Ella in der zweiten Klasse
sein soll«, moserte Hanna.
»Soll ich jetzt erzählen oder nicht?«, fragte Timo, dem das Schlaubergerlächeln allmählich zu vergehen schien.
»Logisch!«, riefen wir alle gleichzeitig und so laut, dass die Rosenhecke die ersten gelblichen Blätter verlor.
»Ich hab also gehört, wie der Lehrer und die Direktorin über den Rambo geredet haben«, sagte Timo. »Und die Direktorin hat immer nur den Kopf geschüttelt und gesagt, dass der Rambo kein Junge von diesem Planeten ist«, sagte Timo.
Mit einem Schlag herrschte Totenstille in der Rosenhecke.
Wir sahen einander an.
Ich bekam Gänsehaut.
»Du meinst, er kommt ...?« Tiinas Stimme zitterte, während sie den Blick nach oben richtete, dorthin, wo hinter den Zweigen und Blättern der Rosenhecke der Himmel sein musste, das unendliche Weltall mit seinen Milliarden von unerforschten Planeten.
»Ja, genau das meine ich«, sagte Timo mit belegter Stimme.
»Von da oben?«, versicherte sich Mika.
Timo nickte ernst.
»Das würde einiges erklären«, sagte Hanna, als wir beim Läuten der Schulglocke aus der Hecke krochen.
»Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte ich, während ich Dornen aus Hannas Pullover und Haaren pflückte.
»Nur eins versteh ich nicht«, sagte Pekka. »Warum haut er immer nur, wenn er doch wahrscheinlich einen Laserblick und all so was hat?«
Boxen und Mathematik
In der nächsten Stunde sahen wir den Rambo mit ganz anderen Augen. Man sieht schließlich nicht jeden Tag einen Außerirdischen aus der Nähe. Dafür, dass er von einem anderen Planeten stammte, sah der Rambo ziemlich normal aus, fand ich.
Er war nicht besonders groß. Er war sogar kleiner als ich, und ich gehöre zu den Kleinsten in der Klasse. Aber vielleicht war die Anziehungskraft auf seinem Planeten besonders groß, dann bleiben die Lebewesen darauf eher klein, hab ich mal gelesen. Er hatte dunkle, strubbelige Haare, ein schmales Gesicht und harte Fäuste, wie wir alle schon zu spüren bekommen hatten. Eigentlich sah er so normal aus, dass man nie darauf gekommen wäre, dass er ein außerirdisches Monster war. Aber uns konnte er nicht mehr täuschen. Wir wussten Bescheid!
Als der Rambo merkte, dass wir ihn alle anstarrten, wurde er nervös.
»Möchtest du eins auf die Nase?«, fragte er Timo, der neben ihm stand und ihn durch das Fernglas betrachtete, das er manchmal mit sich herumschleppt.
»Könnten wir verschiedenen Bewohner des Universums nicht miteinander in Frieden leben?«, fragte Timo und hob zum Zeichen des guten Willens die Hände.
Dafür gab ihm der Rambo eins auf die Nase. Dann trat er Hanna gegen den Knöchel, rammte Mika den Ellenbogen in die Seite und schnippte Tiina sein Lineal gegen die Stirn. Mir haute er auf den Kopf, und ich überlegte mir, wieso es Filme gibt, in denen die Außerirdischen gutherzige, freundliche Kreaturen sind. Ich glaube, E.T. ist von vorne bis hinten erfunden.
»He, und was ist mit mir?«, wunderte sich Pekka, den der Rambo wieder mal nicht getreten oder gehauen hatte. Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass er der Sohn der Direktorin unserer Schule ist, wäre ich mir ziemlich sicher gewesen, dass Pekka auch nicht von unserem Planeten stammt.
»Dich heb ich mir zum Nachtisch auf«, knurrte der Rambo und setzte sich, genau als unser Lehrer das Klassenzimmer betrat, auf seinen Platz.
Dafür, dass einer seiner Schüler von einem anderen Planeten stammte, benahm sich unser Lehrer ziemlich normal. Er sagte nur, wir sollten aufhören zu jammern und unsere Mathebücher herausholen.
»Pertti, was ist drei mal zwei?«, fragte der Lehrer den Rambo.
»Möchtest du auch eins auf die Nase?«, fragte der Rambo zurück.
»Dafür wären deine Arme zu kurz, selbst wenn du es versuchen würdest«, seufzte der Lehrer. »Aber mal angenommen, deine Arme wären nicht zu kurz – was gäbe es dann, wenn du mir drei mal zwei auf die Nase geben würdest?«
»Hä?«, machte der Rambo.
Das war der Beweis. Wir anderen wussten nämlich alle die richtige Antwort: Wenn man dem Lehrer drei mal zwei auf die Nase geben würde, gäbe es einen Mordsärger und Nachsitzen.
»Klarer Fall«, sagte Hanna und zwinkerte in die Runde.
»Der ist wirklich von weit her gekommen«, sagte Timo.
»Sollten wir vielleicht das FBI zu Hilfe rufen?«, überlegte ich.
»Oder Leonardo di Caprio«, seufzte Tiina.
»Wozu denn den?«, wunderte ich mich.
»Den wollte ich schon immer mal treffen«, seufzte Tiina.
»Ich hab Angst«, winselte Mika.
»Fünf«, rief Pekka und
Weitere Kostenlose Bücher