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Ella in den Ferien

Ella in den Ferien

Titel: Ella in den Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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Tiina.
    Die Reisetante sah uns immer noch an. Und allmählich wurde uns ein bisschen mulmig dabei. Ein ganz komisches Gefühl war das, als würde es überall kribbeln und man könnte sich nicht kratzen. Wir waren ganz still.
    Und mitten in die Stille sagte die Reisetante: »Weil ich eure neue Lehrerin werde. Euer Lehrer hat eine neue Stelle bekommen, er wird Direktor der berühmten Schwimmenden Schule«, erklärte sie uns. »Es ist eine sehr gute Schule, die im Herbst aufs Meer hinaussegelt und im Frühling in den Hafen zurückkehrt. Vielleicht habt ihr schon davon gehört.«
    Das hatten wir, aber dass unser Lehrer dort Direktor werden wollte, war uns neu.
    Â»Und was ist mit seiner Familie?«, wunderte sich Hanna.
    Wir schauten unauffällig zur Frau des Lehrers weiter hinten auf dem Schiff und fragten uns, ob sie wohl Bescheid wusste. Man konnte nur hoffen, dass sie Bescheid wusste, sonst hätte sie sich bestimmt gewundert, wenn der Lehrer am ersten Schultag im Herbst in die Schule gegangen und erst im Frühling wieder nach Hause gekommen wäre.
    Â»Seine Familie kommt natürlich mit«, sagte die Reisetante mit gedämpfter Stimme.
    Â»Und warum hat der Lehrer uns nichts davon erzählt?«, wollte Timo wissen.
    Â»Weil er so ein rücksichtsvoller Mensch ist«, sagte die Reisetante immer noch mit gedämpfter Stimme. »Wahrscheinlich denkt er schon seit Wochen über die richtigen Worte zum Abschied nach. Ich finde das, ehrlich gesagt, überflüssig. Ich sage, wenn jemand was zu sagen hat, soll er’s direkt sagen, ohne Umschweife, so wie ich gerade. – So, jetzt wisst ihr Bescheid.«
    Wir schauten unauffällig zu unserem Lehrer im Führerhäuschen hin. Er blinzelte in die Sonne und sah sehr zufrieden aus. Wir wussten, dass unser Lehrer immer schon Direktor werden wollte. Das war sein großer Traum. Er träumte nämlich von einem eigenen Büro mit einer Tür mit einem roten Lämpchen darüber, wenn er mal niemanden sehen wollte. Wir wussten nicht, ob die Tür zum Büro des Direktors der Schwimmenden Schule ein rotes Lämpchen hatte, aber wir wussten, dass für den Lehrer auch ohne rotes Lämpchen ein Traum wahr geworden war. Wir freuten uns für den Lehrer, aber richtig glücklich waren wir nicht. Der Lehrer würde in der Schule auf dem Meer bestimmt viel Spaß haben, aber ob wir an Land mit der neuen Lehrerin zurechtkommen würden, musste sich erst noch herausstellen – mit einer Frau, die nichts glaubte, bevor sie es gesehen, gerochen, geschmeckt oder gedrückt hatte.
    Â»Habt ihr verstanden, was ich gesagt habe?«, fragte die Reisetante, die bald unsere neue Lehrerin war.
    Â»Klar«, sagte ich.
    Â»Wir erzählen auch bestimmt keine Märchen«, versprach Hanna.
    Â»Und wir selber sind auch nicht unsichtbar wie manche Inseln«, versicherte Timo.
    Â»Man kann uns sogar schmecken«, fügte ich hinzu.
    Â»Und riechen«, versprach Mika.
    Â»Und von mir gibt’s eins auf die Nase, wenn mich jemand zu drücken versucht«, verkündete der Rambo.
    Â»Ich find’s komisch, auf einem Schiff in die Schule zu gehen. Was machen die zum Beispiel, wenn sie im Sport Eishockey spielen wollen?«, wunderte sich Pekka.
    Die Reisetante, die nach den Ferien unsere neue Lehrerin werden sollte, stand auf und strich ihre Hose glatt. Sie sah uns immer noch an, aber ihr Blick war wenigstens nicht mehr so eiszapfenkalt. Vielleicht lag es daran, dass wir uns schon ein bisschen an ihn gewöhnt hatten. Und so viel anders als der Blick, mit dem uns der Lehrer manchmal nach einer Klassenarbeit ansah, war er auch wieder nicht. Die Reisetante, die unsere Lehrerin werden sollte, sah für einen Moment so aus, als wollte sie noch was sagen, aber dann schüttelte sie den Kopf und ging ins Führerhäuschen zu unserem Lehrer, der bald nicht mehr unser Lehrer sein würde.
    Â»Wie viel verstehst du eigentlich von dem, was sie sagen?«, hörten wir die Reisetante den Lehrer fragen.
    Â»Nicht mal die Hälfte«, gestand der Lehrer. »Aber daran gewöhnt man sich. Wenn du einen Rat haben willst: Lächle! Und lobe sie, wenn sie eine Antwort aus mehr als zwei Wörtern geben. Mir hat man das gleich zu Beginn der Lehrerausbildung beigebracht – dir nicht?«
    Â»Ich hab nie wirklich eine Lehrerausbildung gemacht. Von meiner Ausbildung her bin ich Marineoffizier«, sagte die

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