieben an
     ihren Füßen.
    Wenn wir schlafen gehen, werde ich es ihr zeigen, dachte Schmalenbach, sie kann ja schlecht mit den Pumps ins Bett gehen.
     Obwohl – wenn Elke so verstockt war wie in diesem Fall, musste man mit allem rechnen. »Bist du denn gar nicht müde, Schatz?«,
     fragte er, als sei nichts gewesen.
    »Nöö. Ich bin putzmunter.« Ausgerechnet Elke. Sonst lag sie kurz vor elf im Bett.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt schlafen.« Er gähnte. »Willst du noch lange aufbleiben?«
    »Noch ein bisschen. Aber gehe du ruhig schon mal schlafen!«
    Das könnte ihr so passen. Damit sie sich ins Bett schleichen konnte, ohne Schmalenbach barfuß gegenübertreten zu müssen. »Ich
     warte auf dich, Schatz.«
    »Musst du nicht. Du brauchst doch deinen Schlaf.«
    Das klang in seinen Ohren so, als wollte sie sagen: Wenn du noch wachsen willst, brauchst du deinen Schlaf. Aber ein Schmalenbach
     ließ sich nicht so leicht provozieren. Er blieb souverän, schließlich war er als Intellektueller gewohnt, Missstimmungen vernünftig
     zu diskutieren, anstatt sich von

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