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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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war es trotzdem. Wir saßen auf dem Vorderdeck, und manchmal waren wir sogar froh, wenn die Sonne hinter den Wolken verschwand und eine kühle Brise wehte.
    Nur Tiina war ein bisschen unglücklich. Sie dachte nämlich, sie hätte uns in Schwierigkeiten gebracht.
    Â»Ich hab’s doch nur gut gemeint«, sagte sie.
    Â»Klar hast du’s gut gemeint«, tröstete ich sie.
    Â»Und es ist doch klasse gelaufen«, sagte Hanna.
    Â»Oberklasse«, bestätigte ich.
    Â»Es ist nicht klasse gelaufen«, sagte Timo finster. »Uns sind die Hosen runtergerutscht.«
    Â» Das war sogar Spitzenklasse«, sagte Hanna, und dann lachten wir Mädchen, und die Jungs waren beleidigt, außer Pekka natürlich. Er schlug sogar vor, dass sie es beim nächsten Stopp noch mal genauso machen sollten, und wir Mädchen fanden es schade, dass die anderen Jungs das eine typische Pekka-Idee fanden. Wir Mädchen fanden, für unseren Klassendödel war das eine Spitzenidee.
    Dann kam die Reisetante zu uns aufs Vorderdeck. Sie hatte noch immer nichts über die Kiste und unsere Teamarbeit gesagt. Wir konnten also nicht wissen, ob sie vielleicht mit irgendwas nicht zufrieden war, und schauten uns vorsichtshalber nach den anderen Erwachsenen um. Der Lehrer hatte jetzt die Kapitänsmütze auf und steuerte zufrieden das Schiff. Anscheinend war er lange genug brav gewesen. Die Frau des Lehrers und Mikas Mutter sonnten sich weiter hinten auf dem Schiff, und Pekkas Vater angelte ganz hinten im Heck. Wir waren mit der Reisetante allein.
    Â»Habt ihr noch ein Plätzchen für mich?«, fragte sie und setzte sich, ohne die Antwort abzuwarten.
    Die Reisetante saß eine Weile still vor uns und sah uns an. Ihre Augen hatten die Farbe von Eiszapfen, und ihr Lächeln hätte einen Eskimo zum Bibbern gebracht.
    Â»Ich habe eine kleine Geschichte für euch«, sagte sie schließlich. Aber erst machte sie eine Pause und schaute aufs Meer.
    Â»Vor langer Zeit geriet einmal ein Schiff in einen Sturm. Der Sturm tobte ununterbrochen drei Tage und drei Nächte lang. Und die ganze Zeit kämpfte die Mannschaft unermüdlich um ihr Schiff und um ihr Leben. Schließlich musste der Kapitän eine schwerwiegende Entscheidung treffen: Er alarmierte einen Rettungshubschrauber, der seine Mannschaft retten sollte. Nur er selbst blieb noch an Bord des Schiffes. Er suchte nämlich nach einer unbekannten Insel, von der er alte Seeleute hatte reden hören, und er glaubte, die Insel sei schon ganz nah. Er glaubte, er könne sein Schiff in eine ihrer Buchten steuern und in Sicherheit bringen ...«
    Die Reisetante machte eine Pause.
    Â»Und was ist dann passiert?«, fragte Hanna.
    Â»Der Sturm tobte noch eine ganze Woche, und das Schiff ward nie mehr gesehen.«
    Â»Ist es untergegangen?«, fragte ich.
    Â»Selbstverständlich«, sagte die Reisetante. »Es war die helle Unvernunft, das Schiff durch solch einen Sturm steuern zu wollen.«
    Â»Hat danach noch mal jemand versucht, die unbekannte Insel zu finden?«, fragte Timo.
    Â»An dieser Stelle ist auf keiner Seekarte eine Insel eingezeichnet«, sagte die Reisetante.
    Â»Vielleicht hat der Kapitän trotzdem überlebt. Vielleicht hat er die unbekannte Insel doch gefunden, und jetzt lebt er dort als Schiffbrüchiger wie Pippi Langstrumpfs Vater«, schlug ich vor.
    Â»Pippi Langstrumpf ist ein Märchen«, sagte die Reisetante, als wäre das was Schlechtes. »Und der Kapitän des Schiffes war so einer, der an Märchen glaubte. Auch seinem Kind hat er immer Märchen erzählt, und ihr seht, wie’s ihm ergangen ist …«
    Â»Woher weißt du das eigentlich alles?«, wunderte sich Hanna.
    Â»Der Kapitän war mein Vater«, sagte die Reisetante.
    Wir sahen einander an und wussten gar nicht, was wir sagen sollten. Die Geschichte war richtig traurig. Und jetzt schniefte die Reisetante auch noch und zog ein Taschentuch aus einer ihrer tausend Westentaschen, in das sie sich ein paarmal schnäuzte, bevor sie uns wieder ansehen und was sagen konnte.
    Â» Ich glaube nicht an Märchen«, sagte sie. »Und ich glaube auch nicht an Inseln, die auf keiner Seekarte eingezeichnet sind. Ich glaube nur, was ich sehe, rieche oder schmecke, und an das, was ich drücken kann. – Ich dachte, das sollt ihr wissen.«
    Â»Warum?«, fragte Timo.
    Â»Ja, warum sollen wir das wissen?«, wunderte sich

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