Ella in der zweiten Klasse
seine Kugel Erdbeereis auf die Hand gab.
Auf dem Rückweg in die Schule war der Lehrer richtig gut gelaunt. Das Lied sang er erst wieder an der Fußgängerampel beim Kino, als Pekka ihn fragte, wie viele Nächte es noch bis Weihnachten seien, und danach noch einmal für die Menschen an der Bushaltestelle beim Rathaus, einfach so, obwohl wir da nur über Eishockey sprachen.
In der Schule wunderten sich dann alle, dass Tiinas Vater auf uns wartete, aber wir fanden es toll, dass er Tiina den Brummtiger-Brief für fünfzig Euro abkaufte. Tiinas Vater war echt großzügig, und zum Dank versuchten wir so zu brummen, wie wir uns vorstellten, dass Tiger brummten.
Noch mehr wunderten wir uns aber, als Timo den Zylinder vom Kopf nahm.
Der Zylinder war nämlich voller Geld, lauter Münzen und sogar Scheine, die Timo jedes Mal, wenn der Lehrer sein Lied sang, eingesammelt hatte.
Wir hatten alles zusammen genau hundert Euro und zwanzig Cent. Die Sammlung für die Schulnacht war endlich zu Ende. Es war aber auch höchste Zeit.
Der Abschied
Die Schulnacht fand also statt. Aber wirklich glauben konnten wir es erst, als wir zwischen einem Berg von Schlafsäcken und Proviantpaketen mit Bonbons und Würstchen auf dem Schulhof standen.
»Du schaffst das schon«, sagte Hannas Vater und nahm sie in die Arme.
»Wir vertrauen dir«, sagten Timos Eltern und gaben ihm vorsichtshalber eine Kerze mit.
»Benimm dich so, dass wir uns nicht für dich schämen müssen«, sagte Pekkas Mutter, die bekanntlich auch unsere Direktorin ist.
»Du bist ein tapferes Mädchen«, sagte meine Mutter und gab mir einen Kuss auf die Wange.
»Dass du mir heute Nacht niemanden piesackst!«, sagte der Vater des Rambos streng.
»Das ist ein schwerer Augenblick, aber ich glaube, dass es die richtige Entscheidung war«, seufzte Mikas Vater und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
»Danke, danke«, sagte der Lehrer, nachdem ihm alle Eltern noch die Hand geschüttelt, ihn umarmt und ihm gute Ratschläge gegeben hatten. Nur Tiinas Vater war gleich wieder gegangen, weil er angeblich einen wichtigen Termin hatte. Vielleicht hatte ihm aber auch unser Tigerbrummen nicht so gefallen.
Zum Schluss sagten die Eltern noch, wir sollten nicht zu viele Bonbons essen, das Zähneputzen hinterher nicht vergessen und vor allem vorsichtig mit dem Feuer umgehen.
»Ha!«, sagte der Lehrer und nahm das Akkordeon, das er mitgebracht hatte, aus dem Koffer.
»Sieht neu aus«, sagte die Direktorin, als sie es sah. »Das war bestimmt teuer?«
»Hundert Euro und zwanzig Cent«, sagte der Lehrer. »Wenn ihr wollt, singe ich noch ein kleines Abschiedslied.«
Es war komisch, aber plötzlich hatten auch alle anderen Eltern noch Termine. Bis der Lehrer sich das Akkordeon umgeschnallt hatte, waren außer uns nur noch seine Frau und sein Kind da, die bei der Schulnacht dabei sein sollten.
»Liebling, lass doch erst mal das Akkordeon«, sagte die Frau des Lehrers. »Es ist wirklich sehr schön, aber jetzt haben es ja alle gesehen.«
Danach mussten wir nur noch warten, bis der Hausmeister den Schulschlüssel brachte, weil der Lehrer seinen zu Hause vergessen hatte.
Strenge Regeln und eine
gruselige Geschichte
»Hier sieht’s ja genauso aus wie tagsüber auch«, bemerkte Pekka, als der Hausmeister uns endlich ins Schulhaus ließ.
Das stimmte natürlich. Alles war wie an einem normalen Schultag, nur dunkler, und es waren weniger Schüler da.
»Sind Sie auch ganz bestimmt versichert?«, fragte der Hausmeister, der irgendwie besorgt aussah.
»Ich habe eine Brand-, Diebstahl-, Ausreiß- und Abrissversicherung abgeschlossen«, versicherte ihm der Lehrer.
»Die Mädchen schlafen in unserem Klassenzimmer, die Jungen in dem der 2B«, erklärte der Lehrer, als der Hausmeister sämtliche Feuerlöscher der Schule vor die beiden Klassenzimmer gestellt hatte und endlich gegangen war. »Ihr legt erst euer Gepäck ab. Anschließend versammeln wir uns in der Turnhalle, wo ich die Regeln und den Stundenplan für die Schulnacht bekanntgeben werde.«
Ich wollte zwischen Tiina und Hanna schlafen, Hanna wollte zwischen Tiina und mir schlafen und Tiina zwischen Hanna und mir. Das wäre wahrscheinlich schwierig geworden, wenn die Frau des Lehrers nicht auf die Idee gekommen wäre, unsere Schlafsäcke mitten im Klassenzimmer in Form eines Ypsilons auszulegen.
Der Rambo stand inzwischen in der Tür zum anderen Klassenzimmer und drohte, jedem eins auf den Riecher zu klopfen, der auch nur
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