Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
Vom Netzwerk:
dazu, weil der Lehrer uns noch was erklären musste.
    »Die Schließung unserer alten Schule können sie trotzdem nicht mehr rückgängig machen«, sagte er traurig. »Also hilft alles nichts, ab morgen gehen wir alle zusammen in die neue.«
    Alles war geklärt, aber nichts war mehr wir früher, so sah es aus.
    »Macht euch keine Sorgen, Martti wird uns alle retten«, tröstete uns Pekka und strich sanft mit dem Finger über die Streichholzschachtel.

Dann kann man immer noch Formel-1-Rennfahrer werden
    Am nächsten Morgen standen wir alle wieder auf dem Schulhof der neuen Schule. Wir und ein paar Tausend andere Kinder. Ich hatte das Horn dabei, das Anna uns gegeben hatte und in das wir im Notfall blasen sollten. Der Lehrer hängte uns allen kleine Kärtchen um den Hals, auf denen unsere Klasse stand und was jemand tun sollte, wenn er uns zufällig fand.
    »Ohne Zusatzstoffe?«, staunte Timo, als er sein Kärtchen studierte.
    »Du musst es umdrehen!«, sagte Hanna.
    Unser Lehrer hatte die Kärtchen nämlich umweltfreundlich aus alten Kartons ausgeschnitten.
    »Nicht einfrieren!«, las Tiina auf ihrem.
    »Falls Empfänger verzogen, bitte Rücksendung!«, las ich.
    »Vorsicht zerbrechlich!«, las Mika.
    »Vorsicht explosiv!«, las der Rambo.
    »Vor Gebrauch schütteln!«, las Pekka. Dann drehte er das Kärtchen um und wunderte sich: »Klasse 2Z?«
    »Vorher waren wir doch in der A«, staunte Hanna.
    Das stimmte. Wir waren schon immer in der A gewesen, seit der ersten Klasse. Und unser Lehrer war immer der Lehrer der A gewesen, auch seit der ersten Klasse. Jetzt sollte er plötzlich der Lehrer der Z sein. Das fanden wir überhaupt nicht gut. Dass er so weit ans Ende des Alphabets gerutscht war, hatte unser Lehrer nicht verdient.
    Als es klingelte, machten wir uns auf den Weg in unser neues Klassenzimmer. Der Lehrer ging voran, und wir verliefen uns trotzdem dreimal. Erst las der Lehrer die Landkarte falsch, dann stimmte was mit dem Kompass nicht, und als er mit dem Handy navigieren wollte, war der Akku leer.
    »Keine Sorge, wir finden es schon. Es hat sich noch keiner für immer in einer Schule verlaufen«, tröstete uns der Lehrer.
    Wir mussten an das Skelett auf dem Dachboden denken, aber wir sagten nichts, weil wir den Lehrer nicht noch nervöser machen wollten, als er sowieso schon war.
    Und dann erreichten wir doch noch unser neues Klassenzimmer.
    Das heißt, eigentlich war es kein Zimmer, sondern ein Stück Treppe, das mit Seilen extra für uns abgetrennt war. Über uns auf derselben Treppe saß die Klasse 1X und unter uns die Klasse 5€. Wir wunderten uns erst ein bisschen über das €, aber angeblich waren an der Schule die Buchstaben ausgegangen, weil es so viele Klassen gab. Wenn man es sich genauer überlegte, war das € aber gar keine so schlechte Idee. In eine €-Klasse konnten zum Beispiel alle gehen, die später Millionäre werden wollten. Und in die !-Klassen die Schreihälse und Politiker. Oder in die ?-Klassen die naseweisen Zeitungs- und Fernsehreporter.
    »Und in die #-Klassen?«, fragte Pekka.
    »Die Knackis natürlich«, sagte Timo, der auch auf so schwierige Fragen eine Antwort weiß.
    Im Unterricht setzte sich der Lehrer dann ans obere Ende unseres Treppenabschnitts und schaute zu uns herunter.
    »Von solchen kleinen Widrigkeiten lassen wir uns nicht unterkriegen«, sagte der Lehrer. »Bildung hängt bekanntlich nicht von äußerlichen Dingen ab, sondern vom Willen.«
    Da meldete sich Pekka.
    »Und was ist, wenn man gar keine Bildung will?«, fragte er.
    »Dann kann man immer noch Formel-1-Rennfahrer werden«, sagte der Lehrer.
    Wir fanden es schön zu hören, dass es sogar für so schlimme Fälle noch irgendeine Arbeit gab. In der Welt war schon alles sehr gut eingerichtet.
    In der ersten Stunde hatten wir Musik, und wir sangen natürlich das Pechvogellied. Das singen wir immer. Der Lehrer begleitete uns auf dem Akkordeon, das Pekka aus der alten Schule gerettet hatte. Der Lehrer ermahnte uns, schön laut und vernehmlich zu singen, und das machten wir.
    Vielleicht sangen wir sogar ein bisschen zu laut und vernehmlich, jedenfalls beklagte sich der Lehrer der 1X über uns auf der Treppe, er selbst könne seine eigenen Gedanken nicht mehr hören und seine Klasse kein Wort von dem Märchen, das er ihnen gerade vorlas.
    Beim Lehrer der 5€ unter uns war es anders. Er fand unseren Gesang so schön, dass er uns vorschlug, auch im Ausland aufzutreten. Weil er so schnell redete, verstanden wir

Weitere Kostenlose Bücher