Elkes Sommer im Sonnenhof
weiter brächte, als auf dem Pferd zu sitzen wie ein Jahrmarktsaffe
auf einem Leierkasten!
Elke gab sich redlich Mühe. Es ist aber noch
kein Meister vom Himmel gefallen, und aller Anfang ist schwer.
Auch Swatti sorgte dafür, daß der Anfang schwer
war. Swatti war die schwarzbraune, seidenglatte schlanke Stute, auf der Elke
das Reiten lernte, und Swatti hatte ihren eigenen Kopf. Sie fühlte ganz genau,
daß auf ihrem Rücken jemand saß, bei dem es erst mal noch nicht so genau darauf
ankam, ob gehorcht wurde oder nicht. Elke war verzweifelt, daß Swatti immer
nicht verstand, was sie von ihr wollte. Aber das Pferd verstand sie durchaus!
Es hatte nur keine Lust, einer Anfängerin zu gehorchen.
Die ersten Reitstunden waren also sauer für
Elke. Aber als es dann eines Tages hieß, daß sie nun auch mit ausreiten dürfe
durch Dörfer und Wälder, da wußte sie sich vor Freude kaum zu fassen.
„Katje! Katje!“ Sie umarmte ihre Freundin immer
wieder. „Ich hab’ gedacht, daß ich im ganzen Leben nicht reiten lernen würde,
und nun darf ich schon mit ausreiten!“
Katje gönnte Elke ihr Glück ohne Neid. Sie
selbst hätte sich nicht um alle Schätze der Welt auf ein Pferd wie Swatti
gesetzt.
Swatti war immer so übermütig. Wenn sie draußen
auf der Weide war, dann jagte sie herum wie nicht recht gescheit. Nein, Swatti
war, Katjes Meinung nach, ein ganz gefährliches Tier!
Da war Ische, die rotweiße Kuh vom Bauern
Burmester, Katje viel lieber. Auf der konnte man zwar nicht reiten, aber das
war ja auch gar nicht nötig. Ische war so ruhig und warm und friedlich. Man
konnte neben ihr im Gras liegen und sehen, was für große, dunkle, freundliche
Augen sie hatte und wie lang ihre Augenwimpern waren. Und es machte so viel
Spaß zu beobachten, wie sie ihr gemütliches, breites Maul immer hin und her
bewegte, von links nach rechts und von rechts nach links, unaufhörlich. Das
Wiederkäuen schien eine ganz angenehme Sache zu sein.
Und außer Ische waren da noch die Lämmer vom
Kutscher Friedrich und das hellbraune Fohlen vom Bäcker Raabe. Sie hielten ganz
still, wenn man sie streicheln wollte. Und wenn sie anfingen, übermütig auf der
Wiese herumzuhüpfen, immer mit allen vier Beinen gleichzeitig in der Luft, so
war das einfach zum Lachen!
Schade eigentlich, daß jetzt jeden Morgen durch
den Unterricht drei, vier Stunden verlorengingen. Aber es war richtig — das
mußte auch sein. Wenn Elke und Katje im Herbst wieder in die Schule gingen,
wollten sie nicht alles schlechter können als die Kameradinnen. Außerdem war
Herr Berge sehr nett. Er gab nur das zu lernen auf, was unbedingt nötig war,
und das konnte man meistens im Bett erledigen.
Sie mußten ja schon so zeitig schlafen gehen.
Leider! Aber da ließ Tante Irmgard nicht mit sich reden. In allem hatten sie
ihre Freiheit, nur nicht im Zubettgehen. Schlaf sei ebenso notwendig wie Essen
und Trinken, meinte Achims Mutter. Sie könnten gern toben, soviel sie wollten,
aber sie müßten ordentlich essen und Milch trinken und vor allem zeitig
schlafen gehen. Aufstehen konnten sie so früh, wie sie wollten.
Katje lächelte in sich hinein. Das Leben hier
bekam ihnen gut, fand sie. Elke und sie hatten sich neulich gründlich im
Spiegel besehen. Sie waren beide schön braun geworden und sahen viel hübscher
aus als vor dreieinhalb Wochen, als sie auf dem Sonnenhof angekommen waren. Man
sah ihnen überhaupt nicht mehr an, daß sie Stadtkinder waren. —
Bald war nun Pfingsten und damit Elkes elfter
Geburtstag. Der vierte Juni war der erste Pfingsttag.
Es sollte viel Besuch kommen. Elkes ganze
Familie war von Wendels eingeladen worden, und Katjes Mutter auch.
„Wenn nur erst dein Geburtstag wäre!“ sagte Achim
immer wieder. „Du rätst im Leben nicht, was ich dir schenke.“
Elke zuckte die Schultern. Es war ihr ziemlich
gleichgültig, ob Achim ihr ein Buch oder Schokolade oder sonstwas schenkte.
Hier im Sonnenhof mit all den Bäumen und Wiesen und Blumen und Tieren wünschte
man sich überhaupt nichts.
Aber Achim ließ nicht locker. „Versuch doch mal
zu raten! Frag mal, ob es ein Tier oder eine Pflanze oder ein Gegenstand ist!“
„Ist es ein Tier?“
„Ja.“
„Lebendig?“
„Es kann schwimmen.“
„Welche Farbe hat es?“
„Zurechtgemacht ist es bunt.“
„Was soll das heißen: zurechtgemacht?“
„Achim meint sicher eine Badepuppe, die man
anziehen muß!“ warf Katje ein.
„Nein, keine Badepuppe“, sagte Achim. „Außerdem
ist eine
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