Ella in der Schule
Pekkas Kopf, der oben am Rand der Grube auftauchte. »Hat jemand zufällig einen Euro gesehen? Er muss mir beim Handstand aus der Tasche gefallen sein.«
»Hier, bitte sehr!«, sagte Mika, der die Münze immer noch in die Luft hielt. Er hatte nämlich gar keinen Platz, den Arm nach unten zu nehmen.
»Danke«, sagte Pekka. »Ich muss jetzt gehen. Da vorne kommt der Lehrer.«
Als er uns einen nach dem andern aus der Grube zog, sah unser Lehrer so fertig mit den Nerven aus, dass er mir richtig leid tat. Er vergaß sich sogar zu bedanken, dass wir die Erpresserfalle entlarvt hatten.
Der zweite Brief
Der zweite Brief lag auf dem Lehrertisch, als ich am Morgen in die Schule kam. Der Umschlag war weiß, und der Name unseres Lehrers stand mit runden, deutlichen Buchstaben darauf geschrieben. Es war ein dicker Brief. Ich konnte nichts erkennen, obwohl ich ihn lange am Fenster gegen das Licht hielt. Ich wollte den Brief schon auf den Tisch zurücklegen, als mir plötzlich etwas Wichtiges auffiel: Auf dem Brief war keine Briefmarke. Das konnte nur bedeuten, dass die Person, die den Brief geschrieben hatte, ihn auch selbst hierher gebracht hatte. Ich hatte die Person womöglich sogar gesehen!
Wem war ich auf dem Weg zur Schule alles begegnet? War der miese Erpresser darunter gewesen? War es die Oma mit den dunklen Kleidern? Oder der alte Mann mit dem Hund? Dann kam mir ein noch aufregenderer Gedanke: Was, wenn der Erpresser jemand aus der Schule war? Verlangte die Direktorin von unserem Lehrer Geld dafür, dass er uns unterrichten durfte? Weigerte sich die Köchin, noch länger Fleischbällchen zu machen, wenn sie nicht mehr Geld bekam? Wollte der Hausmeister Hannas Tisch erst reparieren, wenn unser Lehrer ihm um Mitternacht einen Koffer voll Geld in den Stadtpark brachte? Vielleicht war der Erpresser sogar jemand aus unserer eigenen Klasse. Es gab so viele Möglichkeiten. Mir wurde schwindlig von den Gedanken, die in meinem Kopf herumwirbelten. Ich konnte es kaum erwarten, den anderen von meinem Verdacht zu erzählen.
»Es ist die Klassenlehrerin der B«, sagte Pekka überzeugt.
»Wieso ausgerechnet die?«, wollte Timo wissen.
»Weil alle aus der B mies sind«, erklärte Pekka.
»Ich glaube, es ist der Sportlehrer mit der Glatze. Erpresser haben oft eine Glatze, und sie sind meistens groß«, sagte Timo.
»Der Englischlehrer ist klein und hat Falten, so jemand kann auch ein Erpresser sein«, wusste Mika.
»Kleine mit Falten sind Giftmischer«, sagte Timo.
»Erpresser«, sagte Mika.
»Giftmischer.«
»Erpresser.«
»Seid still! Beide!«, befahl Hanna. »Hört zu, ich hab einen Plan: Wir beschatten unseren Lehrer, dann sehen wir, wenn der Erpresser ihn wieder erpressen will.«
Während der ersten Pause ging unser Lehrer immer ins Lehrerzimmer, und Mika und Timo bastelten sich Bärte aus Watte, damit sie ihm unauffällig dorthin folgen konnten.
»Seh ich so aus wie ein Schulrat?«, fragte Mika besorgt. Dabei versuchte er seine Stimme zu verstellen, damit sie tief und brummig klang.
»Mehr wie der Weihnachtsmann«, murmelte Timo hinter seinem eigenen Bart.
Kurz darauf klopften zwei Schulräte an die Tür des Lehrerzimmers, und als niemand antwortete, gingen sie hinein.
»Einen schönen guten Tag. Na, haben wir hier auch lauter brave Kinder?«, sagte Mika.
»Das hier sind Lehrer, Dödel!«, zischte Timo und stieß Mika in die Rippen.
»Lehrerdödel?«, fragte Mika verdutzt.
Die Lehrer wunderten sich wahrscheinlich. Niemand erwartete an dem Tag den Schulrat, und schon gar nicht zwei. Unser Lehrer versteckte sich hinter seiner Zeitung, erzählte Timo später. Er tat so, als ginge ihn das alles gar nichts an.
»Hier sieht es ja recht gemütlich aus«, sagte Mika und wollte kehrtmachen und verschwinden. Er bekam es nämlich mit der Angst, weil ihm schon die Hälfte seines angeklebten Barts abgefallen war.
»Gut sieht es hier aus. Und leckere Kekse gibt es auch«, sagte Timo, der einen Teller Kekse auf dem Tisch bemerkt hatte. Er hielt Mika am Ärmel fest, damit er nicht abhauen konnte.
»Möchten die Herren vielleicht ein paar Kekse probieren?«, fragte der kleine faltige Englischlehrer lächelnd.
Timo und Mika erstarrten vor Schreck.
»Bedienen Sie sich. Die sind bestimmt nicht giftig«, lächelte der Englischlehrer.
»Hilfe!«, flüsterte Timo.
»Nein!«, schrie Mika
Dann rannten die beiden nach draußen.
»Und?«, fragten wir.
»Ich hatte recht«, sagte Timo zitternd. »Die kleinen Faltigen sind
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