Ella und das große Rennen
fürchterlich sein, sagt er.«
»Und was heißt das?«, fragte ich.
»Dass er die Formel-1-Rennstrecke woanders baut.«
»Und das wäre so fürchterlich?«, fragte Hanna.
»Ja«, sagte Anna. »Die Leute sind nämlich alle ganz verrückt nach Formel-1-Rennen. Eine Rennstrecke würde Touristen hierherbringen und unsere Gemeinde in der ganzen Welt bekannt machen. Es wäre eine Katastrophe, wenn die Rennstrecke nicht hier gebaut würde. Außerdem könnte sein Vater vielen Leuten das Leben zur Hölle machen.«
»Wieso das denn?«, fragte Tiina.
»Er könnte zum Beispiel alle Wohnungen und Häuser kaufen und sie in Zahnarztpraxen umwandeln.«
Langsam dämmerte uns, was alle anderen offenbar schon wussten, nämlich dass reiche Leute, wenn sie wollen, hundertmal gefährlicher sind als arme.
Die ganze Zeit hatte Anna ihre Mütze normal getragen, jetzt zog sie sie wieder tiefer. Wir hätten sie gerne noch ein bisschen weiter ausgefragt, aber es sah so aus, als hätte sie keine Lust mehr, uns was zu erklären. Außerdem war die Pause vorbei, und wir mussten in unsere Klasse auf der Treppe zurück.
»He!«, rief Timo Anna hinterher. »Und wo genau wird die Rennstrecke gebaut?«
»Wisst ihr das nicht?« Annas Stimme hörte sich echt überrascht an. »Sie kommt dahin, wo eure alte Schule steht.«
Darum müssen wir unsere Kinder verteidigen
Wir hielten wieder ein Treffen oben auf dem Felsen ab. Der Lehrer strich gerade die Wände des Kinderzimmers grün. Der Frau des Lehrers hatten die blauen Wände auch gefallen, aber wenn das Baby ein Mädchen wurde, würden sie ja nicht dazu passen.
Die Frau des Lehrers war in der Küche und fütterte das Kind, das sie schon hatten, und die Hunde Koj und Ote saßen am Fenster und schauten zu uns her. Pekka versuchte, Martti das Sprechen beizubringen, aber entweder konnte es der Käfer nicht, oder er hatte nichts zu sagen.
Es war später Nachmittag, und es wurde schon dunkel, aber wir hatten immer noch keinen Plan, wie wir die Schule retten konnten. Dass sogar Timo still war, machte uns die meisten Sorgen.
»Und wenn wir den Jungen überreden würden, die Sportart zu wechseln? Wenn er zum Beispiel segeln würde, bräuchte er gar keine Formel-1-Rennstrecke«, sagte Hanna lahm.
»Und stattdessen wird ein künstlicher See gebaut«, sprach Timo das aus, was wir alle dachten.
Wir begannen uns langsam damit abzufinden, dass unsere alte Schule nicht mehr zu retten war. Aber es fühlte sich echt mies an, dass Erwachsene über Kinderangelegenheiten entscheiden durften, obwohl die Kinder es besser wussten. Aber so war es ja immer: Wir wussten, dass Spaghetti Bolognese besser schmeckte als Pilzsuppe, und trotzdem mussten wir auch Pilzsuppe essen. Wir wussten, dass ein unordentliches Zimmer erst richtig gemütlich war, und trotzdem mussten wir aufräumen. Wir wussten, dass es viel schöner war, in unsere gemütliche alte Schule zu gehen, und trotzdem mussten wir in die neue Monsterschule.
»Hört mal zu da oben!«, sagte der Lehrer, der plötzlich mit dem grünen Pinsel in der Hand auf dem Hof stand. »Ich glaube, es hilft alles nichts, wir müssen für unsere alte Schule kämpfen. Bestellt ihr bitte euren Eltern, dass wir morgen Abend hier bei uns einen Elternabend abhalten?«
Das musste er uns natürlich nicht zweimal sagen. Die Idee fanden wir klasse. Vielleicht würden der Lehrer und unsere Eltern zusammen einen Weg finden, wie wir unsere Schule behalten konnten. Klar, es konnte auch schiefgehen. Dann wurde der Vater des Formel-1-Jungen vielleicht sauer und kaufte alle Häuser um das Lehrerhaus herum und machte Katzenpensionen draus, und der Lehrer wurde verrückt, weil die Halbkojoten Koj und Ote Tag und Nacht heulten. Mit so was musste man rechnen, aber einen Versuch war es wert.
Am nächsten Abend versammelten wir uns alle zusammen beim Lehrer. Das heißt, wir und unsere Mütter versammelten uns. Die Väter waren zu Hause geblieben, weil im Fernsehen das freie Training eines Formel-1-Rennens irgendwo in der Wüste übertragen wurde.
Während der Lehrer unseren Müttern die grünen Wände des Kinderzimmers vorführte, servierte uns die Frau des Lehrers in der Küche Saft und Kekse.
»Tolle Farbe«, hörte ich meine Mutter sagen.
»Als stünde man im Wald«, sagte Hannas Mutter begeistert.
»In so einem Zimmer können Jungen
und
Mädchen schlafen«, sagte Tiinas Mutter.
»Sogar Eichhörnchen«, murmelte die Mutter des Rambos.
Dann versammelten sich die Erwachsenen im
Weitere Kostenlose Bücher