Ella und das große Rennen
sie ihn nicht gefunden hat, wollte meine Mutter auf einmal mich mitnehmen, da hab ich mich erinnert, dass er sich in der Kammer unter der Treppe versteckt.«
Wir fanden es toll, dass Pekka erst fast seinen Vater und dann auch noch sich selbst gerettet hatte, aber bei der Rettung unseres Lehrers und der Direktorin und der ganzen Schule half uns das leider kein bisschen.
Wir schauten auf Timo und warteten, was er sagte.
»Ich hab einen Rettungsplan«, sagte er. Wir wussten, dass er uns nie im Stich lässt, aber wir waren trotzdem erleichtert. »Passt auf: Wer kann den Lehrer und die Direktorin begnadigen und sie wieder auf freien Fuß setzen?«, fragte er.
Das fanden wir alle eine echt schwierige Frage. Hanna schlug Johnny Depp vor, weil sie ihn für so einen tollen Schauspieler hält. Mika schlug Batman vor, weil der sein großer Held ist. Pekka schlug Martti vor, und die anderen weiß ich nicht mehr. Aber Timo war sowieso mit keinem einverstanden.
»Wer kann beschließen, dass unsere Schule nicht geschlossen werden darf?«, versuchte er es noch mal.
Hanna schlug wieder Johnny Depp vor, Mika wieder Batman und Pekka wieder Martti, und die anderen weiß ich wieder nicht mehr. Aber Timo schüttelte sowieso nur den Kopf.
»Wer kann
alles
bestimmen?«
Das fanden wir schon eine viel leichtere Frage.
»Die Mütter«, antworteten wir alle, außer Pekka, der wieder Martti vorschlug.
»Stimmt«, gab Timo zu, aber er war immer noch nicht zufrieden. Genies sind manchmal ganz schön schwierig. »Der Präsident«, beantwortete er seine Frage selbst.
Das stimmte natürlich. Nach den Müttern war der Präsident bestimmt der mächtigste Mensch der Welt.
»Du meinst, wir sollen den Präsidenten bitten, dass er den Lehrer und die Direktorin begnadigt?«, fragte ich.
»Nein«, sagte Timo. »Ich meine, dass wir uns verkleiden sollen. Wir verkleiden uns als Präsidenten und befreien erst den Lehrer und die Direktorin aus dem Gefängnis und dann unsere Schule aus den Fängen des bösen Schulamts.«
Timos Plan war so genial wie immer. Niemand würde es wagen, sich einer ganzen Clique von Präsidenten zu widersetzen, das stand fest. Weil ich am nächsten wohnte, holten wir bei uns die Watte für falsche Bärte, dann verkleideten wir uns. Nur Mika lief noch schnell nach Hause, seinen Umhang und seine Maske holen, weil er statt Präsident lieber Batman sein wollte.
In der Polizeiwache war eine hohe Theke, dahinter stand ein Schreibtisch, und hinter dem Schreibtisch saß ein Polizist. Er guckte ganz schön verdattert, als wir mit wehenden Bärten einmarschierten. Wir sahen auch bestimmt eindrucksvoll aus: sechs Präsidenten und Batman. Ich war mir sicher, dass sich kein Polizist der Welt einer solchen Übermacht widersetzen würde.
»Guten Tag! Wie kann ich den Herren helfen?«, fragte der Polizist.
»Wir sind keine Herren«, sagte Hanna und zeigte erst auf sich und dann auf Tiina und mich.
»Wir sind Präsidenten«, erklärte es Timo genauer.
»Der auch?«
Der Polizist zeigte auf Mika mit seinem Umhang und seiner Maske.
»Nein, ich bin Batman«, sagte Mika.
»Und das hier ist Martti«, sagte Pekka und hielt die Streichholzschachtel mit seinem Käfer hoch.
»Batman als Präsident?«, sagte der Polizist mit gerunzelter Stirn. »Die Wahl muss ich irgendwie verpasst haben. Aber eine gute Idee, den hätte ich bestimmt gewählt.«
»Was für eine Wahl?«, fragte ich überrascht, weil ich echt nicht wusste, wovon er sprach.
»Die Präsidentschaftswahl. Der Präsident wird in unserem Land ja gewählt. Aber das wissen die Herren sicher, wenn sie alle Präsidenten sind«, sagte der Polizist.
»Welche Herren?«, fragte Pekka.
»Klar wissen wir das«, sagte Timo und warf uns einen warnenden Blick zu. »Ohne Wahl stünden wir schließlich nicht hier.«
»Was denn jetzt für ein Wal«, fragte Pekka. »Wozu brauchen Präsidenten einen Wal?«
»Und wir sind immer noch keine Herren«, sagte Hanna und zeigte wieder auf uns Mädchen. Hanna kann ganz schön hartnäckig sein.
»Für Damen haben Sie tolle Bärte«, sagte der Polizist anerkennend.
»Danke. Für die Verkleidung haben wir auch ganz schön lange gebraucht«, sagte Hanna, und wir anderen nickten, weil es stimmte. Auch Pekka nickte, und leider ging davon sein Bart ab.
»Mist«, sagte Pekka und versuchte, ihn wieder festzumachen, aber er hielt nicht mehr. Da knöpfte Pekka sein Hemd auf und stopfte den Bart hinein.
»Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, wächst der
Weitere Kostenlose Bücher